Stuttgart. Der VfB Stuttgart trennt sich von Kevin Großkreutz nach einer nächtlichen Prügelei

Mit Tränen in den Augen akzeptierte Weltmeister Kevin Großkreutz das Aus beim VfB Stuttgart als drastische Konsequenz einer Partynacht, die mit einer üblen Prügelei endete. Emotional verabschiedete sich der frühere Nationalspieler vom VfB Stuttgart – und vorläufig auch von seiner Profikarriere. Der Club, derzeit Tabellenführer der Zweiten Liga, löste den Vertrag mit dem Rechtsverteidiger mit sofortiger Wirkung auf.

„Ich werde jetzt erstmal ruhiger machen“, sagte Großkreutz, der seit Dezember Vater einer kleinen Tochter ist. Er wolle zunächst mit dem Profifußball nichts zu tun haben. Sichtlich gezeichnet und mit einer grauen Mütze auf dem verletzten Kopf bezog Großkreutz am Freitag Stellung und konnte seine Gefühle nicht zurückhalten. Seine Stimme stockte, er weinte. „Ich möchte nicht einfach so abhauen. Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut“, sagte der 28-Jährige. „Ich kann mich dafür nur entschuldigen.“

In der Nacht auf Dienstag war der Defensivspieler in einem Stuttgarter Ausgehviertel in eine Schlägerei geraten und hatte sich anschließend mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus behandeln lassen müssen. Bei der nächtlichen Tour, die unter anderem auf eine Oberstufenparty und in eine Edeldisco geführt haben soll, waren auch VfB-Nachwuchsspieler dabei. „Ich bin froh, dass ich überhaupt hier bin“, sagte Großkreutz.

Nach dem Abstieg mit dem VfB im Sommer hat der Absturz des Weltmeisters eine neue Dimension erreicht. Schon in der Vergangenheit entsprach er abseits des Fußballs nicht den Anforderungen an ein Vorbild. Der angebliche Dönerwurf 2014 in der Kölner Innenstadt oder die Pinkelaffäre wenig später, als er im Anschluss an das gegen Bayern München verlorene DFB-Pokalfinale in der Lobby eines Berliner Hotels volltrunken uriniert haben soll, bescherten ihm den Ruf eines Skandalprofis.

Zu seiner Glanzzeit bei Borussia Dortmund wurden ihm die Aussetzer weitgehend verziehen. Der VfB Stuttgart braucht für den angestrebten Aufstieg in die Bundesliga Ruhe und hatte jetzt genug. Das Sportliche war vor dem Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig am Montag kein Thema. Unter den VfB-Fans wird es sicher nicht wenige geben, die seinen Abgang bedauern. Wegen seiner offenen Art, die er auch in den sozialen Netzwerken pflegt, war er stets beliebt. Auch Sportdirektor Jan Schindelmeiser betonte, wie wichtig ihm die menschliche Komponente sei. „Auch wenn der Vertrag aufgelöst wurde, ist er noch immer unser Junge.“ Großkreutz hofft auf eine Einladung zur angepeilten Aufstiegsfeier.