Rio de Janeiro. Dubiose Zahlungen an Papa Diack. IOC spricht von „ernsthaften Vorwürfen“

Korruptions- ­vorwürfe – und wieder der Name Diack: Wie vor Tokio 2020 soll es auch bei der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2016 an Rio zu dubiosen Zahlungen an die Familie des früheren IOC-Mitglieds Lamine Diack (83) gekommen sein. Das berichtet die französische Tageszeitung „Le Monde“.

Drei Tage vor der Wahl des Gastgebers 2016 im Jahr 2009 soll ein brasilianischer Geschäftsmann 1,5 Millionen US-Dollar auf das Konto von Papa Massata Diack, Sohn des damaligen IOC-Mitglieds und Leichtathletik-Weltverbandspräsidenten Lamine Diack, gezahlt haben. Französische Ermittler schließen eine Beeinflussung zugunsten Rios nicht aus.

Am 2. Oktober 2009 hatte die brasilianische Metropole in Kopenhagen als erste südamerikanische Stadt den Zuschlag für die Ausrichtung der Sommerspiele erhalten und dabei die Mitbewerber Madrid, Tokio und Chicago ausgestochen. Drei Tage zuvor war auf dem Konto der Firma Pamodzi Consulting von Papa Massata Diack die genannte Summe eingegangen.

Überwiesen wurde das Geld von der Matlock Capital Group, einer Holding des schwerreichen Geschäftsmannes Arthur Cesar de Menezes Soares Filho. Der Unternehmer war ein Freund des ehemaligen Gouverneurs von Rio de Janeiro, Sergio Cabral. Cabral wurde im November 2016 wegen Korruption und Geldwäsche verhaftet.

Zu den Vorwürfen teilte Papa Massata Diack „Le Monde“ lapidar mit: „Viel Glück für Ihren Artikel!“ Während Lamine Diack nicht antwortete, erklärte Mario Andrada, Sprecher des Organisationskomitees von 2016: „Rio gewann mit 66 zu 32 Stimmen, das war ein klarer Sieg.“ Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass die einst glänzend vernetzten Diacks Stimmenpakete besorgt haben könnten. Lamine Diack war im November 2015 vom IOC suspendiert worden, er legte daraufhin seine Ehrenmitgliedschaft nieder. Er steht seitdem in Frankreich wegen des Verdachts auf Korruption und Geldwäsche unter Hausarrest. Unter seiner Präsidentschaft wurden im Leichtathletik-Weltverband IAAF Dopingfälle gegen Bezahlung vertuscht und ein Korruptionssystem installiert. Sein Sohn, der ebenfalls in die IAAF-Skandale verstrickt war, befindet sich derzeit angeblich im Senegal und wird per internationalem Haftbefehl gesucht.

Das Internationale Olympische Komitee sprach von „ernsthaften Vorwürfen“ und wies darauf hin, dass die Ringe-Organisation in dem laufenden Verfahren als Zivilkläger weiter verpflichtet sei, den Vorgang aufzuklären und die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft fortzusetzen. (HA)