Hamburg. Mit Sponsorenhilfe haben die BG Baskets aufgerüstet. Nun soll mit sportlichem Erfolg zurückgezahlt werden

Wir sind dran, können mithalten, sagen sie. Jetzt kommen die entscheidenden Spiele. Da geht noch was. Hoffnung. Platz drei belegen die Rollstuhlbasketballer von den BG Baskets im HSV zwei Spieltage vor Ende der Bundesliga-Punktrunde, die Play-offs der besten vier um die Meisterschaft sind erreicht. Im europäischen Champions Cup stehen sie erstmals im Viertelfinale, das vom 10. bis 12. März in Madrid ausgetragen wird. „Wir haben eine gute Entwicklung genommen“, sagt Trainer Holger Glinicki (63).

Und doch: Irgendwie fehlt noch etwas, der Knaller, der Aha-Effekt. „Wir wollen den Bock nun mal umstoßen und eines der beiden Topteams schlagen“, sagt HSV-Geschäftsführer Jörn Spuida. Dem deutschen Meister Thüringen unterlagen die Hamburger 61:82 und 68:94. Gegen die RSG Lahn-Dill aus Wetzlar gab es im Hinspiel eine 57:88-Klatsche. An diesem Sonntag (17 Uhr) steht nun das Rückspiel gegen den hessischen Bundesligazweiten an. Der ultimative Härtetest vor den alles entscheidenden Spielen der Saison. „Um zu gewinnen, brauchen wir ein Spiel, in dem alles klappt“, sagt Glinicki, „es darf kein schwaches Viertel geben.“

Von „Lahn-Dill-Wochen“ sprechen sie bei den BG Baskets. Auch im DM-Halbfinale (25./26. März) und im Final Four des Pokals (1./2. April) treffen die Hamburger auf das Team aus Wetzlar. „Es wird jetzt Zeit, einmal die Großen zu schlagen“, fordert Spuida. „Wir sind leider immer noch zu wenig konstant“, spricht Kapitän Gaz Choudhry das Hauptproblem an. Im Sommer hatte es einen gewaltigen Umbruch gegeben. Der HSV leistet sich mit großer finanzieller und materieller Unterstützung des BG Klinikums eine All-Star-Mannschaft, die das dominierende Duo aus Elxleben und Wetzlar sprengen sollte. Noch ist das nicht gelungen.

Der Brite Choudhry, der US-Amerikaner Jake Williams, die deutschen Nationalspieler Kai Möller und Matthias Heimbach kamen unter anderen dazu. Fast alle Spieler waren bei den Paralympischen Spielen in Rio im Einsatz. „Die Integration war schwieriger, als ich mir das gedacht habe“, räumt Glinicki ein. „Menschlich haben wir noch nicht alle ganz erreicht, und spielerisch geht es nicht so schnell, vor allem in der Defense gibt es Abstimmungsprobleme.“

Es sind Vollprofis, die in Hamburg spielen, weil sie hier auf höchstem Niveau trainieren können. Fernziel für alle ist die WM 2018 mit ihren Nationalmannschaften in Hamburg. „Mir geht es hier super“, sagt Center Kai Möller (26), von Beruf Kaufmann. Der gebürtige Schleswiger ist aus Kaiserslautern in den Norden zurückgekehrt, auch er lebt in einem Appartement, das von der BG Klinik zur Verfügung gestellt wird.

Auch für Anne Patzwald (27) hat sich der Wechsel gelohnt, jedenfalls sportlich. „Ich bekomme immer mehr Einsatzzeiten“, sagt die Nationalspielerin. Ihre Hoffnung auf einen Job als Ergotherapeutin hat sich noch nicht erfüllt, auch nicht im BG Klinikum. Bleiben möchte auch der Londoner Choudhry (31): „Ich liebe die Stadt.“ Er ist gerne in der Schanze und auf der Langen Reihe unterwegs. Als Unterschenkelamputierter ist er weniger auf Barrierefreiheit angewiesen als einige seiner Mitspieler. „Mein Vertrag endet am Saisonende. Ich würde gerne verlängern, hier kann etwas entstehen.“ Kollege Jake Williams (25) aus den USA hat sich noch nicht festgelegt. „Ich will dort spielen, wo ich etwas erreichen kann“, sagt der 25-Jährige. Mit starken Leistungen in Rio und bei der Europacup-Vorrunde in Sardinien hat er auch die Konkurrenz auf sich aufmerksam gemacht.

Längst laufen die Planungen für die kommende Saison. Einen ähnlich großen Umbruch wie zuletzt soll es jedoch nicht geben. Glinicki: „Viele Spieler haben signalisiert, dass sie bleiben wollen.“ Bis einschließlich der kommenden Saison besteht finanzielle Planungssicherheit, dann endet der Vertrag mit den BG Kliniken. Was danach kommt, weiß man nicht. Immerhin beträgt der Jahresetat für die Bundesligamannschaft rund 250.000 Euro. „Wir werden den Sommer nutzen, um Gespräche zu führen“, erklärt Spuida. Sportlich aufsehenerregende Erfolge würden dabei helfen. In einer Stadt wie Hamburg genügt Rang drei nur selten.