Hamburg. Der ehemalige Ersatzmann kehrt als St. Paulis Nummer eins nach München zurück

Bis drei Uhr in der Nacht war Philipp Heerwagen noch wach. Keine Chance auf Schlaf nach dem 5:0-Sieg gegen den Karlsruher SC für den Torwart des FC St. Pauli. Viel zu aufgewühlt war er noch von diesem magischen Montagabend am Millerntor. Die Fans, die Stimmung, der Sieg, die Sprechchöre „Heerwagen, Heerwagen!“

„Hab ich nicht gehört“, sagt der 33-Jährige, „ich bin im Spiel so im Tunnel, dass ich wenig von außen mitbekomme.“ Das wird auch am Sonnabend (13 Uhr/Sky) im Auswärtsspiel bei 1860 München nicht anders sein, auch wenn sich dort die Kulisse völlig von dem engen, lauten Fußballtempel am Millerntor unterscheidet. 1860 in Bayerns Allianz Arena, das passt nicht. Auch wenn die „Löwen“ durchschnittlich 22.000 Besucher empfangen, in dem 75.0000-Mann-Stadion verlieren sie sich. „Melancholisch“, sagt Heerwagen wirkten die grauen, leeren Sitzreihen auf ihn.

Seit seinem vierten Lebensjahr wuchs Heerwagen in München auf, begann als Sechsjähriger bei der SpVgg Unterhaching, im Alter von 15 bis 19 Jahren wurde er beim FC Bayern ausgebildet, bevor er dann wieder nach Unterhaching ging, mit denen er 2003 in die Zweite Bundesliga aufstieg. Der Keeper erinnert sich noch bestens an das Lokalderby mit Haching gegen die Sechziger im August 2004 im Stadion an der Grünwalder Straße (2:2). „22.000 Fans, ausverkauft, großartige Stimmung wie bei uns am Millerntor“, erzählt er und behauptet: „1860 hätte Giesing nie verlassen dürfen. So wie St. Pauli auch im Stadtteil geblieben ist.“

Weil jetzt aber immer genug Platz in der großen Hightech-Schüssel am Münchner Stadtrand ist, war es auch kein Problem, reichlich Karten für seinen persönlichen Anhang zu besorgen. „Zahlreiche Freunde und Verwandte werden da sein“, erzählt Heerwagen, „es ist ein besonderes Spiel für mich. Ich freue mich schon sehr darauf.“

Aber natürlich auch wegen der sportlichen Situation. Nach den Partien gegen Bielefeld und Karlsruhe ist es das dritte Spiel in Folge gegen einen direkten Tabellennachbarn. Die Münchner sind allerdings in den letzten sechs Heimspielen seit dem 21. November ungeschlagen. Doch mit Heerwagen fährt St. Pauli ja auf der Überholspur. Seit acht Partien hütet er den Kasten, weil sich Robin Himmelmann verletzt hatte, seitdem gab es nur eine Niederlage gegen Tabellenführer VfB Stuttgart. „Es liegt immer an allen und nie nur an einer Person“, sagt St. Paulis Nummer eins, „alle Spieler geben Vollgas, und der Konkurrenzkampf hilft im Training.“

So, wie er sich drei Jahre lang im Training „ohne Motivationsprobleme“ voll reingehängt hatte, obwohl es nur zu zwei Spielen reichte. „Er war trotzdem immer eine unserer Führungsfiguren“, sagt Trainer Ewald Lienen, „Philipp ist einer, der die Richtung vorgibt.“ Und die führt derzeit nach oben.