Schwerin. Ex-Weltmeister will als Trainer die Allianz zwischen Profis und Amateuren stärken

Die Revolution im deutschen Boxsport, der am vergangenen Wochenende die vom Weltverband Aiba gewünschte Aufhebung der Trennung zwischen Amateur- und Profibereich vollzog, mag viele Menschen überrascht haben. Für Jürgen Brähmer war es nur der Vollzug einer Vision, an der er seit Monaten schon arbeitet. „Das Boxen kann sportlich nur erfolgreich sein, wenn wir Amateure professionell trainieren und ihnen damit einen vernünftigen Weg in eine Profilaufbahn ebnen“, sagt der 38 Jahre alte Schweriner, „die Zeiten, dass Profis und Amateure sich als Konkurrenten betrachtet haben, müssen endlich vorbei sein.“

Der langjährige Halbschwergewichts-Weltmeister, der seinen Titel im vergangenen Oktober wegen einer im Kampf erlittenen Ellenbogen- und Rückenverletzung an den Waliser Nathan Cleverly verlor, will die Zukunft aktiv mitgestalten. Seit einem Jahr ist er in seiner zweiten Karriere als Trainer von WBA-Supermittelgewichtschampion Tyron Zeuge (24) tätig und hat in den vergangenen Monaten viele Ideen entwickelt, um den Boxsport weiter zu fördern. Mit seiner Trainingsgruppe, zu der auch die Jungprofis Araik Marutjan (24/Mittelgewicht) und Denis Radovan (24/Supermittel) zählen, arbeitet er in enger Kooperation mit Cheftrainer Michael Timm am Schweriner Olympiastützpunkt.

Seinen nächsten Schritt hat der Mecklenburger auch schon geplant. Am Medeweger See, zwischen der Schweriner Stadtmitte und dem Ortsteil Lankow gelegen, lässt er ein altes Wasserwerk zu einem hochmodernen Trainingsgym umbauen. Dort soll nicht nur seine Profi-Trainingsgruppe ihre neue Heimat finden. „Wir werden auch den Amateuren von Traktor Schwerin Trainingszeiten anbieten und mit den Athleten von Michael Timm arbeiten“, sagt Brähmer, der selbst in der Nachbarschaft des neuen Gyms wohnt und das Gelände durch Zufall entdeckte.

Wann genau er dort den Trainingsbetrieb aufnimmt, kann Brähmer noch nicht preisgeben. Sein ursprünglich für den 8. April geplanter Rückkampf gegen Cleverly musste wegen fehlender TV-Zeiten verschoben werden. Ein neues Datum steht nicht fest. Klar ist, dass Brähmer mit dem Hamburger Sauerland-Team kooperieren will, für das er selbst in den Ring steigt. „Ich werde Sauerland-Boxer trainieren und nach Talenten Ausschau halten, die für den Stall infrage kommen könnten“, sagt er.

Dass es an Letzteren nicht mangelt, hat Jürgen Brähmer in den vergangenen Monaten feststellen können. „Wir haben in Schwerin einen enormen Zulauf. Für die Amateure wird gerade ebenfalls eine neue Halle gebaut. Ich glaube, dass wir hier die bestmögliche Ausbildung und Qualität bieten können“, sagt er. Fest steht, dass er seine Profigruppe aufrüsten möchte. „Wir haben definitiv Luft nach oben, aber ich gucke mir die Kandidaten genau an. Es muss menschlich und sportlich passen“, sagt er. Ein Funktionsteam aus Fachleuten in Athletik, Ernährung und Psychologie möchte er in den kommenden Monaten aufbauen, um den Sportlern den Rahmen für eine optimale Vorbereitung zu bieten. Sein Ziel ist es, dass sich Amateure und Profis zusammen auf einer Veranstaltung duellieren. „Es gibt noch einige offene Fragen, und mich stören auch einige Dinge. Aber ich möchte konstruktiv daran mitarbeiten, unseren Sport weiter nach vorne zu bringen“, sagt er.