HAmburg. 1:2 gegen Mönchengladbach Unnötige Fouls von Mavraj und Ostrzolek zerstören den Traum vom Pokal-Halbfinale – Fans feierten trotzdem

Es gab Applaus. Viel Applaus. Als die geschlagene Mannschaft des HSV nur zwei Minuten nach dem Schlusspfiff zu den Fans schlich, wurde sie gefeiert. „HSV, HSV, HSV“, skandierte die Menge auf der Nordtribüne. Die Hamburger waren soeben nach dem 1:2 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach im Viertelfinale aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Es war das Ende aller Träume und nach dem 0:8 von München die zweite bittere Niederlage innerhalb weniger Tage. Doch die Fans feierten ihre Mannschaft, als wäre sie gerade in den Europapokal eingezogen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Nach dem Pokalaus durch die zwei Elfmetertore von Lars Stindl (53.) und Raffael (61.) geht es für den HSV in dieser Saison nur noch um den Kampf gegen den Abstieg aus der Bundesliga. „Wir sind enttäuscht, aber das war die richtige Reaktion nach dem Bayernspiel“, sagte Sportchef Jens Todt.

Nur vier Tage nach der Pleite in München war zumindest unter den Fans von Frust nichts mehr zu spüren. Bereits am Dienstag hatte eine Fangruppe einen offenen Brief verfasst, in dem sie um geschlossene Unterstützung für die Mannschaft aufrief. „Die Fans haben ein gutes Gespür für unsere Mannschaft“, sagte Trainer Markus Gisdol, der verriet, dass der Brief vor dem Spiel in der Kabine vorgelesen wurde.

Auch vor dem Anpfiff, der aufgrund von Verkehrsproblemen um zehn Minuten verschoben wurde, gab es für die Anhänger nur ein Motto: „Kurs halten und volle Kraft voraus“, stand auf einer riesigen Choreografie mit einem HSV-Tanker in der Mitte. Eine Atmosphäre, die sich auf den Platz übertrug. Die Hamburger schafften es von der ersten Sekunde an, die Bayern-Blamage abzuschütteln. Gisdol hatte die Mannschaft im Vergleich zum 0:8 auf fünf Positionen verändert. Bobby Wood ersetzte Michael Gregoritsch. Für Douglas Santos und Walace spielten Matthias ­Ostrzolek und Albin Ekdal. Aaron Hunt übernahm die Position auf der linken Außenbahn von Filip Kostic. Und in der Abwehr feierte Kyriakos Papadopoulos nach seiner Schulterzerrung sein Comeback. Johan Djourou blieb mit einem grippalen Infekt im Bett.

Vor 53.249 Zuschauern und unter den Augen von DFB-Präsident Reinhard Grindel startete der HSV gegen den Europa-League-Achtelfinalisten Gladbach griffig und giftig. Auch Ex-HSV-Kapitän Rafael van der Vaart sah auf der Tribüne eine leidenschaftliche Hamburger Mannschaft, die durch Wood (18.) die erste Großchance des Spiels vergab. Der US-Stürmer scheiterte an Torhüter Yann Sommer. Papadopoulos (19.) und Nicolai Müller per Seitfallzieher (23.) vergaben weitere Möglichkeiten. „Der HSV hat richtig Alarm gemacht. Wir hatten große Probleme“, sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking.

Nach 30 Minuten wurde dann allerdings die Borussia immer stärker. Vor allem Stindl zog das Spiel mehr und mehr an sich. Bereits vor der Halbzeit gingen die einzigen beiden Abschlüsse der Gäste auf sein Konto (15./37.). Sein dritter Torschuss sollte dann die Führung bedeuten. Nach einem Foul von Mergim Mavraj an Patrick Herrmann entschied Schiedsrichter Marco Fritz richtigerweise auf Elfmeter. Stindl ließ Adler keine Chance (53). Es war bereits der achte verursachte Elfmeter des HSV in dieser Saison – und es sollte nicht der letzte bleiben. Nur acht Minuten später holte Ostrzolek Jonas Hofmann nicht weniger stümperhaft von den Beinen. Wieder Elfmeter, wieder Tor. Diesmal traf Stindls Sturmpartner Raffael (61.).

Gisdol hatte vor dem Spiel Elfmeter üben lassen. Elfmeter vermeiden gehört offenbar nicht zum Trainingsplan. Bereits im Bundesligaspiel im Oktober in Mönchengladbach hatte der HSV zwei Strafstöße verursacht. Damals vergab Gladbach beide Versuche, das Spiel endete 0:0. Die Geschichte sollte sich nicht wiederholen. „Wenn man immer so viele Elfmeter bekommt, ist es natürlich schwierig zu gewinnen“, sagte HSV-Kapitän Gotoku Sakai.

Der HSV mühte sich zwar noch um den Anschlusstreffer, doch der kam zu spät. Bobby Wood verkürzte Sekunden vor Ende noch auf 1:2. Um 20.29 Uhr besiegelte der Schlusspfiff alle Hamburger Träume. Vor allem Papadopoulos ärgerte sich maßlos, hielt im Kreis eine emotionale Ansprache. „Papa war richtig böse. Aber er hat gesagt, dass die Gladbacher ja schon nächste Woche wieder hierherkommen müssen“, sagte Sakai.

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, sangen an diesem Abend nur die Gästefans. Bevor Gladbach in zehn Tagen wieder in Hamburg spielt, heißt es aber auch für den HSV noch Berlin, Berlin. Am Sonntag kommt Hertha BSC.