Hamburg. In der virtuellen Zweitliga-Tabelle der jüngsten sieben Spieltage ist der Millerntor-Club Fünfter. Bouhaddouz: „Selbstvertrauen ist wieder da“

Es hätte ein richtiger Befreiungsschlag für den FC St. Pauli werden können, wäre am vergangenen Sonntag im Spiel bei Arminia Bielefeld nicht in der dritten Minute der Nachspielzeit noch der Ausgleich zum 1:1-Endstand gefallen. St. Pauli wäre mit einem Auswärtssieg, der angesichts der ersten 80 Minuten hochverdient gewesen wäre, erstmals seit dem siebten Spieltag wieder auf einen sicheren Nicht-Abstiegsplatz der Zweiten Liga geklettert.

Doch bekanntlich findet das Leben, und das im Profifußball erst recht, nicht im Konjunktiv statt. Mit einem gewissen Abstand aber ist auch im Indikativ festzustellen, dass sich die Mannschaft von Cheftrainer Ewald Lienen seit geraumer Zeit mit einer klar positiven Tendenz durch die Liga bewegt, auch wenn die akute Abstiegsgefahr als Tabellen-16. und als Teil eines punktgleichen Quartetts am Tabellenende noch längst nicht gebannt ist.

„Wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen“, sagt Mittelfeldspieler Bernd Nehrig und denkt dabei vor allem an die Situation nach dem 14. Spieltag, als die Mannschaft mit gerade einmal sechs Punkten (0,43 Punkte pro Spiel) abgeschlagen Tabellenletzter war. Sogar der Rückstand zum 17. Platz, der am Saisonende immer noch den direkten Abstieg bedeutet, betrug zu diesem Zeitpunkt schon fünf Punkte. Der rettende 15. Rang war sechs Punkte entfernt. „Aus der Lage haben wir uns herausgearbeitet“, sagt Nehrig.

Betrachtet man also den Zeitraum seit diesem 14. Spieltag, an dem es für St. Pauli eine 0:2-Niederlage beim 1. FC Heidenheim gesetzt hatte, hat der FC St. Pauli in den sieben Punktspielen danach mit drei Siegen, drei Unentschieden und nur einer – recht unglücklichen – Niederlage (0:1 gegen Tabellenführer VfB Stuttgart) zwölf Punkte gesammelt, was einem Durchschnitt von 1,71 Zählern pro Spiel entspricht. In einer virtuellen Tabelle für die sieben Partien zwischen dem 15. und 21. Spieltag belegt St. Pauli (siehe unten) damit den fünften Rang. Besser waren in diesem Zeitraum nur die Aufstiegskandidaten Hannover, Stuttgart, Union Berlin sowie 1860 München, das sich am Montagabend mit 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg durchgesetzt hatte.

„Keiner hat damit gerechnet, dass wir den Anschluss so schnell herstellen können. Wir haben an uns geglaubt und es aus eigener Kraft geschafft“, sagt Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann, am Sonntag Torschütze zur 1:0-Führung in Bielefeld, zu der Entwicklung seit Ende November. „Es ist bei uns absolut ein Aufwärtstrend festzustellen. Man merkt, dass durch die Mannschaft ein Ruck geht, und das wird eben auch belohnt.“

Trotz des ärgerlichen Verlustes zweier möglicher Punkte in Bielefeld spricht der aktuelle Trend im Kampf um den Klassenerhalt also für den FC St. Pauli, wie auch die Tabelle für die jüngsten sieben Spieltage verdeutlicht. Die in der „richtigen“ Tabelle punktgleichen Konkurrenten Arminia Bielefeld, Erzgebirge Aue (je sieben) und Karlsruher SC (sechs) haben seit dem 14. Spieltag deutlich weniger Punkte als die Kiezkicker geholt.

St. Paulis nächster Gegner, der KSC, ist in dieser Spezialtabelle nur auf Platz 17 notiert. Schlechter als Karlsruhe hat in dieser Zeit mit gerade einmal drei Punkten lediglich Fortuna Düsseldorf abgeschnitten. Vom aktuellen Trend her geht St. Pauli am Montag also als Favorit in die Partie gegen das Team, das derzeit noch einen Platz höher in der Tabelle für die gesamte Saison steht.

„Wir haben uns in den vergangenen Wochen enorm verbessert und insbesondere in der Defensive an Stabilität gewonnen. Dazu spielen wir jetzt auch einen guten Fußball von hinten heraus. Das Selbstvertrauen ist jetzt wieder da“, sagt Stürmer Aziz Bouhaddouz über die Gründe für die insgesamt positive Entwicklung. „Es ist noch immer keine einfache Situation für uns. Aber sind auf einem guten Weg. Ich bin überzeugt davon, dass wir weiter punkten und am Ende die Klasse halten werden“, sagt er weiter. „Wir müssen dafür auch im Training die Aggressivität beibehalten, die wir in den vergangenen Wochen gezeigt haben.“

„Die Tabelle ist natürlich immer nur eine Momentaufnahme. Aber wir haben jetzt eine völlig andere Situation als noch vor ein paar Wochen. Jetzt sind wir auf Augenhöhe mit drei anderen Teams. Das haben wir uns vor einiger Zeit noch gewünscht“, beschreibt Trainer Lienen die Lage. Christopher Buchtmann blickt denn auch vorsichtig optimistisch nach vorn. „Wir müssen jetzt weiterhin jedes Spiel so angehen wie zuletzt und im Kopf total klar bleiben. Wir müssen dabei keinen Zauberfußball bieten“, sagt er.

St. Paulis Profi-Mannschaft absolviert an diesem Mittwoch einen nicht öffentlichen Laktattest. Am Donnerstag sind zwei Trainingseinheiten (10 und 17 Uhr) auf der Anlage an der Kollaustraße angesetzt.