Wintersport Die deutsche Biathletin verteidigt ihren WM-Titel – Benedikt Doll Sprintweltmeister – Pechstein mit fast 45 WM-Zweite

Biathlon-WM. Laura Dahlmeier schreibt weiter an ihrer jetzt schon beeindruckenden Erfolgsgeschichte. Die gerade mal 23-Jährige verteidigte bei der Biathlon-WM in Hochfilzen (Österreich) als erste Deutsche ihren Titel in der Verfolgung. „Ich bin sprachlos“, sagte die nun viermalige Weltmeisterin. Mit Gold in der Mixedstaffel und Silber im Sprint ist die Partenkirchnerin das Gesicht der WM im Pillerseetal. Räumte sie im Vorjahr in Oslo fünf Medaillen in fünf Rennen ab, kann sie in diesem Jahr als dritte Skijägerin Medaillen in allen sechs Wettbewerben holen. Auch mit ihrer Serie von acht WM-Medaillen nacheinander liegt nur noch die Norwegerin Tora Berger mit neun vor ihr.

Die passionierte Bergsteigerin beeindruckt vor allem mit einer Abgeklärtheit am Schießstand. Und wenn sie ihre gewohnte Laufstärke mal nicht so ausspielen kann, ändert sie die Taktik – wie in der Verfolgung. Weil es läuferisch zäh lief, wusste sie: „Ich muss gut schießen. Ich habe mir schon vor dem letzten Schießen gesagt: Du schießt die Null.“ Vor ihr hatte nur die Schwedin Magdalena Forsberg (1997/1998) im Jagdrennen ihren Titel erfolgreich verteidigt.

Die größte Überraschung war der Sprintsieg von Benedikt Doll am Sonnabend. Mit seinem ersten Sieg überhaupt und der erst zweiten fehlerfreien Schießeinlage seiner Karriere krönte sich der Schwarzwälder sensationell zum Weltmeister über zehn Kilometer. Rang elf in der Verfolgung am Sonntag beim elften WM-Titel von Martin Fourcade (Frankreich) konnte er verschmerzen. „Halb so schlimm, aber trotzdem will man ja immer sein Bestes geben. Es war die Krönung, im Sprint ganz oben zu stehen“, sagte der 26-Jährige. Mit drei Gold- und einer Silbermedaille legten die deutschen Skijäger den erfolgreichsten WM-Start hin, seit 2011 in Chanty-Mansijsk (je zwei Gold und Silber) das Programm so gefahren wird.

Alpine Ski-WM. Viktoria Rebensburg (27) hob ratlos die Arme, blickte wie versteinert den Berg hinauf. Während die Slowenin Ilka Stuhec nur ein paar Meter entfernt ausgelassen ihren Abfahrtstriumph feierte, schob Rebensburg nach ihrem Debakel Frust. Nur Platz elf statt Edelmetall. „Ich war selbst überrascht über den Rückstand im Ziel, eine Erklärung dafür habe ich nicht“, sagte die beste deutsche Rennläuferin geschockt. 0,80 Sekunden fehlten ihr zu einem Platz auf dem Podest. Ihr bleibt nun noch eine Chance im Riesenslalom. Stuhec dagegen krönte sich als Nachfolgerin ihrer zurückgetretenen Landsfrau Tina Maze in überragender Manier zur Königin von St. Moritz. Die 26-Jährige verwies die überraschend starke Österreicherin Stephanie Venier auf Platz zwei. Dritte wurde Lindsey Vonn (USA), mit 32 Jahren und 117 Tagen nun älteste Medaillengewinnerin der alpinen WM-Geschichte. „Nach meiner Verletzung ist das wie Gold für mich“, sagte sie. Wenige Stunden später waren dann die meisten der mehr als 30.000 Zuschauer völlig aus dem Häuschen: Mitfavorit Beat Feuz (30) hielt dem Druck stand und gewann Gold bei den Männern. In einem packenden Rennen siegte der Schweizer vor Super-G-Weltmeister Erik Guay aus Kanada. Bronze holte sich auf der wegen Nebels um den „Freien Fall“ verkürzten „Corviglia“ der Österreicher Max Franz. Eine ausgezeichnete Leistung zeigten im Gegensatz zu Rebensburg die deutschen Männer. Andreas Sander aus Ennepetal belegte nach besten Zwischenzeiten im oberen Teil am Ende Rang acht – nur 0,19 Sekunden fehlten ihm zu einer Medaille.

Eisschnelllauf-WM. Claudia Pechstein hüpfte von einem Bein auf das andere. Sie konnte es einfach nicht erwarten, endlich auf das Siegerpodest gerufen zu werden. „Das war eine Medaille für die Geschichtsbücher“, sagte die fünffache Eisschnelllauf-Olympiasiegerin später voller Glück mit der silbernen Plakette um den Hals. „Mit dem dritten Platz habe ich geliebäugelt. Aber dass ich beide Holländerinnen hinter mir lasse, damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagte die Berlinerin, die elf Tage vor ihrem 45. Geburtstag bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft auf der Olympiabahn im südkoreanischen Gangneung die 41. WM-Medaille ihrer Karriere eroberte. Rechnet man Olympische Winterspiele und Europameisterschaften hinzu, sind es nun gar 61.

Es war ein Tag wie gemacht für Claudia Pechstein. Ein Tag also, an dem einfach alles lief. Dass Titelverteidigerin Martina Sablikova aus Tschechien über die 5000 Meter nicht zu schlagen war, störte die Berlinerin überhaupt nicht. Wie unglaublich stark sie war an diesem Abend in Südkorea, verriet ein Blick in die Statistik. Denn nur um 1,55 Sekunden verpasste die Bundespolizistin den WM-Triumph. Unglaublich: Vor 32 Jahren gewann sie erstmals ein größeres Rennen, als sie 1985 bei der Kinder- und Jugend-Spartakiade in der DDR über die 1500 Meter jubelte. Damals waren sämtliche ihrer Konkurrentinnen von heute noch gar nicht geboren. Dabei stand ihr Start wegen Problemen mit dem Rücken und dem linken Oberschenkel unmittelbar nach dem Weltcup Ende Januar in Berlin auf der Kippe. „Ich muss mich aber bei den Ärzten und Physiotherapeuten bedanken, dass sie mir geholfen haben, für die WM noch fit zu werden“, sagte Pechstein im zarten Eisschnelllauf-Alter von 44. „Mein Trainer Peter Mueller sagt immer, ich bin nicht alt. Ich bin erfahren“, erklärte sie mit einem Augenzwinkern. Dennoch führt Pechstein auch hier die Statistik an. Mit fast 45 ist sie nicht nur die älteste Teilnehmerin bei der seit 1996 ausgetragenen Einzelstrecken-WM, sondern jetzt auch die älteste Medaillengewinnerin.

Skispringen. Katharina Althaus hat für den ersten deutschen Skisprungsieg bei den Frauen seit zwei Jahren gesorgt. Die Oberstdorferin sicherte sich am Sonntag im slowenischen Ljubno ihren ersten Weltcuperfolg überhaupt. Althaus führte ein deutsches Trio auf das Podest. Olympiasiegerin und Weltmeisterin Carina Vogt (Degenfeld) wurde Zweite, Svenja Würth (Baiersbronn) holte sich den dritten Platz. Bei den Herren sprang Andreas Wellinger in Sapporo an seinem zweiten Weltcup-Saisonsieg knapp vorbei und belegte mit 140,5 und 132 Metern den zweiten Rang hinter Vierschanzentourneesieger Kamil Stoch (Polen/137,5 und 140 Meter).