Hamburg. Amateurweltverband Aiba stellt Profiserie ein, in der Hamburgs Olympiaboxer Champion war

Die gute Nachricht zuerst: Der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) kann Lokalmatador Artem Harutyunyan als Zugpferd für die Heim-WM einspannen, die vom 25. August bis 3. September in der Sporthalle Hamburg ausgetragen wird. Nachdem sich der 26-Jährige vom TH Eilbeck, der bei den Sommerspielen in Rio 2016 Bronze in der Klasse bis 64 Kilogramm gewinnen konnte, im Herbst 2014 für fünf Jahre an die Profiserie APB des olympischen Weltverbands Aiba gebunden hatte, war seine Startberechtigung für Amateurturniere aufgehoben worden.

Der Grund dafür, dass der gebürtige Armenier doch in seiner Heimatstadt zuschlagen darf, ist gewichtig: Die Aiba hat die mit viel Getöse gestartete APB eingestellt. Die weltweite Aufmerksamkeit für die Kämpfe in zehn Gewichtsklassen sei zu gering gewesen, Insider sprechen von einer „Geldvernichtungsmaschine“. Für Artem Harutyunyan bedeutet das: Er ist frei für neue Pläne, kann aber seinen im September 2015 in der Wilhelmsburger Inselparkhalle gewonnenen APB-Titel nicht mehr verteidigen. „Das ist schade, aber ich freue mich riesig, dass ich bei der WM starten darf“, sagte Harutyunyan, der sich derzeit im Trainingslager in Kasachstan auf den Chemiepokal in Halle (Saale) im März vorbereitet. Dieser gilt als WM-Qualifikation, Harutyunyan ist für die Titelkämpfe allerdings gesetzt. „Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir auf unseren Vorzeigeboxer verzichten würden“, sagt DBV-Präsident Jürgen Kyas.

Die Auflösung der APB soll indes keine Abkehr von der Öffnung des olympischen Boxens für Profis darstellen. Die Aiba hatte vor den Rio-Spielen den Weg freigemacht für Profis, die – allerdings unter diversen Auflagen – erstmals in der Faustkampfhistorie bei Olympia starten durften. Da die Entscheidung sehr kurzfristig fiel, nahmen nur drei Profis dieses Recht wahr. Nun möchte die Aiba ihre Profiserie in einer neuen Form organisieren. Alle nationalen Verbände sollen in Zusammenarbeit mit Profiverbänden und -promotern Ranglisten erstellen, in denen Amateure und Profis gemeinsam aufgeführt werden.

Auf Grundlage dieser Ranglisten soll es dann auf dem Weg zu den Sommerspielen 2020 in Tokio auf nationaler Ebene Ausscheidungskämpfe zwischen Profis und Amateuren geben, in denen es um die Olympiatickets geht. Diese sind bislang nicht erlaubt gewesen. Ob sie über zwölf Runden oder im olympischen Format über dreimal drei Minuten ausgetragen werden, ist noch unklar. Die Aiba hat zudem das strikte Verbot für Trainer aufgehoben, gleichzeitig Amateure und Profis zu betreuen.