Hamburg. St. Paulis Trainer hat vor dem Heimspiel gegen Dresden eine ungewohnte Auswahl an gesunden Spielern

Kaum hatte die Mannschaft des FC St. Pauli trotz personeller Schwächung unverhofft das Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig am vergangenen Sonntag mit 2:1 gewonnen, meldeten sich etliche, zuvor körperlich angeschlagene Spieler zurück und nahmen in dieser Woche voller Freude und Ehrgeiz am Mannschaftstraining teil. Darüber, ob diese beiden Vorgänge nur einen zufälligen zeitlichen Zusammenhang haben oder andere Gründe auch eine Rolle spielen, mag eifrig spekuliert werden. Tatsache ist jedenfalls, dass St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen für das Zweitligaspiel gegen Dynamo Dresden am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) mindestens fünf einsatzfähige Spieler mehr zur Verfügung hat, als er in das 18er-Aufgebot für die Partie am Sonntag berufen darf.

Namentlich drängen vor allem die wieder genesenen Stammkräfte Sören Gonther, Aziz Bouhaddouz und Daniel Buballa, der zudem seine Gelbsperre abgesessen hat, in den Kader und auch in die Startelf. So steht Trainer Lienen vor der Frage, ob er den elf Startspielern und drei eingewechselten Akteuren, die den Auswärtssieg in Braunschweig errangen, oder doch einem oder mehreren altbewährten Profis, die jetzt wieder ins Teamtraining zurückgekehrt sind, das Vertrauen schenkt.

„Was die Spieler, die in Braunschweig auf dem Platz standen, geschafft haben, können andere aus unserem Kader auch schaffen. Es ist kein Evangelium, dass diejenigen, die es dort klasse gemacht haben, auch jetzt wieder auflaufen und wir es den anderen nicht zutrauen“, sagte Lienen am Freitag selbst zu diesem Thema.

Grundsätzlich bewertet es Lienen als immensen Vorteil, eine große Auswahl zu haben. Das Problem, den einen oder anderen potenziellen Startelfspieler enttäuschen zu müssen, nimmt er dabei gern in Kauf. „Wir brauchen eine gute Konkurrenzsituation innerhalb der Mannschaft, um ein hohes Trainingsniveau zu haben. So können wir uns gegenseitig pushen, dann sind die Plätze umkämpft und wir haben starke Alternativen, wenn wir im Spiel einen Mann auswechseln. Das haben wir jetzt auch schon in Braunschweig gehabt, aber in der Hinrunde war das nicht immer der Fall“, sagte Lienen am Freitag.

Der Trainer stellte zudem klar, dass er sich bei seiner Entscheidung für das Aufgebot gegen den starken Aufsteiger Dresden nicht nur vom Sieg in Braunschweig, sondern auch von den Eindrücken aus den Trainingseinheiten in dieser Woche leiten lassen wird. „Außerdem geht es hier auch in keinster Weise um einzelne Leute. Es geht nur um den Verein. Wir versuchen immer, an jedem Wochenende die Mannschaft hinzustellen, von der wir glauben, dass es die in diesem Moment richtige Mannschaft ist.“

Trotz des Wunsches, eine möglichst große Auswahl an starken Spielern zu haben, stimmte Lienen dem kurzfristigen Verkauf von Außenverteidiger Vegar Eggen Hedenstad an den norwegischen Meister Rosenborg Trondheim zu. „Ich denke, wir sind auch ohne ihn gut aufgestellt, auch weil jetzt mit Jeremy Dudziak und Yi-Young Park zwei Spieler dazugekommen sind, die auf der Position spielen können“, sagte Lienen. Auch Marc Hornschuh und Jan-Phillip Kalla kämen infrage. Da Hedenstad auch noch nicht wieder ins Teamtraining eingestiegen war, hätte er ohnehin nur noch rund zwölf Spiele bestreiten können.

St. Pauli kritisiert Chef seines Ausrüsters Under Armour

Unterdessen hat die Führung des FC St. Pauli den Vorstandschef seines US-amerikanischen Ausrüsters Under Armour, Kevin Plank, kritisiert. Dieser hatte den neuen US-Präsidenten Donald Trump für seine Haltung in der Wirtschaftspolitik gelobt und ihn vor geraumer Zeit besucht. „Der Club hatte bereits in einem Schreiben vor rund zwei Wochen an den Europaverantwortlichen von Under Armour seine kritische Haltung zu einem Besuch von Kevin Plank bei US-Präsident Donald Trump angemerkt. Irritiert haben die Verantwortlichen nun die Äußerungen Planks hinsichtlich Donald Trumps Ausrichtung („To have such a pro-business president is something that is a real asset for the country“) zur Kenntnis genommen“, heißt es in einer Stellungnahme, die der FC St. Pauli am Freitag veröffentlichte. „Weiterhin wünscht sich der FC St. Pauli, dass Under-Armour-Gründer Kevin Plank seine Aussage, gerade angesichts der Vielzahl an MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund, die viele Assets für seine Firma bringen, überdenkt. Denn, lieber Ausrüster, der Spruch ,Protect Our House‘ gilt auch für den FC St. Pauli und dessen Werte“, erklärte Präsident Oke Göttlich.

FC St. Pauli: Heerwagen – Dudziak, Sobiech, Hornschuh, Park – Nehrig, Flum – Sahin, Möller Daehli, Sobota – Bouhaddouz.Dynamo Dresden: Schwäbe – Müller, Modica, Ballas, Heise – Hartmann – Lambertz, Hauptmann – Stefaniak, Berko – Kutschke. Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach).