Hamburg. Auch in der Dritten Liga ist die Vorbereitung beim HSV Hamburg genauso professionell wie zu Bundesligazeiten

Jens Häusler macht seinen Computer an, lehnt sich erwartungsvoll zurück. Auf dem Bildschirm erscheint aber kein Film des Streamingdienstes Netflix, sondern das Video eines Handballspiels. Häusler, Trainer des HSV Hamburg, will seine Mannschaft bestmöglich auf den nächsten Gegner vorbereiten. „Ich verbringe in der Woche fünf bis sechs Stunden mit der Videoanalyse“, sagt er.

Diesen Zeitaufwand betreibt Häusler in der Dritten Liga genauso wie schon zu Bundesligazeiten. „Das Niveau ist egal. Man muss immer gut vorbereitet sein.“ Vier Jahre lang war er Co-Trainer und Chefcoach der HSV-Profis. An seiner akribischen Arbeitsweise hat der Sturz in die Drittklassigkeit nichts verändert. Der 49-Jährige stoppt das Video, spult zurück und schaut sich die Szene noch einmal an. Mindestens vier Spiele studiert er auf diese Art und Weise. Mithilfe eines speziellen Computerprogramms schneidet er alle wichtigen Spielszenen aneinander.

„Wenn ich will, kann ich mir alle Würfe des Halblinken noch einmal anschauen“, erklärt Häusler. Die Quintessenz sei ein halbstündiges Video, das er der Mannschaft freitags beim Abschlusstraining zeige. Manchmal auch schon am Donnerstag oder sogar Mittwoch, wenn die gegnerische Mannschaft besondere Varianten spiele, bei denen man genauer hinschauen müsse. Extraspielzüge studiert Häusler deshalb trotzdem nicht ein. „Manchmal ist es aufregend genug, bestehende Konzeptionen etwas abzuwandeln“, sagt er.

Wenn die Mannschaft beim gemeinsamen Videostudium zusammensitzt, haben die Filme stets den gleichen Aufbau. „Zuerst schauen wir uns die Abwehr an, dann den Gegenstoß bis hin zum Angriff“, erklärt Häusler. Danach gehe es mit dem Über- und Unterzahlspiel weiter, und „zum Schluss analysieren wir das Wurfbild der einzelnen Schützen.“ Seine Ausführungen unterstreicht er mit den entsprechenden Videosequenzen.

Den VfL Fredenbeck hat Häusler genau so auseinandergenommen – als Vorbereitung auf das Gastspiel an diesem Sonnabend (19.30 Uhr). Fredenbeck hat eine ähnliche Vergangenheit wie der HSV. Über 25 Jahre war der Verein in den beiden deutschen Profiligen aktiv. 2006 kam der finanzielle Absturz und der Neuanfang in der Regionalliga.

Die Hamburger, die zurzeit sechs Minuspunkte hinter der zweitplatzierten HSG Nord HU rangieren, reisen mit fünf Auswärtsniederlagen im Gepäck zum Spiel in den Landkreis Stade. „Die Stärken und Schwächen des Teams liegen nah beieinander. Fredenbeck variiert viel in nur wenigen Konzeptionen. Wenn unsere Abwehr aber gut steht, limitiert das die Möglichkeiten“, analysiert der Trainer. So oder so ähnlich dürfte er seine Spielideen auch am Freitag bei der Abschlussbesprechung der Mannschaft vorgetragen haben – und hat dabei die Aufnahme gestoppt, zurückgespult und wiederholt.