Flensburg. Beim 30:29 war die Psyche entscheidend. Tabellenführer Flensburg wahrte Meister-Chancen, ein Rückraumspieler verlor die Nerven.

Was für ein Krimi in der Handball-Bundesliga: Die SG Flensburg-Handewitt hat das Spitzenspiel gegen Rekordmeister THW Kiel mit 30:29 (13:14) gewonnen und damit ihre Tabellenführung ausgebaut. Flensburg hat nun drei Punkte Vorsprung auf den deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen und Kiel. Die Löwen haben ein Spiel weniger als die beiden Nordrivalen und greifen erst in der kommenden Woche wieder in den Titel-Dreikampf ein.

Es war ein Spiel auf Augenhöhe zwischen zwei Mannschaften, die sich bestens kennen und nach der langen WM-Pause noch einige Abstimmungsprobleme hatten. Flensburg musste auf die beiden verletzten Rückraumspieler Johan Jakobsson und Tobias Karlsson verzichten, und vor allem das Fehlen von Abwehrchef Karlsson machte sich bemerkbar. Tore nach Tempogegenstößen, mit Karlsson eine der großen Stärken, blieben fast völlig aus.

Geprägt wurde die Partie von den glänzend aufgelegten Torhütern Mattias Andersson im Flensburger Gehäuse und Niklas Landin zwischen den Pfosten des THW Kiel. Die spielerischen Akzente setzten Nationalspieler Holger Glandorf (6 Tore) und Kentin Mahé (8/2) für Flensburg sowie Kiels Regisseur Domagoj Duvnjak, mit acht Treffern bester Werfer seiner Mannschaft.

Der entscheidende Treffer zum Flensburger Sieg fiel 90 Sekunden vor dem Ende, als Mahé auf der linken Angriffsseite einen schwer zu nehmenden Pass von Glandorf fing und an dem machtlosen Landin vorbei zum 30:29 verwandelte. In der verbleibenden Spielzeit verlor Kiels Rückraumspieler Marko Vujin nach einem Gerangel die Nerven und kassierte zwei Minuten, sodass der THW bis zur Schlusssirene in Unterzahl agierte. Bereits zuvor hatte Kreisläufer Rene Toft Hansen nach einem Zweikampf mit Glandorf die Rote Karte gesehen.

Verwirrung um neuen Flensburger Trainer

Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke äußerte sich im Gespräch mit Sport1 unter anderem zur Trainerfrage. Demnach habe der Norweger Christian Berge nicht etwa für die Nachfolge des zum Saisonende nach Ungarn wechselnden Ljubomir Vranjes abgesagt. "Wir haben gar keine offizielle Anfrage gestellt und auch kein Angebot gemacht", sagte Schmäschke, "weil schnell klar war, dass Christian Berge sich aus privaten Gründen für Norwegen entscheiden wird."

Einen Nachfolger für Vranjes gebe es noch nicht. "Ich werde hier auch keine Wasserstandmeldungen abgeben", sagte Schmäschke: "Wir haben noch genügend Zeit, um eine vernünftige Entscheidung zu treffen."