Hamburg. Jan Forstbauer wechselte aus der Bundesliga zum Handball-Drittligisten HSV und will mit der Mannschaft noch viel erreichen.

Dass man bei Ebay eine Autogrammkarte von ihm ersteigern kann, wusste Jan Forstbauer bislang nicht. „Es gibt wohl Leute, die alles sammeln“, sagt der 24 Jahre alte Rückraumspieler des Handball Sportvereins Hamburg und muss lachen. Auf dem abgenutzten Stück Pappe posiert der 1,90-Meter-Schlaks noch im Trikot des Zweitligisten ThSV Eisenach. Links von seinem Konterfei steht die Signatur, hingekritzelt mit schwarzem Filzstift. 1,90 Euro im Sofortkauf kostet das Sammlerstück aus der Saison 2014/15.

Seit letztem Sommer spielt Forstbauer für die neu formierte Truppe des HSV, er war so etwas wie der Königstransfer der Dritten Liga Nord. „So würde ich mich jetzt nicht bezeichnen. Der Umstand, dass jemand aus der Ersten in die Dritte Liga wechselt, ist aber wahrscheinlich besonders“, sagt der Linkshänder. Im vergangenen Heimspiel gegen den Oranienburger HC (29:21) war er mit elf Toren bester Werfer.

Bundesliga-Debüt in Melsungen

Vor gut vier Jahren erfüllte sich der gebürtige Stuttgarter seinen Traum von der Bundesliga, stand beim Erstligisten MT Melsungen unter Vertrag. Aufgrund eines Zweitspielrechts war Forstbauer aber hauptsächlich in der Zweiten Liga aktiv, unter anderem in Eisenach. Erst in seiner letzten Saison bei Melsungen gehörte er dem Profikader an.

Warum also wagt der 53-fache Juniorennationalspieler, der 2011 Weltmeister wurde, den Schritt in die Drittklassigkeit? „Ursprünglich wollte ich in meine Heimat Stuttgart zurück, nachdem ich in der Ersten Liga keinen neuen Club gefunden hatte“, sagt Forstbauer. Sein Vertrag in Melsungen war ausgelaufen und nicht verlängert worden, „dann habe ich mich entschieden, im Handball kürzer zu treten und meinen Fokus aufs Politikwissenschaftsstudium zu legen“.

Vielleicht reicht Platz drei

Dafür sei Hamburg perfekt, die Ambitionen des HSV ganz nach seinem Geschmack. Und seit Donnerstag ist klar, dass der schon abgeschriebene und sowieso nie offiziell angepeilte Aufstieg in die Zweite Liga plötzlich wieder möglich ist. Durch die wirtschaftliche Schieflage der zweitplatzierten HSG Norderstedt HU und das vermeintliche Aufstiegsverbot des Spitzenreiters TSV Altenholz hat die Saison eine neue Bedeutung für den HSV bekommen. Altenholz darf als Farmteam des Rekordmeisters THW Kiel nicht in einer der beiden Profiligen spielen. Der Aufstieg durch die Hintertür ist für den Tabellendritten damit wahrscheinlicher geworden.

Zweite Liga kein Thema

"Wir wollen so gut wie möglich die Saison beenden, aber auf die Zweite Liga schielen wir nicht“, sagt Forstbauer. An diesem Sonnabend (19.30 Uhr) gastiert der HSV Hamburg beim Schlusslicht SV Beckdorf. „Das wird nicht einfach. Wir haben uns gegen Mannschaften, die unten drin stehen, nicht gerade mit Ruhm bekleckert“, sagt Forstbauer mit Hinblick auf die knappen Niederlagen in Magdeburg und Altjührden.

Das soll sich nun ändern. Vielleicht gibt es dann beim HSV Hamburg auch bald Autogrammkarten.