Papadopoulos trifft gegen Leverkusen per Kopf zum 1:0-Sieg für den HSV – Adler zurück im Tor, Neuzugang Walace und Santos nur auf der Bank

Henrik Jacobs
Kai Schiller

Am Ende war es nur noch Jubel. „Niemals Zweite Liga!“ und „Hey, Hey, hier kommt Hamburg“ gehörten zu den zwei Evergreens, die am späten Freitagabend durch den Volkspark hallten. 1:0 hatte der HSV gerade gegen Leverkusen gewonnen – und dabei ganz nebenbei vor allem den Argentinier Luciano Ezequiel Altman glücklich gemacht.

Die Entscheidung, am Freitagabend in den Volkspark zu kommen, hatte dieser bereits vor einigen Monaten getroffen. Die lange Vorbereitung war notwendig, weil der 34-Jährige nicht aus Barmbek oder Volksdorf anreisen musste, sondern aus Buenos Aires. „Ich bin seit vielen Jahren großer HSV-Fan, war aber noch nie im Stadion. Diesen Traum wollte ich mir nun unbedingt erfüllen“, sagte der Englisch-Übersetzer, der auch Argentiniens ersten und bislang einzigen HSV-Fanclub gegründet hat.

Dass sich die 11.800 Kilometer lange Anreise lohnen sollte, hatte der Südamerikaner in erster Linie einem Südeuropäer zu verdanken: So war es eine Viertelstunde vor Schluss ein Kopfball von Kyriakos „Papa“ Papadopoulos, der nicht nur Altmans Wochenende die vorzeitige Krönung bescherte. Am Ende war der späte, aber hochverdiente 1:0-Sieg des HSV mindestens genauso überraschend für Altman und die restlichen 45.652 Zuschauer wie die wahrscheinlich beste HSV-Leistung seit Monaten.

Über die erste Überraschung des Tages konnte sich Altman dagegen schon vor dem Anpfiff freuen. Nach überstandener Leistenverletzung hatte Trainer Markus Gisdol – sehr zur Freude des weitgereisten Südamerikaners – erstmals wieder René Adler statt Christian Mathenia ins Tor beordert. „Für mich ist Adler immer noch einer der besten Torhüter Deutschlands“, sagte Altman vor der Partie, als er allerdings noch nicht wissen konnte, dass der HSV an diesem Abend auch ganz auf einen Torhüter hätte verzichten können.

So lautete bereits nach 45 kampfbetonten, aber höhepunktarmen Minuten das offizielle Torschussverhältnis 4:0 für den HSV – wobei sich auch die brasilienlosen Hamburger keine wirklichen Torschusschancen erspielen konnten. Tatsächlich hatte Trainer Gisdol neben Neuzugang Walace mit Linksverteidiger Douglas Santos auch den zweiten Olympiasieger vom Zuckerhut überraschend auf der Bank gelassen, was zumindest beim reisefreudigen Gast auf der Nordtribüne in Block 27 B gut ankam. Argentinier und Brasilianer – das ist kein Geheimnis – verstehen sich seit eh und je in etwa so gut wie Leverkusener und Hamburger seit dem Wechsel von Ex-HSV-Profi Hakan Calhanoglu zu Bayer.

Ohne den am Donnerstag von der Fifa für vier Monate gesperrten Türken fand Leverkusen allerdings überhaupt kein probates Mittel, die gut sortierte HSV-Defensive um den von Bayer ausgeliehenen Abwehrchef Papadopoulos zu überwinden. „Papa alleine ist die Reise wert“, fachsimpelte schon vor dem Tor des Tages Altman, der kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit fast ein erstes Mal für seinen Trip durch vier Zeitzonen belohnt wurde.

Erst war es Bobby Wood, der einen Pass mit der Hacke von Nicolai Müller nur Zentimeter über das Tor schoss (47.), dann war es Müller selbst, der nach einem gelungenen Konter im letzten Moment vom früheren Hamburger Jonathan Tah geblockt wurde (50.).

Die Doppelchance war der Startschuss einer beeindruckenden Drangphase des HSV, die man in dieser Form schon lange nicht mehr bei Heimspielen gesehen hatte. „Den Volkspark wieder zur Festung machen – heute alles oder nichts!“, stand auf einem Banner, das genau unter Altmans Platz einmal quer über die Nordtribüne ausgerollt war. Und an diesem Freitagabend tendierte das Pendel spätestens in der zweiten Halbzeit klar in Richtung „alles“.

Das erkannte auch Leverkusens unter Druck stehender Trainer Roger Schmidt, der mit Stefan Kießling und Julian Brandt zwei frische Offensivkräfte brachte. Abgesehen von einem Kießling-Kopfball an die Latte kurz vor Schluss warteten allerdings Gaucho-Fan Altman auf der Tribüne und Ex-Bayer-Keeper Adler auf dem Rasen vergeblich auf eine ernsthafte Bayer-Chance. Dabei war es Adler, der beim letzten Heimspiel gegen Leverkusen noch der überragende Mann war und sich am Ende die Abendblatt-Zeile „Die Eins rettet die Null“ redlich verdiente.

Es gehört zu den schönen Geschichten des Fußballs, für die sich auch eine Reise um den halben Erdball lohnt, dass für die Rettung am Freitagabend erneut ein Ex-Leverkusener verantwortlich war. Diesmal war es allerdings statt Torhüter Adler Abwehrkoloss Papadopoulos, der für den hochverdienten Lohn des Abends sorgte. Sein platzierter Kopfball neben den linken Innenpfosten eine Viertelstunde vor Schluss sorgte endgültig dafür, dass ganz Hamburg jubelte – und Altman am Sonntag guten Gewissens zurück gen Heimat fliegen kann.