Hamburg. Andreas Witte ließ sich überreden, bei der #JanuarChallenge teilzunehmen. Am Ende sorgte er für eine unglaubliche Höchstleistung.

Seine Schuhe laufen auf der letzten Sohle. Doch Andreas Witte läuft weiter. Immer weiter. Ein letztes Mal durch den Elbtunnel zurück in die Innenstadt. Es ist der 31. Januar. Als Witte wieder zuhause in Marienthal ankommt, hat er die 750-Kilometer-Marke durchbrochen. Am Ende sind es sogar 774 Kilometer, die der Hobbysportler innerhalb eines Monats zurückgelegt hat. Eine Strecke, in etwa so lang wie der Fußweg von Hamburg nach Zürich.

#JanuaryChallenge

Was der 50-jähige Witte im Januar gemacht hat, ist Teil eines weltweiten Social-Media-Trends. Unter dem Hashtag #JanuaryChallenge teilten Tausende Läufer von Russland über Kanada bis Brasilien via Facebook und Instagram ihre täglichen Laufleistungen – und motivierten sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Und der Hamburger übertraf sie fast alle. In seiner Laufgruppe namens „RunFleet“ entstand die Idee, in den vier Wochen so viele Kilometer wie möglich zu sammeln. „Ich musste mich nicht einmal überwinden", sagt Witte. Der passionierte Läufer setzte es sich zum Ziel, mindestens 700 Kilometer zurückzulegen. Mehrere Marathons, Halbmarathons und sogar drei Ultra-Marathons wurden es am Ende. Jeden Tag nach Lust und Laune immer eine andere Strecke, mal 10 Kilometer, mal 73 Kilometer. Manchmal schnürte Witte sogar zwei Mal am Tag seine Laufschuhe. Wieso macht man so etwas?

Spitzname "Terminator"

„Meine Leute wissen, dass ich die Zähne zusammenbeißen kann", sagt Witte, „die haben mich mit dem Spitznamen "Terminator" ins Rennen geschickt." Für Witte ist Laufen Leben und Leidenschaft. Als die Frage nach der Challenge kam, zögerte er nicht lange. Bis zu sieben Stunden war er täglich unterwegs - als Selbstständiger konnte er die Läufe gut in seinen Alltag integrieren. Am liebsten entlang der Elbe mit Blick auf die Elbphilharmonie und den Hafen. „Da sind einfach so viele Highlights auf der Strecke."

Ohne Schmerzen und Infekte

Witte ist erprobter Marathonläufer, doch die Umfänge, die er im letzten Monat zurückgelegt hat, waren auch für ihn neu. Bis dahin lief er in der Regel rund 250 Kilometer pro Monat. Der Spaß habe ihn trotz der gelegentlichen Qualen nicht ein Mal verlassen. „Dadurch, dass ich die Kilometer alle gezählt habe, sieht man, was man schon geschafft hat. Das motiviert ungemein." Die Ergebnisse protokollierte Witte regelmäßig in den sozialen Netzwerken, wo er die Anerkennung erntete: "Wahnsinn“ war die häufigste Rückmeldung. Nur einmal, als er von seinem leichten Husten schreibt, sorgen sich die anderen Teilnehmer. Er solle gut auf sich aufpassen, Gesundheit gehe vor, schrieben ihm Menschen aus aller Welt. "Es war nur ein Reizhusten ", sagt Witte, „den habe ich immer, wenn es kalt wird." Die 774 Kilometer hat sein Körper gut verkraftet. Er kam ohne Schmerzen oder Infekte aus.

Gesundheitlich unproblematisch

Was für Hobbysportler unglaublich klingt, hält der Hamburger Arzt und Marathonläufer Christian Hottas grundsätzlich für unproblematisch. Hottas selbst bestritt in seinem Leben bereits mehr als 2000 Marathonläufe und stellte damit einen Weltrekord auf. Es spreche nichts dagegen, Umfänge von 700 Kilometern im Monat zu laufen – wenn der Sportler in einem entsprechenden Zustand ist. "Solche Leistungen kann nur jemand abrufen, der stark trainiert ist und regelmäßig Marathon läuft. Für so jemanden ist das gar nicht mehr so viel und für das Herz-Kreislaufsystem ist Laufen das Beste, was man machen kann", sagt Hottas.

Also auch keine Gefahr, sich zu übernehmen? „Das kann bei solchen Wettbewerben natürlich schon passieren", sagt Hottas, „wer aber seinen Körper kennt und weiß was er tut, kann so viel laufen." Problematisch sei es bei erhöhter Körpertemperatur. Mit solchen „Wehrsignalen“ versuche sich der Körper sein Recht auf Erholung zu holen. Dann gelte absolutes Laufverbot. Abgesehen davon müsse man auch verstärkt auf die Ernährung achten. "Bei Vegetariern kann es bei solchen Extremumfängen schnell zu einer Unterversorgung von Proteinen kommen", sagt Hottas.

Neue Laufschuhe

Wer beim Laufen täglich Tausende Kalorien verbraucht, müsse ohnehin mehr essen. Das bemerkte auch Witte: "Vor ein paar Jahren musste ich noch extrem darauf achten, was ich esse", sagt er. „Im Januar habe ich mir sogar regelmäßig Pommes gegönnt und am Ende des Monats trotzdem zwei Kilo weniger als sonst auf der Waage gehabt." Ganz spurlos sind die 774 Kilometer dann aber doch nicht an ihm vorbeigegangen. Bis nächsten Dienstag will er deswegen erstmal für eine Woche die Füße hochlegen. Dann geht es weiter. Mit neuen Laufschuhen.