Hamburg. Zum Rückrundenauftakt gegen den VfB Stuttgart setzt Trainer Lienen am Sonntag auf die drei Neuzugänge. Heerwagen bleibt im Tor

43 Tage nach dem bisher letzten Punktspiel und 27 Tage nach dem Start der Rückrunden-Vorbereitung wird es für die Mannschaft des FC St. Pauli an diesem Sonntag ernst. Im Zweitliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart muss das Team von Cheftrainer Ewald Lienen von 13.30 Uhr an beweisen, dass es nicht nur gewillt, sondern auch in der Lage ist, eine erfolgreiche Aufholjagd zu bestreiten. Nach den fast vier Wochen Vorbereitung herrscht ein verhaltener Optimismus, dass der in den kommenden 17 Spielen anstehende „Überlebenskampf“ (Lienen) doch noch zu einem glücklichen Ende führen kann.

„Wir haben uns gut vorbereitet, und zwar sowohl im personellen Bereich als auch in Bezug auf das Training. Wir hatten sehr gute Bedingungen im Trainingslager in Spanien, aber auch hier zu Hause. Bis heute waren unsere Trainingsplätze entgegen unseren Befürchtungen nicht gefroren“, sagte Trainer Lienen am Freitag.

Eine zentrale Rolle beim Vorhaben, in den kommenden Wochen die Abstiegsplätze zu verlassen, werden die drei in der Winterpause verpflichteten Neuzugänge Lennart Thy, Johannes Flum und Mats Möller Daehli spielen. „Warum sollten sie nicht von Beginn an spielen?“, sagte Lienen am Freitag auf eine entsprechende Nachfrage. Dies war schon eine ziemlich klare Aussage für einen Trainer, der normalerweise kein Wort über seine beabsichtigte Anfangsformation verliert.

Auch zur spannenden Frage, ob im Tor wie in den drei jüngsten Punktspielen Philipp Heerwagen oder der nominelle und jetzt von einem Muskelfaserriss wieder vollständig genesene Stammkeeper Robin Himmelmann stehen wird, äußerte sich Lienen zwar nicht konkret, aber im Grunde doch eindeutig. Wer zuletzt gesehen habe, wer im Training bei den Spielen elf gegen elf in welcher Formation gestanden habe, könne daraus einiges schließen, verriet der Chefcoach. In der Tat war es zuletzt meist Philipp Heerwagen, der bei der vermeintlich ersten Garde zwischen den Pfosten stand. Dies galt auch bei den Testspielen während des Trainingslagers in Sotogrande gegen den FC Basel (2:1) und Dynamo Kiew (1:3).

Heerwagen hatte in dieser Woche im Gespräch mit dem Abendblatt zwar erklärt, dass Robin Himmelmann sich den Status als Nummer eins durch seine Leistungen verdient und sich daran auch jetzt nicht geändert habe, aber Lienen setzt ganz offenbar zum Rückrundenstart weiter auf Heerwagen. Es deutet vieles darauf hin, dass der Trainer nicht nur einen zufälligen zeitlichen, sondern auch einen ursächlichen Zusammenhang darin sieht, dass das Team mit Heerwagen im Tor in den jüngsten drei Zweitligaspielen vor der Winterpause insgesamt nur ein Gegentor kassierte, ungeschlagen blieb und immerhin fünf Punkte sammelte.

„Wie die beiden Torhüter miteinander umgehen, verdient eine besondere Erwähnung. Wenn ich die beiden in der Kabine sehe oder bei ihren gemeinsamen öffentlichen Auftritten, ist das vorbildlich. Das habe ich gerade bei Torhütern auch schon anders erlebt“, lobte am Freitag St. Paulis Geschäftsführer und Interims-Sportchef Andreas Rettig. Die beiden hätten dabei die von ihm ausgegebene Devise, dass der Klassenerhalt nur über die Kabine gelingen werde, verinnerlicht. „In unserer Situation kann es nicht um die Befindlichkeiten Einzelner gehen. Es ist völlig unerheblich, ob einer spielt oder nicht“, sagte Trainer Lienen, der von allen Spielern im Training vollen Einsatz erwartet.

Dies sieht auch Philipp Heerwagen so. „So grotesk es klingt: Wir müssen uns in jeder Trainingseinheit töten, um am Ende zu überleben. Jetzt werden wir auch Stuttgart töten müssen. Wir müssen zu allem bereit sein, wie ein hungriger Wolf“, sagte der normalerweise so freundliche und besonnene Torwart.

Beim Vorhaben, die erste Rückrunden-Etappe des sportlichen Überlebenskampfes in der Zweiten Liga erfolgreich zu gestalten, muss der FC St. Pauli am Sonntag allerdings auf die kranken oder verletzten Defensivspieler Philipp Ziereis, Jan-Philipp Kalla, Vegar Eggen Hedenstad und Joel Keller verzichten. Dazu kommen die Ausfälle von Ryo Miyaichi, Dennis Rosin und Stürmer Aziz Bouhaddouz, der beim Afrika-Cup am Sonntag mit Marokko Viertelfinale gegen Ägypten bestreitet.

FC St. Pauli: Heerwagen – Hornschuh, Sobiech, Gonther, Buballa – Nehrig, Flum – Sahin, Möller Daehli, Sobota – Thy. VfB Stuttgart: Langerak – Pavard, Baumgartl, Kaminski, Insua – Zimmermann – Mané, Gentner, Özcan, Asano – Terodde. Schiedsrichter: Schröder (Hannover).