Hamburg. Bundesliga-Boxteam verpasst beim 12:12 gegen Hertha BSC Sieg zum Heimauftakt – SenatorGrote war dennoch begeistert

Andy Grote ließ den Blick über die 1500 tobenden Fans auf den Rängen der Sporthalle Wandsbek schweifen – und er sah, dass es gut war. Die Schöpfung eines neuen Bundesligateams ist immer mit einem Gefühl der Ungewissheit verbunden. Doch als am Sonnabendabend die Hamburg Giants mit einem achtbaren 12:12 gegen Tabellenführer Hertha BSC ihre Heimpremiere in der Box-Bundesliga hinter sich gebracht hatten, da konnte Hamburgs Sportsenator zufrieden konstatieren, dass die Riesen das Zeug dazu haben, ihrem Namen auch in puncto sportlicher Relevanz Ehre zu machen.

„Ich bin sehr froh, dass der Start unserer Kampagne so gut angenommen wurde. Das ist nicht selbstverständlich gewesen, umso mehr freut es mich“, sagte Grote. Mit der Kampagne ist der Werbefeldzug gemeint, mit dem die Stadt ihre Bürger auf die Weltmeisterschaften im olympischen Boxen aufmerksam machen will, die vom 25. August bis 2. September in der Sporthalle Hamburg ausgetragen werden. An diesem Montag kommt das lokale Organisationskomitee erneut zu Gesprächen zusammen, um die Planungen für die Titelkämpfe voranzutreiben.

Die Giants, die unabhängig vom Hamburger Amateurbox-Verband (HABV) von den Cousins Raiko und Christian Morales aufgebaut und mit rund 80.000 Euro finanziert wurden, sind in der PR-Strategie ein wichtiger Baustein, um den olympischen Boxsport kontinuierlich ins Bewusstsein der Fans einzupflanzen. „Wir werden regelmäßig auch weitere Highlights setzen“, sagte Grote, der die Kommunikationsagentur Faktor 3 mit der Umsetzung der Kampagne beauftragt hat, „aber die Giants können das riesige Potenzial, das der Boxsport in Hamburg hat, jetzt sichtbar machen.“

Dass sie das können, bewiesen die Hamburger, die zum Auftakt der aus vier Teams bestehenden Nordstaffel am Wochenende vor Weihnachten 11:13 in Schwedt unterlegen waren, gegen den Spitzenclub aus der Hauptstadt. Acht Kämpfe à dreimal drei Minuten in acht Gewichtsklassen umfasst ein Kampfabend. Der Sieger jedes Kampfes erhält zwei Punkte, der Verlierer immerhin noch einen Zähler dafür, dass er das Gewichtslimit gebracht hat. Und als Meriton Rexhepi vom TH Eilbeck in der Klasse bis 75 Kilogramm im besten Kampf des Abends den Berliner Timo Rost nach Punkten bezwungen hatte, da durften die Giganten angesichts einer 9:5-Führung schon am ersten Bundesligasieg schnuppern.

Doch weil der Elmshorner Schwergewichtler Max Degenhardt und der als Ersatz für den im Nationalteam eingebundenen Kapitän Peter Kadiru verpflichtete Däne Kem Ljungquist (Superschwer) ihre Kämpfe vorzeitig verloren, musste Cheftrainer Anatoli Hoppe anstelle der Euphoriebremse auf die Trosttube drücken. „Wenn mir vor dem Kampf ein Unentschieden gegen Hertha angeboten worden wäre, hätte ich eingeschlagen. Nun sind wir ein bisschen enttäuscht, trotzdem haben die Jungs eine großartige Leistung gezeigt. Sie sind eine wunderbare Werbung für das Boxen in Hamburg und die WM“, sagte der 37-Jährige.

Die Sportler selbst waren ein Stück weit zerrissen in ihren Emotionen, einig jedoch darin, dass die Atmosphäre in der für Kampfsport wunderbar nutzbaren Halle an der Rüterstraße atemberaubend gewesen war. „Das war wie bei den Profis, echt der Hammer“, sagte der aus Köln verpflichtete Younes Zarraa, der dem Druck standgehalten hatte, in der Klasse bis 56 kg für den Auftaktsieg sorgen zu müssen. Natürlich gab es noch keine einheitlichen „Giants“-Gesänge, jeder Kämpfer hatte seinen eigenen Fanblock, aus denen heraus jedoch auch die anderen Hamburger Athleten angefeuert wurden. Die im Foyer zu 15 Euro angebotenen Fanschals fanden guten Absatz. „Da sieht man, was in Hamburg möglich ist. Wir sind sehr zufrieden mit unserer ersten Veranstaltung“, sagte Teammanager Christian Morales.

Sportlich indes, das darf nicht verschwiegen werden, gibt es für die Riesen noch Luft nach oben. Zu viele Kämpfer halten von stabiler Deckung so viel wie Donald Trump von guten Manieren. Umso wertvoller waren die Auftritte von Rexhepi und des deutschen Meisters Edison Zani (SV Polizei/bis 64 kg), dessen Bewegungstalent bei Fachleuten für Gänsehaut sorgte. Und wenn zum Gastspiel bei Hertha (25. Februar) und dem nächsten Heimkampf gegen Wismar (18. März) Kadiru und 60-kg-Spitzenmann Nenad Stancic ins Aufgebot zurückkehren, dann sollte auch der erste Bundesligasieg eingefahren werden können. „Unser Ziel, deutscher Meister zu werden, geben wir nicht auf“, sagte Cheftrainer Hoppe. Ein Titel zur Premiere – eine bessere Werbung kann keine Kampagne bieten.