Hamburg. Bei den German Open im Teakwondo kämpft die Hamburgerin um eine Medaille

Dass Özlem Gürüz knallhart zuschlagen kann, mag man beim Anblick der zierlichen 17-Jährigen kaum glauben. Ihre langen schwarzen Haare zotteln ihr im Gesicht, die weiße Trainingsjacke mit dem deutschen Adler auf der Brust hat sie bis oben hin zugezogen. „Ich hoffe, dass ich eine Medaille gewinne. Das ist mein Ziel“, sagt Gürüz mit zarter Stimme. Sie wird an diesem Wochenende (Sonnabend und Sonntag von 8.30 Uhr an) bei den German Open in der Sporthalle Hamburg als aussichtsreichste Taekwondokämpferin der Elbmetropole an den Start gehen.

Bereits im vergangenen Jahr konnte die deutsche Meisterin und Dritte der Junioren-EM bei ihrem Heimturnier die Bronzemedaille gewinnen. Die Umstellung vom Jugend- in den Damenbereich ist für das Nachwuchstalent dennoch noch schwer. „Die Damen sind körperlich stärker. Aber ich will ganz locker in den Wettkampf reingehen“, sagt Gürüz, die am Sonntag in der Gewichtsklasse bis 46 Kilogramm antritt.

Die German Open, die in der Vergangenheit immer erst im Frühling stattfanden, werden diesmal aufgrund der Auslastung der Sporthalle schon im Januar veranstaltet. Eine Folge dessen ist, dass das wichtigste deutsche Turnier bei 963 Startern aus 41 Nationen zwar nicht an Quantität, aber an Qualität verloren hat. „Nächste Woche finden auch die US Open in Las Vegas statt. Weil es dort mehr Weltranglistenpunkte gibt, zieht es viele Spitzenkräfte dort hin“, sagt Holger Wunderlich, Sportdirektor der Deutschen Taekwondo-Union (DTU).

Besonders bitter ist der Ausfall von Rabia Gülec (22). Die Nürnbergerin musste für Hamburg verletzungsbedingt absagen. Mit ihrem Bruder Tahir zählte sie zu den einzigen deutschen Startern bei Olympia in Rio. „Rabia hat nach Olympia erst einmal Pause gemacht. Als sie wieder angefangen hat zu trainieren, hat sie sich eine leichte Knieverletzung zugezogen“, sagt Yeonji Kim, seit Juni 2016 Bundestrainerin der Damen.

Die Koreanerin ist zweifache Weltmeisterin, war nach ihrem Karriereende 2006 als Sportfunktionärin des Nationalen Olympischen Komitees Südkoreas bei allen Olympischen Spielen dabei. „Ich möchte dem Nachwuchs eine Chance geben, Talenten wie Özlem. Ich will sie möglichst schnell von der Jugend in den Damenbereich einarbeiten“, sagt Kim. Die 36-Jährige ist in Aachen geboren, hat die ersten 17 Jahre ihres Lebens in Deutschland verbracht, ehe sie in Korea ein Taekwondo-Internat besuchte.

Nach Olympia ist vor Olympia. Ähnlich wie die Bundestrainerin sieht auch Wunderlich die Jugend im Fokus. „Nach Rio haben viele Athleten aufgehört. Nun versuchen wir den Nachwuchs für Tokio 2020 aufzubauen“, sagt der Sportdirektor. Vielleicht ist dann auch die gar nicht mehr so schüchterne Gürüz dabei. Sie wäre dann schon 20 Jahre alt.

Tickets sind am Haupteingang der Sporthalle Hamburg an der Krochmannstraße 55 erhältlich. Erwachsene zahlen 10 Euro, Kinder 6.