Melbourne. Deutsches Trio erreicht Achtelfinale bei den Australian Open

Die endlich entspannte Titelverteidigerin und zwei überglückliche Achtelfinaldebütanten haben dem deutschen Tennis großartige Erfolge beschert. Angelique Kerber, Mischa Zverev und Mona Barthel zogen am Freitag unter die letzten 16 bei den Aus­tralian Open in Melbourne ein, wo sich Zverev am Sonntag auf ein Duell mit dem Weltranglistenersten Andy Murray (Schottland) freuen darf und Barthel auf eine Partie mit US-Altmeisterin Venus Williams. Eingeläutet wird das große Wochenende am Sonnabend (ca. 5 Uhr MEZ/Eurosport) mit dem Drittrundenknüller zwischen Mischas jüngerem Bruder Alexander Zverev (19) und dem spanischen Topstar Rafael Nadal.

Bevor Mischa Zverev und Qualifikantin Barthel ihre Chancen nutzten und erstmals das Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreichten, war Kerber beim 6:0, 6:4 gegen die Tschechin Kristyna Pliskova nur von der Mitte des zweiten Satzes an gefordert. „Erst beim 4:4 hat Pliskova dagegengehalten und auch Winner geschlagen. Ich glaube schon, dass einiger Ballast von Angie abfällt“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Nach nur 55 Minuten stand der erste überzeugende Sieg der Weltranglistenersten in diesem Turnier fest.

„Ich glaube, dass ich ein bisschen lockerer geworden bin und dass ich jetzt diesen Turnierrhythmus gefunden habe“, sagte Kerber. Das war im vorigen Jahr einer der Schlüssel für ihren ersten Grand-Slam-Triumph an gleicher Stelle. Die 29-Jährige kennt nun wieder ihre täglichen Abläufe. Am Sonntag trifft die Kielerin auf die Weltranglisten-35. Coco Vandeweghe aus den USA, die sie bisher zweimal schlug. Kerber erwartet ein ähnliches Match wie gegen die gut aufschlagende und mit starken Grundschlägen ausgestattete Pliskova.

Mischa Zverev trifft nach dem 6:1, 4:6, 6:3, 6:0 über den Tunesier Malek Jaziri auf den fünfmaligen Finalisten Murray, dem er im einzigen Vergleich auf ATP-Niveau 2015 in München 2:6, 2:6 unterlag. Beide kennen sich aber seit Juniorenzeiten und spielten dort schon 2004 im Halbfinale der US Open gegeneinander. „Wenn er sein bestes Tennis spielt, werde ich nicht viele Chancen haben. Er spielt gern gegen Jungs, die ans Netz kommen“, sagte der 29 Jahre alte Hamburger. „Wenn ich draufgehe, sieht das nur lächerlich aus. Ich muss klüger spielen.“ Gegen Jaziri wurde Zverev nach dem 1:3 im dritten Satz defensiver. Das bescherte ihm seinen bislang größten sportlichen Erfolg. „Es fühlt sich großartig an“, sagte der 50. der Weltrangliste. Rang 45 als bislang beste Karriereplatzierung 2009 wird Zverev übertreffen und sich damit einen Traum erfüllen. „Es haben mir noch nie so viele Leute gratuliert“, sagte er.

Mona Barthel setzte ihren unverhofften Siegeszug seit der Qualifikation mit dem 6:4, 3:6, 6:3 über Lokalmatadorin Ashleigh Barty fort. Es war schon der sechste Erfolg in Serie, im letzten Satz spürte die 26-Jährige aus Neumünster die Belastungen – vor allem angesichts ihrer rätselhaften Viruserkrankung im vorigen Jahr. Vor dem dritten Satz wurde wegen Regens das Dach der Rod-Laver-Arena geschlossen, dann lag Barthel 0:2 hinten und drehte die Partie. „Ich habe gedacht, das ist deine Chance, gib alles“, berichtete sie.

Gegen die 36 Jahre alte Venus Williams verlor die derzeit nur 181. der Weltrangliste bisher zweimal glatt. Auch die älteste Spielerin im Feld und einstige Nummer eins hatte vor einigen Jahren eine Krankheit zu überwinden, die ihr sämtliche Kraft raubte.