Sotogrande. St. Paulis Interims-Sportchef verpflichtet den Norweger Mats Möller Daehli vom SC Freiburg

Am Ende ging es offenbar noch schneller, als Andreas Rettig (53) es selbst erwartet hatte. „Heute passiert nichts mehr“, hatte der Geschäftsführer und Interims-Sportchef des FC St. Pauli am Dienstag kurz vor 15 Uhr noch am Ende einer Gesprächsrunde mit den Journalisten gesagt, die den Kiezclub im Trainings­lager in Sotogrande begleiten. Es ging dabei um den geplanten Transfer eines weiteren Offensivspielers für die anstehende Rückrunde der Zweiten Liga.

Keine drei Stunden später war die Sache dann doch unter Dach und Fach, obwohl der Club offiziell nichts bestätigen wollte: Der 21 Jahre alte Norweger Mats Möller Daehli wechselt auf Leihbasis bis zum Saisonende vom Bundesligaachten SC Freiburg ans Millerntor. Er trifft dort auf seinen Landsmann Vegar Eggen Hedenstad, der bereits zu Saisonbeginn aus Freiburg zum FC St. Pauli gekommen war. Ohne den Namen zu nennen, hatte Rettig zuvor den Neuzugang so beschrieben: „Das soll kein weiterer reiner Stürmer sein, sondern eher ein vielseitig einsetzbarer Offensivspieler, der auch Vorbereiterqualitäten besitzt. Ich denke, dass wir mit unseren immens schnellen Außenbahnspielern Qualität im Offensivbereich haben, die aber richtig eingesetzt werden muss. Da fehlt uns bislang etwas fußballerische Intelligenz.“

Für diese soll nun Möller Daehli sorgen, der im Januar 2015 von Cardiff City nach Freiburg wechselte. Nach zwei Erstligaeinsätzen aber wurde der 13-malige norwegische Nationalspieler durch eine Patellasehnenreizung jäh gestoppt und verpasste nicht nur den Rest der Saison, sondern mit Ausnahme von zwei Kurzeinsätzen sogar die gesamte Zweitligasaison 2015/16. In der aktuellen Spielzeit kam er nur auf zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga sowie sechs Spiele in der Freiburger Ober­ligamannschaft.

Jetzt ist er offenbar wieder voll einsatzbereit und soll bei St. Pauli Spielpraxis sammeln. Co-Trainer Abder Ramdane hatte ihn am vergangenen Donnerstag bei Freiburgs Testspiel gegen Sparta Prag (0:0) beobachtet. An diesem Mittwoch wird Möller Daehli im Teamhotel Almenada erwartet. Er wird dann dorthin zurückkehren, wo er in der vergangenen Woche bereits mit dem SC Freiburg war.

Unterdessen hatte Andreas Rettig, bevor der Transfer festgezurrt wurde, über weitere aktuelle Themen gesprochen. Dabei sagte er über …

… die Trainingsbedingungen vor Ort: „Wenn man die Bilder aus der Heimat betrachtet und sieht, welche Schwierigkeiten die Clubs haben, die schon jetzt aus ihren Trainingslagern zurückkommen, haben wir Glück mit unserem Zeitpunkt und dem Wetter. Dazu haben wir hier außergewöhnlich gute Trainingsplätze. Außerdem waren die beiden Testspiele hier ein großer Schritt in die richtige Richtung, ohne dies überbewerten zu wollen. Das Trainerteam findet die richtige Mischung aus guter Arbeit und einem gewissen Spaßfaktor. Ich denke, dass nicht viele Zweitligisten so lange im Trainingslager sind wie wir. Damit wollen wir auch verdeutlichen, dass wir alles tun, um unser großes Ziel Klassenerhalt zu erreichen.“

… die beiden bisherigen Winterzugänge Lennart Thy und Johannes Flum: „Weil die Zeit in der Wintervorbereitung viel kürzer als im Sommer ist, wollten wir nur Spieler verpflichten, die die Verhältnisse kennen und sich schnell eingewöhnen können. Exoten schieden damit aus. Es ergibt keinen Sinn, jetzt jemanden, der noch keinen Schnee gesehen hat, nach Hamburg zu holen. Auf die Idee, Lennart Thy zurückzuholen, kann jeder kommen. Dafür haben wir keinen Orden verdient. Er hat sich aber auch vorbildlich verhalten und alles dafür getan, diesen Schritt zu tun. Bei Flum war es schwieriger, weil er eine große Auswahl hatte. Es spricht für seine Überzeugung, dass er sich für den Letzten der Zweiten Liga entschieden hat. Ich fand stark, dass er den Laktattest absolviert hat, bevor der Vertrag unterschrieben war. Das war ein Ausrufezeichen.“

... den Weg zum Ziel Zweitliga-Klassenerhalt: „Wir werden den Klassenerhalt nur über die Kabine schaffen. Deshalb werden es auch alle Spieler sehr schwer haben, die nichts zum Gemeinschaftssinn beitragen.“

… den Problemfall „Fafa“ Picault, der vom Training freigestellt ist, um sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen: „Wir respektieren seinen gültigen Arbeitsvertrag. Aber wir legen auf seine Rückkehr ins Team keinen Wert mehr. Wir werden ihm bei der Jobsuche helfen. Vielleicht fühlt er sich ja bei einem anderen Arbeitgeber auch wohler. Ich will nicht mit dem Finger nur auf ihn zeigen. Wenn er keinen Verein findet, kann er bei uns ein Training absolvieren, das er laut Vertrag erwarten darf – aber nicht mehr mit der Mannschaft.“

… die Zukunft von Kapitän Sören Gonther, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft: „Er weiß, woran er ist. Und ich denke zu wissen, was ihn umtreibt. Wir haben einen Zeitplan verabredet. Ich sehe das unaufgeregt.“