Hamburg. Torhüter Kai Kristian startet heute mit den Crocodiles Hamburg in die Meisterrunde der Eishockey-Oberliga. Der Spielmodus ist kompliziert

Torhütern sagt der Volksmund nach, dass sie einen Spleen haben. Kai Kristian muss lachen, wenn man ihn nach seinen Eigenheiten befragt. „Ich finde, dass Feldspieler bekloppt sind. Ich habe eine Schutzausrüstung an, die werfen sich ungeschützt in die Schüsse. Wer ist also bekloppter?“, stellt er eine Gegenfrage, auf die sich nur allgemein antworten lässt, dass Eishockeyspieler mit ihrem Körper generell selten pfleglich umgehen.

Wer auch immer nun die größere Macke hat: Dass die Crocodiles Hamburg an diesem Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) gegen die Icefighters Leipzig als Tabellenvierter in die Meisterrunde der Oberliga Nord starten, ist zu nicht unerheblichen Teilen Kristians Verdienst. Mit einer Fangquote von 92,2 Prozent war der 25-Jährige in der 30 Spiele umfassenden Hauptrunde, von denen er 26 absolvierte, ligaweit der drittbeste Keeper. Sein Gegentorschnitt von 2,79 bedeutet zwar nur Rang zehn, ist aber vor allem der nicht immer sattelfesten Defensive der Krokodile zuzuschreiben, die 104 Gegentore zuließ – und damit 40 mehr als die ligabeste Abwehr des Tabellenzweiten Tilburg Trappers. „Es ist klar, dass wir uns vor allem defensiv verbessern müssen, wenn wir unser nächstes Ziel erreichen wollen“, sagt Kai Kristian.

Dieses lautet, die direkte Qualifikation für die Play-offs zu schaffen. Dafür ist mindestens Rang sechs in der Meisterrunde notwendig, in der die besten acht Teams der Hauptrunde in Hin- und Rückspielen gegeneinander antreten. Die Punkte und Tore aus den ersten 30 Partien wurden mitgenommen, sodass die Hamburger mit zehn Zählern Vorsprung auf den heutigen Gast aus Sachsen, der auf Rang sieben liegt, ins Rennen um die Ausscheidungsspiele gehen.

Der Modus für den weiteren Saisonverlauf ist nicht ganz einfach. Die ersten sechs Teams der Meisterrunde (bis 5. März) sind direkt für die erste Play-off-Runde qualifiziert, in der die besten acht Teams der Oberliga Nord überkreuz gegeneinander antreten. Die Teilnehmer sieben und acht werden in Pre-Play-offs zwischen dem Siebten und Achten der Meisterrunde und dem Ersten und Zweiten der Abstiegsrunde, in der die Teams von Rang neun bis 16 antreten müssen, ermittelt.

Die vier Clubs, die sich in der ersten Play-off-Runde im Norden durchsetzen, spielen dann in Viertel-, Halbfinale und Endspiel mit den vier besten Teams der Oberliga Süd den Aufsteiger in die DEL2 aus. Dass dieser die Crocodiles sein könnten, hält Kai Kristian für vermessen. „Wenn wir ehrlich sind, dann wären wir doch vor der Saison schon mit dem Erreichen der Meisterrunde zufrieden gewesen. Natürlich wollen wir jetzt mehr, aber wir sollten realistisch bleiben“, sagt er. Eine Übermacht der Südclubs befürchtet der Torwart nicht. „Im Norden ist das Gefälle innerhalb der Liga größer, aber unsere Topvereine können mit denen im Süden mithalten.“ Der gebürtige Augsburger kann das beurteilen, schließlich spielte er in der vergangenen Serie für den EV Landshut.

Nach Hamburg kam er, weil seine Ehefrau, mit der er den fast drei Jahre alten Sohn Ben hat, aus der Stadt stammt und nach ihrer Elternzeit in ihrem alten Beruf zu arbeiten begonnen hat. „Ich hatte einige Angebote, aber ich wollte nicht über Monate weit weg von der Familie leben“, sagt er. Deshalb spielt Kai Kristian in dieser Saison erstmals nicht als Profi, sondern absolviert nebenbei noch eine Ausbildung zum Industriekaufmann. „Körperlich ist das eine extreme Umstellung, weil mir mit Job und Kind oft die Zeit zum Regenerieren fehlt. Aber Eishockey ist ein wichtiger Teil meines Lebens, deshalb ziehe ich es durch“, sagt er. Ein bisschen bekloppt muss man eben sein.