Hamburg. Der Trainer des FC St. Pauli spricht vor dem Abflug ins Trainingslager über Personalfragen und Reizpunkte im Training

Die Bedingungen könnten kaum besser sein, wenn der FC St. Pauli an diesem Donnerstag in Soto­grande (Spanien) sein Trainingslager aufschlägt. Blauer Himmel, 18 Grad und eine noble Herberge. Vor der Abreise sprach Trainer Ewald Lienen über ...

... den Abgang von Stürmer Marvin Ducksch, der an Holstein Kiel verliehen wird: „Holstein Kiel hat aktiv bei uns angefragt, ob sie Marvin ausleihen können. Das ist für beide Seiten eine gute Geschichte. Für Ducksch wäre es nicht ganz so einfach geworden, bei uns Spielpraxis zu bekommen. Er war angetan von der Leihe, weil es für ihn wichtig ist zu spielen. Das ist eine gute Lösung bis zum Sommer. Dann planen wir wieder mit ihm.“

... weitere Abgänge und die Verpflichtung neuer Spieler: „Gottes Wege sind unergründlich (lacht). Das Transferfenster ist bis zum Ende des Monats in beide Richtungen geöffnet. Mal sehen, was sich noch ergibt. Wir halten die Augen offen, aber es ist auch möglich, dass niemand mehr dazukommt. Wir setzen uns nicht unter Druck und werden nichts auf Teufel komm raus machen. Wenn wir noch etwas machen, geht es nicht nur um einen neuen Stürmer, eher um einen Offensivspieler.“

... die Torwartfrage, nachdem Philipp Heerwagen den verletzten Stammkeeper Robin Himmelmann gut vertreten hatte: „Die Frage stellt sich für mich im Moment nicht, weil noch nicht absehbar ist, ob Himmelmann im Trainingslager überhaupt voll einsatzfähig sein wird. Robin muss erst einmal ein paar Wochen problemlos trainieren, um in die Verlosung zu kommen.“

... die Ankündigung, nur einsatzbereite Spieler mit ins Trainingslager nehmen zu wollen: „Das war ursprünglich unser Plan. Wir wollen 22 bis 24 einsatzfähige Spieler mitnehmen. Aber es würde keinen Sinn ergeben, Spieler wie Philipp Ziereis, der zwar einen kleinen Rückschlag erlitten hat, oder Christopher Buchtmann, der Ende der Woche ins Mannschaftstraining einsteigt, in Hamburg zu lassen. Es kann sein, dass wir neben Tim-Julian Pahl, Yi-Young Park (beide U23) sowie Torwart Tim Burgemeister (U19) noch weitere Spieler aus unserem Nachwuchsbereich mitnehmen, weil es noch ein paar Krankmeldungen gab. Wir wollen kein Lazarett in Spanien aufbauen. Wer körperlich nicht in einem Topzustand ist, der wird es schwer haben, ins Team zu kommen. Wir werden niemanden aufstellen, bloß weil er gut kicken kann. Die Rückrunde wird ein Überlebenskampf. Die Spieler, die spielen wollen, müssen topfit sein und ihr Leben auf dem Platz lassen können. Die Jungs haben sich in den letzten Wochen schon körperlich weiterentwickelt, aber es muss so weitergehen.“

... die Schwerpunkte im Trainingslager: „Wir brauchen kein Geheimnis daraus zu machen, dass es uns schwerfällt, Torchancen herauszuspielen. Wenn wir Robert Lewandowski vorne bei uns reinstellen würden und wir nicht besser spielen, dann würde er bei uns auch nicht viele Tore schießen. Es geht darum, dass wir uns Automatismen erarbeiten und ein besseres Umschaltspiel an den Tag legen. Wir wollen uns verschiedene Handlungsmöglichkeiten erarbeiten, defensiv wie offensiv.“

... Teambuildingsmaßnahmen wie das „Rafting“ im Sommertrainingslager: „Da wäre ich fast ersoffen (lacht). Ich bin fast 50 Jahre im Fußball, und wir hatten früher auch Mannschaften auf dem Platz, da gab es noch keine Klettergärten. Teambuilding findet im Training statt. Alles Weitere ist ein Zusatz. Wir haben eine gute Atmosphäre im Team, manchmal sind wir sogar zu lieb. Reibungspunkte gehören dazu und nicht, dass man sich mit Wattebäuschen bewirft.“