Hamburg. St. Paulis Neuzugang Johannes Flum soll schon heute gegen Osnabrück zeigen, dass er eine Verstärkung ist

Wenn es für Johannes Flum überhaupt noch einer Empfehlung bedurft hätte, sich für den FC St. Pauli zu entscheiden, so erhielt er sie von Alexander Meier. „Er hat mir gesagt, dass ich mich auf den Verein richtig freuen kann“, erzählte der Mittelfeldspieler, der am Freitag vom Bundesliga-Vierten Eintracht Frankfurt nach Hamburg wechselte, über die Einschätzung seines bisherigen Teamkollegen. Der 33 Jahre alte Meier, bereits seit 2004 in Frankfurt und dort ein von den Fans verehrter Torjäger, spielte von 2001 bis 2003 für den FC St. Pauli, ehe er für ein Jahr zum HSV ging.

Der 29 Jahre alte Johannes Flum unterschrieb bei St. Pauli einen Vertrag bis Juni 2018. Die Erwartungen an ihn sind hoch. Der aus Südbaden stammende und bereits zu Jugendzeiten beim SC Freiburg spielende Flum soll der Mannschaft des Zweitliga-Schlusslichts deutlich mehr Sicherheit, Konstanz und auch Kreativität verleihen. „Am liebsten spiele ich als Sechser oder Achter“, sagte Flum. Auch zentral offensiv könne er agieren. Es ist offensichtlich, dass St. Paulis Führung mit der Verpflichtung von Flum die Lücke schließen will, die der im Sommer nach Salzburg gewechselte Marc Rzatkowski hinterlassen hat. Dabei hat Flum mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern eine völlig andere Statur als der quirlige Rzatkowski (1,71 m).

„Das ist eine schwere Aufgabe. Das weiß ich, die Tabelle kann ich ja auch lesen. Aber ich habe richtig Bock darauf“, sagte er. „Jetzt habe ich wieder eine Aufgabe. Das habe gebraucht. Ich hätte auch meinen Vertrag in Frankfurt absitzen können. Aber als Fußballer trainiert man in der Woche, um am Wochenende zu spielen.“

Flum bestritt sein letztes Punktspiel im Oktober 2015

Er spielte mit diesen Sätzen darauf an, dass er wegen eines Kniescheibenbruches sowie Achillessehnenproblemen im danach nötigen Aufbautraining seit dem 24. Oktober 2015 kein Punktspiel mehr bestritten hat. „Mir fehlt die Spielpraxis, auch weil Frankfurt keine zweite Mannschaft hat. Aber ich bin jetzt fit und werde schnell reinkommen“, hofft Flum. Positiv beeindruckt hatte er die Verantwortlichen des FC St. Pauli auch damit, dass er am vergangenen Montag den für die Mannschaft angesetzten Laktattest absolvierte, obwohl sein Vertrag zu diesem Zeitpunkt noch nicht unterzeichnet war.

Die erste Chance, sich zu beweisen, bietet sich Flum schon an diesem Sonnabend (14 Uhr, Millerntorstadion) im Testspiel gegen den VfL Osnabrück, den Tabellendritten der Dritten Liga. Für St. Paulis Team ist die über zweimal 60 Minuten angesetzte Partie quasi eine Probe für die mögliche Abstiegsrelegation nach Ende der Punktspielsaison. Um diese zu erreichen, müssten die Braun-Weißen aber noch zwei Tabellenplätze gutmachen.

Unterdessen wechselt Abwehrtalent Jacob Rasmussen nach nur einem halben Jahr beim FC St. Pauli zum norwegischen Meister Rosenborg Trondheim. Der 19 Jahre alte Däne war im Sommer von den A-Junioren des FC Schalke 04 ans Millerntor gekommen und hatte einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Damit sollte auch der Plan dokumentiert werden, den für einen Innenverteidiger balltechnisch starken Linksfuß behutsam als potenziellen Stammspieler aufzubauen. Der bisherige Kapitän der dänischen A-Junioren-Nationalmannschaft trainierte durchweg in St. Paulis Profiteam, stand aber nur zweimal im Kader für eine Zweitligapartie und spielte ausschließlich für das U-23-Team des Kiezclubs in der Regionalliga Nord.

„Es war mein ausdrücklicher Wunsch, nach Trondheim zu wechseln, da ich auf meiner Position keine Möglichkeiten sehe, ausreichend Spielzeiten zu bekommen. Ich bin St. Pauli dankbar, dass mir keine Steine in den Weg gelegt wurden“, sagte Rasmussen, der angesichts des Angebots aus Norwegen offenbar nicht mehr die Geduld aufbringen wollte, bei St. Pauli auf seinen Durchbruch zu warten.

St. Pauli will noch einen Offensivspieler verpflichten

In der aktuell prekären Tabellensituation war es praktisch aussichtslos, dass Trainer Lienen ihn anstelle der gestandenen Innenverteidiger Lasse Sobiech, Sören Gonther, Philipp Ziereis oder auch Marc Hornschuh aufstellen könnte. „Jacob ist ein talentierter Spieler. Aber er hat starke Konkurrenz auf seiner Position. Deshalb verstehe ich seinen Wunsch, sich einem anderen Verein anzuschließen“, sagte Trainer Lienen, der auch schon Brian Koglin aus der U-23-Mannschaft eingesetzt und auf Rasmussen verzichtet hatte.

Möglichst noch vor der Abreise ins Trainingslager in Sotogrande (Spanien) am Donnerstag soll noch ein Offensivspieler verpflichtet werden. Spätestens seit feststeht, dass der intern beste Torschütze, Aziz Bouhaddouz (fünf Treffer), beim Afrika-Cup (14. Januar bis 5. Februar) im Kader von Marokko steht, besteht hier akuter Bedarf.