London. 1,48 Millionen Zuschauer sehen bei Sport1 seinen 7:3-Finalsieg gegen den Schotten Anderson

Am Ende dieser schrillen, grellen und bierseligen Darts-WM gab es tatsächlich noch einen rührenden Moment im brodelnden „Ally Pally“. Die Bässe wummerten laut, als Michael van Gerwen den WM-Pokal entgegennahm, der Niederländer reckte ihn über seinen kantigen, kahlen Schädel, die Menge grölte – und diesem bulligen Star des einstigen Kneipensports standen die Tränen in den Augen.

Mit bebender Stimme dankte „Mighty Mike“ seiner Frau und seiner Familie für „die großartige Unterstützung, ich bin so glücklich“, sagte er nach dem 7:3-Sieg über den schottischen Titelverteidiger Gary Anderson: „Das ist der wichtigste Pokal, das weiß jeder.“ Im Schnitt 1,48 Millionen TV-Zuschauer (Marktanteil: 4,8 Prozent), in der Spitze 1,95 Millionen, hatten das Match allein in Deutschland bei Sport1 verfolgt, Rekord. 410.000 Euro erhielt van Gerwen für seinen Triumph in London – und wer immer noch nicht verstand, welche Bedeutung diese Darts-WM mittlerweile hat, der wurde wenig später belehrt.

Die Siegerpressekonferenz lief, als van Gerwen ein Handy auf das Podium gereicht bekam, der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte war am Apparat. In einem einminütigen Gespräch gratulierte der mächtigste Mann des Landes am späten Montagabend dem besten Darts-Spieler der Welt. Und der ist van Gerwen momentan ohne Zweifel. 2013 stand er bereits im WM-Finale, 2014 und nun 2017 holte er den Titel. „Dreimal im Finale“, sagte van Gerwen, „da muss man schon eine gewisse Klasse haben. Alle haben gesagt, dass ich einen zweiten Titel brauche, um ein Großer zu sein. Das habe ich heute geschafft.“

Mit dem Sieg im Alexandra Palace vergoldete der Weltranglistenerste sein herausragendes Jahr 2016, in dem er 25 Turniere gewann. „Der Junge ist ganz gut“, sagte der unterlegene Anderson (46) mit reichlich Galgenhumor, „der wird mal ein Spitzenspieler.“

Längst trauen nicht wenige van Gerwen zu, in die Fußstapfen von Rekordweltmeister Phil „The Power“ Taylor (56) zu treten, den Sport noch deutlicher zu beherrschen als der 16-malige Titelträger. Denn mit 27 Jahren steht van Gerwen noch am Anfang der Karriere, Taylor holte seinen ersten WM-Sieg im Alter von 29. Gegenwärtig ist van Gerwen in Topform kaum zu schlagen, so, wie es einst für Taylor galt.