London. “Mighty Mike“ demonstriert im Finale seine Ausnahmestellung. Anderson bleiben nur faire Glückwünsche. Quoten-Rekord im TV.

Für den neuen Darts-Weltmeister Michael van Gerwen war die Krönung im Londoner Alexandra Palace wie ein Ritterschlag. "Du brauchst den zweiten Titel, um zu den ganz Großen zu gehören. Das hier hinbekommen zu haben, bedeutet mir so viel“, sagte der Niederländer nach dem 7:3-Finalsieg gegen Titelverteidiger Gary Anderson am Montagabend. Wie Adrian Lewis (England) und Anderson hat der 27-jährige Weltranglistenerste nun seinen zweiten WM-Titel eingefahren.

Van Gerwen spielt mit Tim Wiese

Der sportliche Triumph, eine rund 20 Kilo schwere Trophäe sowie ein Preisgeld von umgerechnet circa 410.000 Euro überwältigten van Gerwen, der dem Veranstalter beinahe den Pokal aus den Händen riss und ihn mehrere Male ins Publikum reckte. Das Match gegen Anderson war eines für die Geschichtsbücher – insgesamt 42 perfekte Aufnahmen mit 180 Punkten gelangen den beiden Rivalen gemeinsam, so viele wie nie zuvor in einem WM-Match.

Schlaglichter in van Gerwens Karriere

Wechsel zur PDC

In jungen Jahren spielt der Niederländer für den Konkurrenzverband BDO (British Darts Organisation). Nachdem ihm im Alter von 17 erste Turniersiege gelingen, wechselt er gemeinsam mit seinen Landsleuten Jelle Klaasen und Vincent van der Voort zur PDC (Professional Darts Corporation). Dort spielt er bis heute und ist seit einigen Jahren das Zugpferd des Weltverbandes.

17 perfekte Darts

Im Dezember 2012 steht van Gerwen im Halbfinale der WM in London. Gegen James Wade aus England gelingt ihm mit einem 9-Darter nicht nur das perfekte Spiel - im direkt danach folgenden  Leg legt der Niederländer weitere acht perfekte Pfeile nach. Einen weiteren 9-Darter verpasst er auf die Doppel-12 nur haarscharf.

Erster WM-Titel

Am Neujahrstag 2014 gewinnt van Gerwen erstmals den Weltmeister-Titel in London. Als an Position zwei gesetzt zieht „MvG“ ins Finale ein und schlägt dort den Schotten Peter Wright mit 7:4-Sätzen. Damit löst er auch Dauer-Weltmeister Phil Taylor aus England auf Platz eins der Order of Merit ab.

123,4-Point-Average

Am 25. Februar spielt van Gerwen die Partie seines Lebens. Im Premier-League-Spiel gegen Michael Smith gelingen ihm 123,4 Punkte pro drei Pfeile - der beste Wert, der je vor TV-Kameras erzielt wurde. Die alte Bestmarke von Taylor (118,66  Punkte) pulverisiert van Gerwen förmlich.

25 Saisontrophäen

Im Jahr 2016 ist der Niederländer mit dem markanten grünen Wettkampfshirt endgültig nicht mehr zu stoppen. 25 Titel sichert er sich, bevor der Jahreshöhepunkt bei der WM in London wartet. „Ich würde alle Titel gegen den WM-Titel tauschen“, kündigte van Gerwen im Vorfeld an...

Zweiter WM-Titel...

...doch das ist nicht nötig. Denn diesmal besteigt „Mighty Mike“ auch den Thron bei der WM. Nach Siegen über seinen Landsmann Raymond van Barneveld im Halbfinale und den Schotten Gary Anderson im Finale darf er zum zweiten Mal die rund 20 Kilogramm schwere Sid Waddell Trophy in die Höhe stemmen - und sich über ein Preisgeld von umgerechnet rund 410 000 Euro freuen.

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Anderson gratuliert van Gerwen fair

Fairer Verlierer: Gary
Fairer Verlierer: Gary "The Flying Scotsman" Anderson © Imago/Action Plus

Van Gerwen und Anderson teilen damit die letzten vier WM-Titel unter sich auf. „Ich bin total glücklich, es ist total wunderbar“, jubelte der neue Weltmeister. „Ich musste mein absolutes A-Game zeigen, um bestehen zu können“, fügte van Gerwen an. Der 46-jährige Schotte war ein fairer Verlierer und gratulierte anerkennend. „Der Kerl ist einfach zu gut“, sagte der Weltmeisterschaften von 2015 und 2016, der anschließend einräumte, dass selbst sein Sohn ein van-Gerwen-Fan ist.

Nach Flitzer schöpft Anderson Hoffnung

Für „Mighty Mike“ hingegen war es die Krönung einer unglaublichen Saison mit insgesamt 26 gewonnenen Titeln. Nachdem ein Flitzer die Trophäe kurz vor dem Ende entführen wollte, konnte van Gerwen diese nach 2014 endlich wieder in die Höhe recken. "Ich bin unglaublich froh, das Richtige zur richtigen Zeit gemacht zu haben. Diesen Pokal zu haben, macht mich unglaublich stolz“, sagte van Gerwen, der stets mit seinem markanten grell-grünen Hemd spielt. Vor der WM hatte er klargestellt: „Ich würde alle meine Titel gegen den WM-Titel tauschen.“ Nun besitzt der Niederländer 26 Pokale – darunter den wichtigsten.

Michael van Gerwen konnte sich im
Michael van Gerwen konnte sich im "Ally Pally" über ein perfektes WM-Finale freuen © Imago/Action Plus

Kurz vor dem Ende kamen daran noch einmal leichte Zweifel auf, denn der Flitzer hatte van Gerwen kurzzeitig aus dem Konzept gebracht. Während der Niederländer plötzlich etwas von der Rolle war, lief Anderson zur Höchstform auf. „Das war eine komische Situation. Ich bin in meiner Konzentration gestört worden", sagte van Gerwen direkt nach dem Titelgewinn. Nach dem Zwischenfall verpasste er es, das Match bereits im neunten Satz zu entscheiden. Anderson legte hingegen eine 180 nach der anderen ans Board und schnürte die Hoffnung der Fans auf ein Sensations-Comeback.

Doch im zehnten Satz fand van Gerwen zurück zu seiner Form, warf selber reihenweise makellose 180er, wodurch erstmals die 700er-Marke von maximalen Aufnahmen bei einer WM geknackt wurde. Andersons schwacher Trost: Mit 22 perfekten Aufnahmen ist er nun der Spieler mit den meisten 180ern in einem Match. Ohne den Flitzer wäre es dazu wohl nicht gekommen.

Einen Rekord verzeichnete derweil auch Sport1. 1,48 Millionen verfolgten das Finale im Schnitt. In der Spitze fesselte das hochklassige Match sogar 1,95 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen. Die bisherige Bestmarke wurde beim Endspiel von 2015 erreicht, als im Schnitt 1,36 Millionen Menschen einschalteten.

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Glückwünsche vom Ministerpräsidenten

Seine Pressekonferenz nach dem Finale musste van Gerwen übrigens für ein ganz besonderes Telefonat unterbrechen. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte wollte seinen Landsmann unbedingt noch in der gleichen Nacht erreichen und wählte so etwa eine Stunde nach dessen gewonnenem Darts-Finale van Gerwens Nummer. Nach einem netten einminütigen Plausch auf Niederländisch verschreckte „Mighty Mike“ die Konkurrenz mit seiner Ankündigung: „Trophäen gewinnen ist etwas, was ich liebe. Das möchte ich für den Rest meines Lebens machen.“