Hamburg. Alen Halilovic und Pierre-Michel Lasogga könnten beim HSV in Kürze gehen. Auch Nabil Bahoui steht vor einem Wechsel

In der Welt der sozialen Medien gehören Pierre-Michel Lasogga und Alen Halilovic zu den Aktivsten. Natürlich durften bei den HSV-Profis auch zu Weihnachten die Botschaften an die Online-Gemeinde nicht fehlen. Während Lasogga sich im Skiurlaub im österreichischen Feierbrunn halb nackt in einem Video zeigte, in dem er dem schwedischen Superstar Zlatan Ibrahimovic nacheiferte, grüßte Halilovic aus seiner kroatischen Heimat Zagreb eher konservativ mit einem Familienfoto vor einem Weihnachtsbaum.

In der Welt außerhalb des Netzes war die Aktivität von Lasogga und Halilovic zuletzt eher begrenzt – zumindest aus beruflicher Perspektive. Bei ihrem Arbeitgeber, der HSV Fußball AG, gehören die beiden Offensivspieler nur noch zu den Teilzeitkräften. Während Lasogga in den vergangenen Wochen immerhin noch auf vier Kurzeinsätze kam, schaffte es Halilovic in den vergangenen zwei Monaten nicht einmal mehr in den Kader. Nun verbindet die beiden vor allem eins: Frust und Fluchtgedanken.

Während Lasogga und Halilovic über Weihnachten Abstand bei ihren Familien suchten, ist in die Zukunftsplanung rund um die glücklosen HSV-Profis Bewegung gekommen. Gut möglich, dass die Hamburger am 3. Januar ohne ihre wechselwilligen Spieler in die Vorbereitung starten. Während Lasogga von der „Bild“ mit einem Wechsel auf Leihbasis zu Schalke 04 in Verbindung gebracht wird, interessiert sich laut der spanischen Zeitung „Sport“ Espanyol Barcelona aus der Primera División für Halilovic. Demnach wollen die Spanier den 20-Jährigen fest verpflichten. Auch der dritte HSV-Angreifer ohne Perspektive, Nabil Bahoui, könnte in diesem Winter wechseln. Der griechische Erstligist AEK Athen will den 25 Jahre alten Schweden offenbar bis zum Sommer ausleihen.

Ein ähnlicher Deal steht in der Personalie Lasogga im Raum. Der 25-jährige Stürmer könnte bis Sommer zum FC Schalke wechseln. Ein Geschäft, das für beide Seiten Sinn ergeben würde. Der HSV könnte das hohe Gehalt (rund drei Millionen Euro im Jahr) für diese Zeit einsparen und einen unzufriedenen Spieler vorübergehend abgeben. In Hamburg ist Lasogga hinter Michael Gregoritsch und Bobby Wood nur noch Stürmer Nummer drei. Beim FC Schalke, bei dem Lasogga in seiner Jugend zwischen 1999 und 2006 für sieben Jahre spielte, könnte er das vorübergehende Sturmproblem lindern.

Der Revierclub muss derzeit auf die Langzeitverletzten Breel Embolo, Klaas-Jan Huntelaar und Franco di Santo verzichten. Zudem wird Maxim Choupo-Moting mit Kamerun möglicherweise bis Februar den Afrika-Cup spielen. Bereits bei der 1:2-Niederlage vor einer Woche gegen den HSV spielte Schalke im Volksparkstadion ohne echten Stürmer. Dass Trainer Markus Weinzierl im Angriff Verstärkung bekommt, gilt als sicher. Die Spekulationen um Lasogga wurden aus dem Schalker Umfeld am Sonntag allerdings zurückgewiesen. „Wir machen nur etwas, wenn es sinnvoll ist“, erklärte Sportdirektor Axel Schuster bezüglich eines möglichen Transfers.

Beim HSV hat Lasogga noch einen gültigen Vertrag bis 2019. Nach einem erfolgreichen Leihgeschäft von 2013 bis 2014 konnte der ehemalige Berliner nach seiner Vertragsunterschrift in Hamburg nie über einen längeren Zeitraum überzeugen. Im Jahr 2016 schoss Lasogga in der Liga nur zwei Tore, beide im Derby gegen Werder Bremen im ­April. Der Strafraumstürmer passt nicht in das schnelle Umschaltspiel von Markus Gisdol und wäre damit auch in der Rückrunde ohne Perspektive. Der HSV-Trainer wollte mögliche Abgänge vor Weihnachten nicht kommentieren. „Wir brauchen in erster Linie Personal dazu“, sagte Gisdol.

Halilovic könnte an Espanyol Barcelona verkauft werden

Mit dem Kölner Innenverteidiger Mergim Mavraj (30), der einen Vertrag bis 2019 unterschreibt, hat Gisdol seinen ersten Neuzugang für die Defensive gefunden. Mindestens ein weiterer Spieler soll noch kommen. In der Offensive ist der HSV dagegen gut besetzt. Entsprechend klar sind die Signale für Halilovic, Lasogga und Bahoui, auch wenn der Club die Berichte am Sonntag nicht kommentieren wollte.

Für Halilovic könnte das Kapitel HSV im Winter sogar ganz beendet sein. Sollte Espanyol bereit sein, die fünf Millionen Euro zu zahlen, die der HSV im Sommer an den FC Barcelona überwiesen hat, würden die Hamburger den Techniker ziehen lassen. Halilovic hat beim HSV einen Vertrag bis 2020. Barça sicherte sich zwar eine Rückkaufoption für zehn Millionen Euro im ersten und 12,5 im zweiten Jahr, doch in der Winterpause hätte der HSV bei einem Verkauf freie Hand. Dass der kleine Kroate in Hamburg nach nur wenigen Wochen gar keine Rolle mehr spielen sollte, hätten wohl auch die Verantwortlichen der Katalanen nicht geahnt.

Nachdem Halilovic schon unter Trainer Bruno Labbadia nur zu Jokereinsätzen kam, wurde die Situation unter Nachfolger Gisdol für den Nationalspieler noch schlimmer. Zwar durfte Halilovic Mitte Oktober bei Gisdols Heimspieldebüt von Beginn an ran, doch die 45 Minuten bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeit sollten bis zur Winterpause die letzten sein.

Im Sommer hatte der Transfer des Spielmachers rund um den Verein eine große Euphorie ausgelöst. Selten zuvor wurde ein Spieler in Hamburg mit einer derart großen Erwartungshaltung überfrachtet. Doch der HSV und Halilovic – diese Verbindung wollte von Beginn an nicht zusammenpassen. Für beide Parteien wäre es wohl das beste, wenn die Verbindung besser früher als später wieder gelöst wird.