Leverkusen. Eine Niederlage in Köln könnte für Leverkusens Trainer das Aus bedeuten

Zumindest äußerlich ließ sich Roger Schmidt nichts anmerken. Die harsche Kritik, die „Roger raus!“-Rufe, die schwachen Leistungen seiner Mannschaft – all das blendete der Coach des taumelnden Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen aus. „Ich befürchte nicht, dass ich entlassen werde. Wir haben ein wichtiges Spiel in Köln, da sind solche Gedanken nicht in meinem Kopf“, sagte er einen Tag vor dem Derby in Köln (Mi, 20 Uhr/Sky).

Natürlich sei die „Kritik nachzuvollziehen. Schließlich bin ich Trainer der Mannschaft und verantwortlich dafür, was passiert“, sagte Schmidt: „Aber ich werde meinen Fokus darauf legen, mich mit solchen Dingen nicht zu beschäftigen. Sinn macht es, sich mit der Mannschaft zu beschäftigen.“

Und das Team erfordert wahrlich genügend Aufmerksamkeit. Das belegt nicht nur der ernüchternde neunte Tabellenplatz (vier Punkte hinter dem FC), sondern vor allem auch die zum Teil desaströsen Auftritte wie beim jüngsten 1:2 gegen den Abstiegskandidaten Ingolstadt. „Ich weiß, wie hoch die Ansprüche sind und wie schwer es ist, diesen gerecht zu werden“, sagte Schmidt: „Aber wir sind in der Pflicht, eine Antwort auf dem Rasen zu geben.“

Dass Schmidt bereits öffentlich angezählt wurde, wollte der Coach nicht überbewerten. Schließlich sei die aktuelle Phase ja nicht die erste schwierige in seiner Zeit in Leverkusen, und überhaupt habe es unter seiner Führung einen radikalen Umbruch und viele Wechsel im Team gegeben. Aber auch das sei keine Ausrede für die Leistungsschwankungen, meinte er. „Wir müssen den Anspruch an uns selbst höher halten“, sagte Schmidt und forderte sein Team auf, unabhängig vom Namen des Gegners immer an die Leistungsgrenze zu gehen. „Wenn wir gegen Dortmund oder Tottenham spielen, sehe ich eine Mannschaft, die alles blitzsauber umsetzt, was wir besprechen. Da haben wir die totale Fokussierung. Uns fällt das in Spielen wie jetzt beispielsweise gegen Ingolstadt deutlich schwerer“, sagte er.

Folgt man Schmidts Logik, kommt ein emotionaler Höhepunkte wie beim Derby in Köln gerade recht. „Es ist ein Spiel, auf das man sich freuen sollte. In Köln wird es aufgrund des Derbycharakters ein besonderes Spiel“, sagte der 49-Jährige: „Wir müssen zeigen, dass wir nach einem sehr schlechten Auftritt in der Lage sind, einige Tage später ein anderes Gesicht zu zeigen. Das ist uns häufig gelungen, leider mussten wir das zuletzt auch oft machen.“ Gelingt das nicht, geraten die internationalen Plätze schon zum Ende der Hinrunde außer Sicht. „Wenn man einmal Champions League gespielt hat, dann will man da auch bleiben“, sagte Schmidt: „Diese Visionen und Träume geben wir jetzt vor Weihnachten nicht auf.“