Hamburg. Chefcoach Ewald Lienen erklärt, wie das Trainergespann beim Kiezclub funktioniert

In der Abschlusspressekonferenz vor dem Heimspiel am Sonnabend (13 Uhr/Sky) gegen den VfL Bochum gewährte Ewald Lienen am Donnerstagmittag ungewohnte Einblicke in die Arbeit seines Trainerteams. Der Chefcoach des FC St. Pauli hielt zunächst einen mehrminütigen Monolog über die taktische Ausrichtung des nächsten Gegners. In aller Ausführlichkeit erklärte Lienen das Aufbauspiel der Bochumer, warf mit Namen und Positionen um sich, als sei er gerade frisch aus der Videoanalyse gekommen. Zweifelsohne: Der Mann ist gut vorbereitet auf die letzte Partie des Jahres.

Von viel größerem Interesse war allerdings Lienens Einlassung über die Rollenverteilung des Trainergespanns. Wenn man in den vergangenen Wochen das Training des FC St. Pauli beobachtete, gewann man zunehmend den Eindruck, als sei Co-Trainer Abder Ramdane nach der Neuverpflichtung von Co-Trainer Olaf Janßen Anfang November auf dem Abstellgleis gelandet. Der ehemalige Assistenztrainer des VfB Stuttgart übernimmt häufig das Kommando im Mannschaftstraining. „Olaf ist vielleicht etwas präsenter, was die Leitung des Trainings angeht“, sagte Lienen, der den neuen Mann im Trainerteam als große Verstärkung betrachtet. „Ich kann mich ein bisschen zurückziehen und mehr beobachten. Das ist eine riesengroße Hilfe für mich.“

Beide Co-Trainer seien aber hauptsächlich für die Vorbereitung der Trainingseinheiten und die Spielanalyse zuständig. Dass Ramdane an Macht im Team verloren hat, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Es passt ins Bild, dass der Franzose nicht mehr auf der Trainerbank neben Lienen sitzt, sondern Janßen. „Wir haben Abder auf die Tribüne gesetzt und bekommen von da aus Informationen in der Halbzeit. Das ist natürlich wertvoll“, sagte Lienen und erklärte den Hintergrund des Ortswechsels noch deutlicher: „Es ist ein anderer Eindruck, als wenn du das Spiel ebenerdig siehst.“

Gemeinsam mit dem technischen Analysten Andrew Meredith beliefert Ramdane die Mannschaft in der Halbzeit eines jeden Spiels mit Videomaterial. „Andrew ist technisch in der Lage, die Bilder sofort in Kategorien einzuteilen – in Torchancen des Gegners und eigene Torchancen. Die Dinge, die sie da oben gesehen haben, arbeiten wir kurz auf“, erklärte Lienen.

Egal, welcher Co-Trainer den größeren Anteil an dem derzeitigen Aufwärtstrend des Zweitligaschlusslichts hat – vier Punkte aus den vergangenen zwei Spielen und kein Gegentor sprechen für ein funktionierendes Gespann im Trainerteam.

St. Paulis Stürmer Marvin Ducksch hat sich im Training am Mittwoch einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen und fällt bis auf Weiteres aus.