Hamburg.  Bei der 11. Hamburger Sportgala in der Volksbank-Arena ehrt ein Beachvolleyball-Olympiasieger von London zwei Rio-Olympiasiegerinnen

Es war 19.35 Uhr, als Julius Brink den weißen Umschlag ganz langsam öffnete und dann die Siegesbotschaft verkündete: „Der Sportgala-Award 2016 geht an Laura Ludwig und Kira Walkenhorst.“ Einen besseren Preispaten konnte es an diesem Abend bei der elften Hamburger Sportgala in der Volksbank-Arena im Volkspark nicht geben: Brink, 2012 in London an der Seite von Jonas Reckermann umjubelter Beachvolleyball-Olympiasieger, ehrte das Goldteam von Rio 2016. „Das ist eine große Anerkennung für uns, ich hätte sehr gern diesen Moment mit Laura geteilt“, sagte Walkenhorst. Wie das Abendblatt berichtete, laboriert ihre Partnerin an den Folgen einer frischen Schulteroperation. Das gesamte Sportjahr über hatte sie bereits über Schmerzen geklagt, was sie aber nicht am großen Triumph in Rio hinderte.

Wie nah große Erfolge und bittere Niederlagen im Sport zusammenliegen, war an diesem Abend eindrucksvoll zu sehen. Ganz bewusst hatten die Initiatoren der Gala – die Stadt Hamburg, der Hamburger Sportbund, die Handelskammer, das Unternehmen ECE, der NDR sowie das Abendblatt – die Rückschläge im fast abgelaufenen Sportjahr nicht ausgespart. Schon im Einführungsfilm waren noch einmal die Tränen der Fans nach dem Aus für das Eishockeyteam der Freezers zu sehen. Auch der Finanz-K.-o. für die HSV-Handballer sowie der Rückzug des Aurubis-Teams aus der Volleyball-Bundesliga der Frauen wurden thematisiert.

Einfühlsam sprach NDR-Moderator Yared Dibaba in einer kurzen Talkrunde mit dem einstigen Freezers-Kapitän Christoph Schubert, Stefan Schröder, Handballweltmeister von 2007, sowie der einstigen Aurubis-Volleyballerin Nina Braack. „Das Aus damals war ein richtiger Tritt“, sagte Schubert. Braack erklärte, sie habe beim Anblick der Aurubis-Szenen wieder Gänsehaut bekommen. Und Schröder erinnerte an das letzte Training nach der Mitteilung der Insolvenz: „Das war sehr beklemmend. Aber schon damals habe ich gesagt: Ihr müsst mich raustragen, ich gehe hier freiwillig nicht weg.“

Bei aller Frustration steht das Trio indes auch für den Aufbruch der Sportstadt Hamburg. Schubert startet den Neuanfang bei den Crocodiles; Braack spielt in der Zweiten Liga für das Volleyball-Team Hamburg, und Schröder führt als Routinier den HSV Hamburg durch die Dritte Liga. Und sie waren sich einig: Diese Stadt ist aller Anstrengungen wert. Sportsenator Andy Grote versprach Unterstützung: „Wir versuchen, die Dinge zu tun, die wir tun können.“ Als sein emotionales Highlight des Sportjahres nannte Grote die Olympischen Spiele in Rio.

Die Spiele am Zuckerhut spielten auch bei anderen Nominierungen eine große Rolle. Weltmeister Artem Harut­yunyan (fehlte bei der Gala wegen eines Bundeswehrlehrgangs) sicherte mit seiner Bronzemedaille dem deutschen Boxverband die weitere Spitzenförderung, Edina Müller holte Silber im paralympischen Kanuwettbewerb, Dorothee Vieth – die Konzertgeigerin und Geigenlehrerin fehlte wegen einer Generalprobe – krönte ihre paralympische Laufbahn mit Handbike-Gold in Rio. Ebenfalls nominiert waren die Hockeydamen des Uhlenhorster HC (2016 zum fünften Mal deutscher Feldmeister), das Hamburger Judo-Team als deutscher Mannschaftsmeister und Hockeystar Moritz Fürste (UHC), der wegen seiner Hochzeitsreise nach Südafrika fehlte.

„Es ist ein ganz wichtiges Signal für die Sportstadt, dass es diese Gala wieder gibt“, sagte Wimbledonsieger Michael Stich. Nachdem die Hamburger im November 2015 mehrheitlich gegen die olympischen Pläne des Senats gestimmt hatten, hatten sich die Gala-Organisatoren eine Denkpause verordnet und sich dann ganz bewusst für einen intimeren Rahmen in der Volksbank-Arena entschieden.

Martin Schwalb, einst Erfolgstrainer zu Bundesligazeiten, jetzt Vizepräsident des Handball-Drittligateams, war sichtlich beeindruckt: „Wunderschön, was ihr aus unserer Trainingshalle gemacht habt. Ich glaube, wir vermieten die jetzt als Eventhalle.“ Edina Müller lobte, dass bei dieser Gala „wir Sportler im Mittelpunkt standen“.

Nach dem offiziellen Teil begann die Party. Der einstige Hockey-Olympiasieger Christian „Büdi“ Blunck kündigte an, dass seine Mutter Greta länger feiern werde als er selbst: „Mama ist ein echtes Feierbiest. Die geht immer erst am Schluss.“ Was zeigt, dass sich Partylaune und hohes Alter keineswegs ausschließen: Denn am 12. Februar 2018 wird die ehemalige Hockey-Nationalspielerin und -trainerin ihren 80. Geburtstag feiern.