Wolfsburg. Nach dem 0:5 in München müssen Geschäftsführer Allofs und Trainer Ismaël um ihre Jobs bangen

Ingolstadt, Bremen, Hamburg. Das Trümmertrio der ersten Saisonphase hat am Wochenende geschlossen drei Punkte eingefahren. Die Tendenz der Kellerkinder ist positiv – ganz schlecht für den VfL Wolfsburg. Denn der befindet sich in der Fußball-Bundesliga weiter im freien Fall. Die Luft im Abstiegskampf wird immer dünner für den Pokalsieger und Vizemeister von 2015.

Sicher, beim FC Bayern haben schon viele Teams verloren. Aber die hilf-, orientierungs- sowie mutlose Art und Weise, in der sich die „Wölfe“ bei der 0:5-Pleite am Sonnabend bei nur ordentlichen Bayern präsentierten, lässt nur einen Schluss zu: Es muss etwas passieren. Mal wieder. Wird Klaus Allofs jetzt entlassen?

Die Probleme im Wolfsburger Team sind seit Monaten die gleichen. Im Sommer tauschte der Manager die halbe Mannschaft aus. Es änderte sich nichts. Also musste Dieter Hecking seinen Trainerstuhl räumen. Doch auch mit Valérien Ismaël wurden die Ergebnisse nicht besser. Beide Coaches haben nun sieben Spiele in der Bundesliga absolviert. Die miese Bilanz: Unter Hecking gab’s sechs Punkte, unter Ismaël gar nur deren vier. Keine Allofs-Umstellung fruchtete. Ist der nächste logische Schritt der Wechsel auf dem Managerposten?

Seit vielen Tagen köchelt das Thema im von erfahrenen Volkswagen-Männern besetzten Aufsichtsrat des VfL. Das Problem bislang: Das entscheidende Mitglied war in den USA, um dort die gewaltigen Konzernprobleme zu moderieren. Aber nun ist Francisco Javier Garcia Sanz in Wolfsburg, gestern Abend stieß er bei der Weihnachtsfeier des Clubs noch in der VW-Arena an. Muss er nun seinem geschätzten Wegbegleiter Allofs die Entlassungspapiere in die Hand drücken? Alles hängt an Garcia Sanz.

Der Boss des Aufsichtsrats tut sich aber mit Blick auf die Verdienste von Allofs schwer, diesen zu schassen. Der Spanier stand nach unseren Informationen lange als letzte Instanz des Gremiums unverrückbar hinter Allofs. Mit der deutlichen Packung gegen die Bayern kann sich aber auch das mittlerweile erledigt haben.

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Allofs kursieren derweil schon zwei Namen im Dunstkreis des Clubs: Jens Todt und Matthias Sammer. Der ehemalige Bayern-Sportvorstand, der sein Amt im Juli wegen eines leichten Schlaganfalls aufgeben musste, soll eine Option sein. Allerdings gilt es als schwierige Mission, Sammer von einem Job beim Krisen-VfL zu überzeugen.

Das könnte bei Todt durchaus einfacher werden. Der Ex-Leiter des Wolfsburger Nachwuchsleistungszentrums (2010 bis 2011) wurde vor zweieinhalb Wochen beim Zweitligisten Karlsruher SC entlassen, hat aber die Verbindung zur VW-Stadt nie ganz verloren. Besonders mit Blick auf den diskutierten Strategiewechsel gilt Todt als gut vorstellbare Variante. Bislang gab’s aber keinen offiziellen Kontakt zwischen dem VfL und den möglichen Nachfolgern.

Denn die Allofs-Entscheidung muss erst noch fallen. Gut möglich, dass sie unmittelbar bevorsteht. Die Stimmung bei der Weihnachtsfeier dürfte sich gestern zumindest in Grenzen gehalten haben. Weil die eigene Leistung Sorgenfalten bereitet – und die anderen Kellerkinder plötzlich Punkte holen.

Und Klaus Allofs? Der angezählte Geschäftsführer sehnt die Winterpause herbei. Dies sei die „beste und einzige Möglichkeit, um ein paar Dinge zu verändern“, sagte Allofs konsterniert. Man habe „ein paar Dinge im Kopf“. Dazu wird unter anderem wohl gehören, 35-Millionen-Einkauf Julian Draxler wieder abzuschieben.

In Panik wollte er aber trotz der prekären Situation und Tabellenplatz 15 nicht verfallen. „Wenn mir jemand sagt, dass der Trainerwechsel von den Punkten her nichts gebracht hat, muss ich zustimmen. Aber ich denke schon, dass sich ein paar Dinge weiterentwickelt haben“, sagte Allofs.

Im Spiel beim FC Bayern war davon aber rein gar nichts zu sehen. Wolfsburg war in allen Belangen unterlegen und überfordert. Für Ismael, der Dieter Hecking im Oktober abgelöst hatte, war es im siebten Spiel die fünfte Niederlage.

„Ich stehe auch jeden Morgen auf und frage mich, was da los ist“, sagte der Franzose am Sonntag. Er stehe in engem Kontakt mit Allofs und konzentriere sich nun vollends darauf, vor der Winterpause mit Punkten Argumente für seine Arbeit zu liefern.

Schon vor dem Spiel hatte es jedoch Berichte gegeben, wonach Ismael im Winter wieder abgelöst werden könnte. Laut der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung hält der VfL weiterhin Kontakt zum früheren Hamburger Coach Bruno Labbadia, zum Portugiesen Paulo Sousa sowie dem Deutsch-Amerikaner David Wagner, der beim englischen Zweitligisten Huddersfield Town unter Vertrag steht.

Auch der seit 2014 joblose Mirko Slomka brachte sich schon einmal in Stellung. „Das ist nicht abwegig, weil ich ja Niedersachse bin und mein Herz natürlich auch ein bisschen für Niedersachsen schlägt“, sagte der 49-Jährige im Sky-Interview.