Hamburg. Gemeinde Wentorf bietet 1,2 Millionen Euro, Hamburger Sportbund will mindestens drei Millionen Euro erlösen

Zehn Jahre nachdem der Hamburger Sportbund (HSB) den Betrieb seiner jahrelang defizitären Sportschule Sachsenwald in Wentorf – bis zu 250.000 Euro Minus im Jahr – zum 31. Dezember 2006 eingestellt hat, zeichnet sich nun der Verkauf des 7,3 Hektar großen Geländes ab. „Wir wollen das Thema beenden. Wir sind nach unserem Verständnis Interessenvertreter des Sports und keine Grundeigentümer“, sagt HSB-Geschäftsführer Ralph Lehnert, der künftige Vorstandsvorsitzende. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 19. Dezember will sich der HSB für den Verkauf die Zustimmung seiner 819 Vereine und 54 Verbände einholen. Bei einem ähnlichen Antrag hatten 2005 rund 90 Prozent der Mitglieder den Sportbund beauftragt, Käufer für das Gelände zu suchen. Die konnten nicht gefunden werden, da das Areal im Bebauungsplan als Grünfläche mit Sportnutzung ausgewiesen ist.

Unter dieser Prämisse ließen sich für die Fläche nur rund 1,2 Millionen Euro erlösen. Zu diesem Ergebnis kam Anfang dieses Jahres ein von HSB und Gemeinde Wentorf beauftragtes Verkehrswertgutachten. Könnte die Hälfte des Geländes bebaut werden, gedacht wird an 21 Einzelhäuser und vier dreigeschossige Stadtvillen, die übrige Fläche bliebe dem Sport erhalten, stiege der Verkehrswert auf sieben Millionen Euro. Zieht man davon vier Millionen für die Erschließung ab (Zufahrten, Anschlüsse für Strom, Wasser, Gas), blieben dem HSB drei Millionen Euro. Das ist in etwa jene Summe, die sich das Präsidium von dem Geschäft erhofft.

Mit dem Geld würde der Sportbund Baukredite für das Haus des Sports ablösen, damit seinen Haushalt strukturell um rund 200.000 Euro jährlich entlasten Zudem würden per Saldo 22.000 Euro Unterhaltskosten für die Sportschule entfallen. Nach den Sparauflagen der Stadt (75.000 Euro für 2017, 150.000 für 2018) und dem Austritt des mitgliederstarken Vereins Sportspaß (240.000 Euro weniger Jahresbeiträge) würde der Verkauf die finanzielle Lage des HSB nachhaltig entspannen.

Das Problem: Die Gemeinde Wentorf hat in den vergangenen zehn Jahren alle Vorschläge zur Entwicklung des Geländes abgelehnt, der neu gewählte Bürgermeister Dirk Petersen (Bündnis 90/Die Grünen) hatte im Wahlkampf versprochen, dass Am Fuchsberg kein Wohnungsbau stattfinden wird. Die Bürgerinitiative „Wentorf mit Augenmaß“ stellt den HSB mit aggressiven Parolen als Immobilienhai und Umweltzerstörer dar: „Ein solches Gelände und die traditionsreichen Sportanlagen dürfen nicht einer Bauland-Spekulation geopfert werden.“ Als die Anlage noch regelmäßig in Betrieb war, hatten sich die heutigen Sportsfreunde wiederholt über den dortigen Lärm beschwert.

Dieser Hintergrund hat bis heute mögliche Interessenten verschreckt. Erst vor zwei Wochen hatte ein potenzieller Investor die weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem HSB abgebrochen. Gespräche mit Gemeindevertretern hatten ihm die Hoffnung genommen, dass der Bebauungsplan in absehbarer Zukunft geändert wird. „Es gibt aber weitere Interessenten, wir sind optimistisch, bald eine akzeptable Lösung präsentieren zu können“, sagt HSB-Präsident Jürgen Mantell. Eine konkrete Offerte liegt bereits vor. Die Gemeinde Wentorf bietet 1,2 Millionen Euro – und würde dann am Status quo festhalten. Dem HSB ist das zu wenig.

Entschiedener Gegner des Verkaufs ist Boris Schmidt, Vorsitzender der TSG Bergedorf und des Hamburger Basketballverbandes. „Der Sport sollte keine Flächen freiwillig abgeben. Ich bin überzeugt, dass man dieses Gelände halbwegs wirtschaftlich nutzen und die Sportschule wieder mit Leben füllen kann.“ Die TSG Bergedorf, die dem HSB einst das Areal zum Bau einer Sportschule überließ, hat auf der Fläche bis Ende 2024 sieben Tennisplätze gepachtet und würde dort gern einen Kunstrasenplatz für Hockey bauen, das Gymnasium Wentorf nutzt den Grandplatz und die Aschenbahn für den Schulsport.