Hamburg. Die Porsche European Open soll an ihrem neuen Standort Golffans aus ganz Nordeuropa anlocken.

Die knapp 1300 Mitglieder der Golfanlage Green Eagle in Winsen (Luhe) mussten sich zuletzt in Geduld üben. Auf den Spielbahnen des Südkurses hat sich ein Pilz eingenistet, der es schwer macht, die Laufrichtung des Balles zu berechnen. Der anspruchsvolle Nordkurs wiederum war wochenlang nur eingeschränkt nutzbar: Gleich sechs Grüns wurden vollständig abgesodet und umgebaut. „Ein wahnsinniger Kraftakt“, sagt Geschäftsführer Michael Blesch. Aber er ist überzeugt, dass er sich gelohnt hat.

Denn vom 27. bis zum 30. Juli kommenden Jahres wird wie berichtet erstmals die Porsche European Open hier ausgetragen (Abendblatt vom 1. Dezember). Zehn Jahre nach der bis dato letzten Deutsche Bank Players Championship of Europe auf Gut Kaden in Alveslohe kehren damit die besten Spieler der European Tour in die Metropolregion Hamburg zurück.

„Der Umzug ist der richtige Schritt, um das Turnier an einem modernen Standort und in einer Stadt, die mehr Zuschauer verspricht, weiterzuentwickeln“, sagte Turnierdirektor Dominik Senn bei einer Pressekonferenz im Atlantic-Haus auf St. Pauli. Der Schweizer hatte die European Open 2015 nach sechs Jahren wiederbelebt und zweimal in Bad Griesbach im Rottal ausgetragen, jeweils im September. Sie ist neben der BMW International Open, die im jährlichen Wechsel im GC München-Eichenried und in Pulheim bei Köln stattfindet, die einzige deutsche Golfveranstaltung auf Topniveau.

Preisgeld von zwei Millionen Euro

Mit dem Umzug aus Bayern in den Norden hat das Turnier auch den alten Termin von Gut Kaden übernommen. Statt in Konkurrenz mit dem hoch dotierten Fedex Cup findet es nun unmittelbar nach dem Major-Event British Open statt – was die Chance deutlich erhöht, namhafte Spieler der US-Tour zu einem Start zu bewegen. Das Preisgeld von zwei Millionen Euro liegt zwar deutlich unter dem der zeitgleich stattfindenden Canadian Open (sechs Millionen Dollar) und soll auch in den Folgejahren nur „sanft“ gesteigert werden.

Doch dürfte Senn zugutekommen, dass er mit seiner Agentur 4sports & Entertainment mehrere Spitzenspieler auch in Übersee vertritt und berät. Auch sollte das Geld für Antrittsprämien vorhanden sein, nachdem Titelsponsor Porsche sein Engagement gerade um drei Jahre bis 2020 verlängert hat. Der Stuttgarter Autobauer hatte den Umzug des Turniers mit vorangetrieben: „Unsere Vision war von Anfang an, die European Open zu alter Größe zurückzuführen und zu einem Tour-Highlight zu machen“, sagte Sponsoringchef Oliver Eidam, „dafür brauchen wir eine Metropolregion.“

Vertrag läuft über fünf Jahre

Der noch ein Jahr gültige Vertrag mit dem Golf Resort Bad Griesbach wurde „einvernehmlich“ aufgelöst. Gleichsam als Entschädigung wird dort künftig das Paul Lawrie Match Play ausgetragen, das einzige Lochwettspiel auf der European Tour.

Der neue Vertrag der European Open läuft über fünf Jahre. Mindestens dreimal wird das Turnier in diesem Zeitraum in Winsen gespielt, 2017 und 2018 in jedem Fall. „Danach werden wir die Lage beurteilen“, sagte Senn. Er hofft auf deutlich mehr Zuschauer als die zuletzt 35.000 in Bad Griesbach.

Zu Recht, wie Sportsenator Andy Grote ausführte: „Hamburg hat eine golfbegeisterte Bevölkerung und birgt entsprechend hohes Zuschauerpotenzial. Das Turnier wird aber auch eine hohe Ausstrahlung und Reichweite für die Stadt bringen.“ Es soll auch Fans im golfbegeisterten Dänemark und anderen skandinavischen Ländern locken.

Eine Unwägbarkeit gibt es

Im Gegensatz zu anderen neuen Events – dem Beachvolleyballturnier am Rothenbaum, dem Ironman – wird Hamburg die European Open finanziell nicht unterstützen. Grote: „Das Turnier ist wirtschaftlich sehr stark und passt auch nicht ganz ins Format unserer Top-Ten-Veranstaltungen.“

Eine Unwägbarkeit freilich gibt es: Die European Open kollidiert terminlich mit dem Tennisturnier am Rothenbaum. Einen solchen Fall gab es schon 2000, damals verkehrte ein Shuttleservice nach Gut Kaden. Dem Hype um Tiger Woods tat es keinen Abbruch.

Die Turnierstars von 2017 konnte Senn noch nicht benennen. An der sportlichen Herausforderung sollte es jedenfalls nicht scheitern: Der Nordkurs gilt mit seinen 7165 Metern als einer der längsten und schwersten in Europa. Die Zusage von Martin Kaymer gilt bereits als sicher – Deutschlands Topspieler hatte, obwohl Markenbotschafter von Mercedes-Benz, auch in Bad Griesbach abgeschlagen. Altmeister Bernhard Langer hat sich zwar vertraglich zu drei Starts verpflichtet. Allerdings nicht, wenn zeitgleich wichtige Termine der Champions Tour anstehen – wie 2017 die Senior Open. „Ich glaube, dass dieses Majorturnier für ihn Priorität hat“, sagte Senn.