Hamburg. Die Nationalmannschaften sollen im März in Hamburg vor allem für die Frauen-WM im Dezember 2017 werben

Für den Abend des 29. Oktober 1917 lud der Ausschuss für das Frauen- und Mädchenturnen des Berliner Turnraths zu einer Sitzung ins Lehrvereinshaus. Einziger Tagesordnungspunkt: die „Vervollständigung und Berichtigung der Torballregeln“. Am Ende war eine von Oberturnwart Max Heiser unterschriebene Wettspielordnung entstanden, die heute als Keimzelle des Handballspiels in Deutschland gilt.

2017 jährt sich diese Geburtsstunde zum 100. Mal, und der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat aus diesem Anlass für den 29. Oktober in der Hauptstadt je ein Länderspiel der Frauen (gegen die Niederlande) und Männer (gegen Spanien) geplant. Die Höhepunkte des Jubiläumsjahrs aber werden in Hamburg stattfinden: angefangen mit dem Tag des Handballs am 19. März, abgeschlossen mit der Finalrunde der Frauen-WM am 15. und 17. Dezember.

„Das ist ein Kompliment für alle, die sich in der Stadt für den Handball starkmachen“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein bei einer Pressekonferenz in der Barclaycard Arena. Die Sportart hatte es ja zuletzt nicht leicht in der Stadt, man denke nur an den Bundesliga-Lizenzverlust des HSV Hamburg im Januar. Auch die Männernationalmannschaft hat schon mehr Rückhalt erfahren als bei ihrem bis dato letzten Gastspiel: Nicht einmal 4000 Zuschauer waren im November 2015 dabei, als der nur drei Monate spätere Europameister den Supercup gewann.

Auch deshalb ist dieser Wettbewerb inzwischen Geschichte. An seine Stelle soll der Tag des Handballs treten: DHB-Männer und -Frauen werden in der Barclaycard Arena je ein Spiel gegen Schweden bestreiten (14 und 17 Uhr), nur einen Tag nachdem es in Göteborg ein erstes Aufeinandertreffen gab. Zuvor haben von 11.30 Uhr an die deutschen Junioren Gelegenheit, sich in einem Länderspiel gegen Israel auf großer Bühne zu präsentieren. Autogrammstunden sind geplant, in der benachbarten Volksbank-Arena.

„Wir wollen die gesamte Handballfamilie in Hamburg begrüßen“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann. Und natürlich Werbung für die WM im Dezember machen, auch wenn der Vorverkauf besser als gedacht läuft. So gingen für den Finaltag in Hamburg bereits mehr als 2000 Karten weg – bei Preisen immerhin von 25,50 bis 87 Euro.

Für den Tag des Handballs bietet der DHB von Donnerstag an ermäßigte Karten bereits für elf Euro an. „Das ist sogar günstiger als bei einem einzelnen Männerspiel“, sagte Generalsekretär Mark Schober, „aber der Tag des Handballs soll ja auch kein Geschäftsmodell sein.“ Das war bei der Premiere im September 2014 ein wenig anders: Damals gipfelte die Veranstaltung im Bundesligaspiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem HSV vor der Weltrekordkulisse von 44.189 Zuschauern in der Frankfurter Commerzbank-Arena.

Es wird wohl ein einmaliges Experiment bleiben. In seiner modifizierten Form als Länderkampf jedoch soll der Tag des Handballs 2020 eine dritte Auflage erleben. „Wir planen einen Dreijahresrhythmus“, sagte Michelmann, „mehr würde uns kräftemäßig überfordern.“ Angedacht ist, weitere Jugendmannschaften einzubinden. Vorbild für dieses Format ist Frankreich: Dort spielen regelmäßig alle Nationalteams an einem gemeinsamen Termin.

Grit Jurack, die Teammanagerin der deutschen Frauen, freut sich schon auf das „Gänsehauterlebnis“ Tag des Handballs. Beim vorerst letzten Auftritt der Nationalmannschaft in der jetzigen Barclaycard Arena im Juni 2009, einem 22:19-Sieg im WM-Play-off gegen Serbien vor 8500 Zuschauern, war sie noch als Aktive dabei. „Es war gigantisch. Wir mussten die Hymne a cappella singen, weil die Technik gestreikt hat“, erinnert sich die Rekordnationalspielerin, „das hat uns zusätzlich motiviert.“ Aber das ist eine andere Geschichte.