Abu Dhabi.

Mit seiner Rebellion gegen den Mercedes-Kommandostand hat Lewis Hamilton beim Weltmeister-Rennstall eine tiefe Vertrauenskrise ausgelöst. Nach der Ego-Fahrt des entthronten Formel-1-Champions in der Schlussphase des Saisonfinales von Abu Dhabi schloss Motorsportchef Toto Wolff Konsequenzen für den störrischen Briten nicht aus, der Anweisungen von der Box ignorierte. „Anarchie funktioniert in keinem Team und in keinem Unternehmen“, warnte der Österreicher. „Es geht darum, eine Lösung zu finden, wie man so etwas in der Zukunft verhindert.“ Prompt vermuteten britische Medien wie der „Daily Express“: „Hamilton droht der Rauswurf.“

Hamilton wollte im Zitterfinale, das bei RTL durchschnittlich 6,00 Millionen Fernsehzuschauer live verfolgten (33,5 Prozent Marktanteil), noch einmal alle Möglichkeiten ausschöpfen, seine WM-Aufholjagd doch noch zu krönen. Dafür verschleppte der vorneweg fahrende 31-Jährige das Tempo, um Verfolger Nico Rosberg in Positionskämpfe mit Sebastian Vettel und Max Verstappen zu verwickeln. Wäre der deutsche Mercedes-Pilot nur Vierter geworden, hätte Hamilton doch noch die Wende vollbracht. „Wir haben den Rennsieg in Gefahr gesehen. Seit drei Jahren ordnen wir alles dem Rennsieg unter“, begründete Wolff seinen Ärger, da Vettel auf den letzten Runden richtig aufdrehte.

„Es war vielleicht ein bisschen naiv“, sagte Rosberg über Hamiltons Taktik. „Man kann die Teamseite verstehen, man kann aber auch Lewis verstehen, weil es um die WM geht.“ Hamilton hatte erst eine Ansage seines Renningenieurs Peter Bonnington ignoriert, wieder mehr Gas zu geben. Dann leistete er auch der Anweisung von Technikdirektor Paddy Lowe nicht folge. „Ich verliere gerade die WM, da ist es mir egal, ob ich dieses Rennen gewinne oder verliere“, lautete einer der Funksprüche des trotzigen Hamilton.

Wolff ermahnte sich selbst zur Besonnenheit: „Vielleicht kann man von einem der besten, wenn nicht dem besten Rennfahrer nicht verlangen, dass er in so einer Situation die Anweisungen befolgt, in der ihn seine Instinkte davon abhalten.“ Hamilton selbst wies jede Schuld von sich: „Ich habe nichts Gefährliches, nichts Unfaires gemacht. Wir haben um die WM gekämpft, ich lag in Führung, ich habe das Tempo bestimmt. So sind die Regeln.“