Hamburg. Der Trainer des FC St. Pauli kritisiert den Fitnesszustand seines Stürmers

Am Montagmittag bestätigten sich die Befürchtungen des FC St. Pauli um Christopher Buchtmann: Der Mittelfeldregisseur hat sich am Sonnabend bei der 0:2-Niederlage in Heidenheim einen Teilriss im Innenband des linken Knies zugezogen. Buchtmann wird dem Schlusslicht der Zweiten Liga erst in der Rückrunde wieder zur Verfügung stehen.

Das Verletzungspech zieht sich bei St. Pauli seit der Saisonvorbereitung wie ein roter Faden durch die Spielzeit. Ein kompletter Kader ist eine Wunschvorstellung und so weit von der Realität entfernt wie der Kiezclub derzeit vom Klassenerhalt. Am meisten genervt vom braun-weißen Lazarett ist Trainer Ewald Lienen, der immer wieder gezwungen ist, seine Mannschaft umzustellen.

Als Blitzableiter musste nach dem Spiel gegen Heidenheim, der siebten Niederlage in den letzten acht Partien, Fabrice-Jean „Fafa“ Picault herhalten, der für Lienen das Sinnbild der Ausfallmisere ist. „Fafa gehört zu den Spielern, die am allerwenigsten in dieser Saison trainiert und gespielt haben. Er hat einen riesigen körperlichen Nachholbedarf“, sagte Lienen und machte seinem Unmut Luft: „Seine Ausdauergrundlage ist desaströs.“ Das hat gesessen.

Tatsächlich pausierte der Stürmer in dieser Saison mehr, als dass er der Mannschaft weiterhalf. Nur fünf Spiele hat der US-Amerikaner im Ligabetrieb bestritten, bei den letzten elf Partien war er nur zweimal im Kader. Mal fiel Picault wegen muskulärer Probleme aus, mal machte ihm sein Rücken zu schaffen. Einschließlich des Pokalwettbewerbs stand der 25-Jährige nur 430 Minuten auf dem Platz – das macht einen verschwindend geringen Spielanteil von 30 Prozent aus. „Das ist bedauerlich“, sagte Lienen und drosch weiter auf seinen Spieler ein: „Du kannst von Fafa in dieser Verfassung nichts erwarten. Der macht seine Läufe nach vorne und braucht erst einmal zwei Minuten, um sich zu erholen.“

Dass es zwischen Picault, der in der vergangenen Saison von den Fans zum Publikumsliebling auserkoren wurde, und seinem Trainer gekracht haben muss, offenbarte sich schon am 13. Spieltag nach der Partie gegen Düsseldorf. Wenige Tage vor dem Spiel sagte Picault dem Abendblatt noch, dass er sich richtig gut fühle. Umso verwunderlicher war es, dass der Offensivmann nicht einmal im Kader stand. Als Lienen anschließend auf der Pressekonferenz um ein Statement zum Stürmer gebeten wurde, stammelte der 63-Jährige etwas von einer Muskelverletzung vor sich hin und war auffällig kurz angebunden. Die Geschichte wiederholte sich vor der jüngsten Partie. Picault kehrte am Anfang der Woche zurück ins Mannschaftstraining, woraufhin Lienen spekulierte, dass es für einen Einsatz in Heidenheim reichen würde. Am Ende war er wieder nicht im Kader.

„Fafa denkt, dass seine Leistung schon ausreicht. Aber für mich reicht es nicht, um in dieser Situation das Allerletzte aus sich rauszuholen“, sagte Lienen in seiner Wutrede, in der er nicht nur gegen Picault schoss, sondern zum Rundumschlag gegen seine Spieler ausholte. Lienen traut Picault den Abstiegskampf noch nicht zu. „Wenn er länger nicht mit der Mannschaft trainiert hat, dann kommt er auch nicht wie Phönix aus der Asche zurück“, sagte er. Die Meinung hatte Lienen vor zwei Spieltagen offenbar noch nicht, als er einen angeschlagenen Picault in die Startelf gegen Würzburg stellte.

Für eines sei der Stürmer aber dennoch gut: „Wir müssen Tore schießen. Das ist etwas, was er unter Umständen könnte“, sagte Lienen. Amen.