München. Hoeneß ist wieder da – und man könnte meinen, dass er nie weg war. Sogar seine Münchner gewinnen wieder

Er war zweieinhalb Jahre weg, er hat dem FC Bayern gefehlt, der FC Bayern hat ihm gefehlt, aber Uli Hoeneß braucht wie zu erwarten nicht lange, da ist er schon wieder in seinem Element. Schon bevor er am Freitagabend 98,5 Prozent der abgegebenen Stimmen bei der Wahl zum Präsidenten erhält, fallen deutliche Worte. Als er dann wieder der starke Mann des deutschen Rekordmeisters ist, legt er nach. Und am Sonnabend und am Sonntag wird auch dem Letzten klar: Uli „Mia san mia“ Hoeneß ist zurück.

Sonnabend, das Spiel gegen Bayer Leverkusen ist mit Glück gewonnen (2:1), da marschiert Hoeneß erst mal in die Kabine. Die Mitglieder hat er am Freitag für sich eingenommen, nun ist die Mannschaft dran. Er bleibt etwa 20 Minuten, dann läuft Hoeneß beschwingt durch das Erdgeschoss der Arena. Sie sind ein Einstand nach Maß, seine ersten nicht einmal 48 Stunden, die bei einem umjubelten Fanclub-Besuch am Sonntag darin gipfeln, dass wie einst der „Kaiser“ einen Ball vom Weißbierglas ins rechte untere Loch einer Torwand schießt.

Am Freitag, am Ende seiner Rede, mit der er sich der Form halber um das Amt des Präsidenten bewirbt, sagt er: „Die Fähigkeit, in einer klaren Sprache und Aussprache Probleme anzusprechen, ist nicht verloren gegangen, sie schläft nicht, sie ruht und sie kann bei Bedarf jederzeit zurückkommen.“ Leute, macht er deutlich: Die „Abteilung Attacke“, die gibt es nach wie vor, und wenn es sein muss, öffne ich die Türe und komme raus!

Kurze Zeit später ist Hoeneß schon auf Betriebstemperatur und sagt über RB Leipzig: „Wir haben neben Dortmund einen zweiten Feind, den wir jetzt endlich wieder attackieren können.“ Es ist ein Satz, den Hoeneß einen Tag später in aller Öffentlichkeit bereut. „Im Fußball gibt es keine Feinde, die gibt es im Krieg. Im Irak oder Syrien, da gibt es Feinde, aber nicht im Fußball – das sind Rivalen und Gegner“, sagt er bei Sky und im ZDF, „das Wort Feind nehme ich hiermit offiziell zurück und entschuldige mich dafür.“

Der Satz mit dem Feind, erklärt Hoeneß, sei „in meiner Euphorie“ gefallen, an einem Abend, von dem er in der Haft geträumt habe. Fünfeinhalbtausend Briefe habe er während dieser Zeit bekommen, teils von wildfremden Menschen und Fans anderer Clubs, er habe sie gelesen, wenn es ihm nicht gut ging, auf dem Bett sitzend oder liegend und heulend „wie ein Schlosshund“. Nicht zuletzt diese Anteilnahme, macht er deutlich, habe ihm die Kraft gegeben, die „schwierige Zeit so gut zu überstehen“, zurückzukommen und „es wieder zu packen“.

Diese „Vision“ (Hoeneß) habe sich bereits an dem Tag entwickelt, an dem er für Karl Hopfner Platz machen musste. Also am 2. Mai 2014, als er rief: „Das war’s noch nicht!“ Seine Visionen für den FC Bayern umreißt Hoeneß nur kurz, er betont dabei aber von allem die „ungeheure“ soziale Verantwortung, derer der FC Bayern gerecht werden müsse, er verspricht, dass er ein „Bindeglied“ und „Kümmerer“ sein wolle.

Am Sonnabend wird Hoeneß deutlicher. Karl-Heinz Rummenigge hat zu verstehen gegeben, dass Philipp Lahm Sportdirektor beim FC Bayern wird. Rummenigge und er selbst, ergänzt Hoeneß im ZDF, „müssen in den nächsten paar Jahren den personellen Umbruch in der Führung einleiten, das halte ich für die wichtigste Arbeit der nächsten Jahre und dazu fühle ich mich, sagen wir mal, genötigt fast. Weil das Werk, das Karl-Heinz, andere und ich hier aufgebaut haben, das müssen wir demnächst in gute Hände legen.“

Wenn man so will ist Hoeneß auch zurückgekommen, um sich abzuschaffen. An erster Stelle aber steht für ihn zunächst die „sportliche Delle“, er betont: „Wir müssen darüber reden, wie wir wieder Spiele gewinnen.“ Und wie es sich für ein Hoeneß-Wochenende gehörte, wollte da auch die Mannschaft nicht den Spielverderber geben. 2:1 gewannen die Bajuwaren gegen Leverkusen. Einmal traf Thiago, einmal traf Mats Hummels. Die sportliche Minikrise also schon wieder beendet, bevor sie so richtig begonnen hatte. Dazu noch die positive Nachricht, dass Franck Ribéry, ein erklärter Hoeneß-Liebling, seinen Vertrag bis 2018 verlängerte. Trotzdem: „Gewisse Stellschrauben müssen sicher verändert werden“, sagt Kaiser Uli. Aber, um daran zu drehen, seien ja Rummenigge oder Trainer Carlo Ancelotti da, „da muss nicht der schlaue Hoeneß kommen“.

Das aber glaubt er wohl selbst nicht. Denn, wie sagt er: „Wenn ich etwas mache, dann richtig.“