Hamburg. Sieben Jahre nach seiner Gründung führt der Aufsteiger erstmals die Tabelle an

RB Leipzigs Sturmlauf an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga hat selbst die internationale Presse auf den Plan gerufen. „Dieses Leipzig macht wirklich ernst! Der Verein arbeitet an seinem Ruf als Überraschungsteam Europas“, schrieb die spanische „Marca“ nach dem 3:2 der Sachsen bei Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen am Freitag. Und die französische Tageszeitung „Le Figaro“ fragte: „Der Traum geht für Leipzig weiter. Wo wird das wohl hinführen?“

Das fragen sich viele. Denn die auch nach dem elften Spieltag ungeschlagene Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl avancierte mit dem achten Saisonsieg nicht nur zum besten Aufsteiger der Liga­geschichte und ersten ostdeutschen Tabellenführer seit Hansa Rostock 1991. Sie überrascht auch immer wieder aufs Neue mit ihrer Gier nach Erfolg, ihrer Fitness und ihrem kompromisslosen Kampf bis zur letzten Minute. „Es ist schön, dass wir die Liga spannender machen“, sagte Hasenhüttl.

Doch wo liegen die Grenzen für das seit sieben Jahren systematisch von einem österreichischen Getränkekonzern aufgebaute Team? Vor den 27.752 Zuschauern in Leverkusen gab es nur wenige. Rückstände durch Kevin Kampl und Julian Brandt steckten die Leipziger ebenso weg wie Farbbeutelwürfe durch „Idioten“ (Hasenhüttl) auf den Team-Bus. Hasenhüttl kann Dinge feststellen, von denen die Liga längst weiß. „Von der Mentalität her eine Wahnsinnsvorstellung“, sagte er zur Psyche seines Teams. Sportdirektor Ralf Rangnick sagte im „ZDF-Sportstudio“: „Die Mannschaft weiß um ihre Stärken und spielt die im Moment auch tatsächlich aus.“

Ist die Meisterschaft für Rangnick denkbar? „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass das passiert“, sagte er, erinnerte aber auch an das Phänomen Leicester City, das vergangene Saison sensationell den Titel in England gewann. „Das war auch undenkbar und ist trotzdem passiert.“ Auch Dortmunds Trainer Thomas Tuchel hält den Durchmarsch der Leipziger für möglich: „Ich denke, das hier ist keine Eintagsfliege, sondern total ernst zu nehmen. Das ist zu vergleichen mit dem, was in England passiert ist.“

Jetzt sind die sieggewohnten Bayern die Jäger – und nicht wie gewohnt die Gejagten. Am 21. Dezember kommt es zum Duell in München. Rangnick beschäftigt sich damit noch nicht, sagte aber so viel: „Einschüchtern tut uns grundsätzlich nichts.“