Hamburg. Der HSV-Vorstand löst seinen Vertrag zum 1. Januar auf – Wirbel um Gernandt-Interview

Das Blatt Papier, von dem Markus Gisdol am Freitagmittag ablas, war bis zur letzten Zeile gefüllt. Der HSV-Trainer kratze sich am Kinn, dann legte er los. René Adler? Schleimbeutelentzündung. Wird am Montag operiert. Fällt für den Rest der Hinrunde aus. Schlimm, schlimm. Emir Spahic? Meniskusquetschung. Wird mindestens zwei Spiele fehlen. Schlimm. Cléber? Hatte die ganze Woche Knieprobleme. Könnte in Hoffenheim nicht zur Verfügung stehen. Ein bisschen schlimm. Albin Ekdal? Kapselverletzung. Reist gar nicht erst in den Kraichgau mit. Und schließlich noch Luca Waldschmidt. Knieprobleme. „Bei ihm müssen wir überlegen, ob es überhaupt Sinn macht, ihn mitzunehmen“, sagte Gisdol.

Die Vorzeichen für das so wichtige Auswärtsspiel des HSV in Hoffenheim (So., 15.30 Uhr) könnten nicht schlechter sein. Zur alarmierenden Personallage gesellt sich die alarmierende Stimmungslage. So blieb in der Länderspielpause im Volkspark kein Stein auf dem anderen. Vor allem Clubchef Dietmar Beiersdorfer steht nach der desaströsen Sportchefsuche unter Druck, insbesondere nachdem Aufsichtsratschef Karl Gernandt im großen Abendblatt-Interview andeutete, dass er die Situation nach den Spielen in Hoffenheim und gegen Bremen neu bewerten würde: „Natürlich gibt es das sogenannte Manöver des letzten Augenblicks. Bevor man eine Kollision nicht mehr verhindern kann, dann hat man nur noch eine Chance“, drohte Gernandt. „Als Aufsichtsrat muss man wissen, wo dieser Punkt ist.“

Für Joachim Hilke ist dieser Punkt bereits erreicht. Der Marketingvorstand hat dem Abendblatt am Freitag bestätigt, dass er seinen laufenden Vertrag vorzeitig zum 1. Januar 2017 auflöst. Der 49 Jahre alte HSV-Vorstand hatte bereits Mitte der Woche um seine Demission zum Jahreswechsel gebeten. Der Grund: die anhaltende Unruhe rund um den Club. „Die letzten drei Jahre waren insgesamt sehr intensiv und haben insbesondere in meinem privaten Umfeld Spuren hinterlassen“, wurde Hilke am späteren Abend in einer Pressemitteilung zitiert. Vor Hilke hatten auch schon Mediendirektor Jörn Wolf und HSV-Stiftungsgeschäftsführer Stefan Wagner ihre laufenden Verträge gekündigt.

Nach dem Hilke-Aus droht die HSV-Führung bei einer Niederlage gegen Hoffenheim zu implodieren. Nach Abendblatt-Informationen könnte das Nordderby gegen Werder dann bereits zum Endspiel für Beiersdorfer werden.

Hoffenheim: Baumann – Süle, Vogt, Hübner – Kaderabek, Zuber – Rudy – Demirbay, Amiri – Wagner, Kramaric.HSV: Mathenia – Diekmeier, Djourou, Jung, Santos – Sakai, Porath – Müller, Gregoritsch, Kostic – Lasogga.