Hamburg. Der neue Torhüter will über die Dritte Liga zurück in die Erstklassigkeit – auch mithilfe eines Mentaltrainers

Dass er wie ein Vollprofi leben kann, genießt Dominik Plaue sehr. Die vergangenen drei Jahre, in denen er nebenbei noch eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann gemacht hat, seien doch „sehr hart“ gewesen. Jetzt aber hat er genug Zeit, um sich zum Beispiel nach dem Training in der Volksbank-Arena all die schönen Pokale anzuschauen, die in der Geschäftsstelle des Handball-Sport-Vereins Hamburg in der Vitrine stehen. „Die will ich selbst auch mal in der Hand halten“, sagt Plaue (21).

Der Wunsch erscheint etwas vermessen. Der HSV, dessen Tor Plaue seit dieser Saison bewacht, ist infolge der Insolvenz und des Lizenzverlusts nur noch drittklassig und hat mit dem HSV, der vor drei Jahren die Champions League gewonnen hat, nicht mehr viel gemein. Und doch hat Plaue mehr als nur eine Ahnung von dem, was er da träumt. Vergangene Saison spielte er für den TSV Altenholz, den Kooperationspartner des THW Kiel, bei dem er zweimal pro Woche mit dem dänischen Olympiasieger Niklas Landin trainieren durfte, seinem großen Vorbild. „Von ihm habe ich viel gelernt“, sagt Plaue. Vor allem, die Ruhe zu haben, beim Wurf die Reaktion bis zum letzten Moment hinauszuzögern. Einmal durfte er sogar für drei Minuten in der Bundesliga aufs Feld und einen Siebenmeter halten.

Aber dann hat der THW vor der Saison Europameister Andreas Wolff verpflichtet und Plaue damit die Perspektive Bundesliga vorerst verbaut. Für den HSV war es ein Glücksfall. Lange brauchte Trainer Jens Häusler nicht, um den gebürtigen Hessen zum Wechsel zu bewegen. „Mich hat das Konzept des Neustarts überzeugt“, sagt Plaue. Unter 15 Paraden pro Spiel bleibt Plaue nur selten, einige Punkte hat der 1,96-Meter-Mann dem HSV in dieser Saison mehr oder weniger allein festgehalten.

An diesem Freitag (20 Uhr) kehrt er nach Altenholz zurück, diesmal als Gegner. Es ist das Duell des Tabellenzweiten gegen den Tabellendritten der Dritten Liga Nord. Dass sein alter Verein (18:2 Punkte) sogar besser in die Saison gestartet ist als sein neuer (16:4), darüber ist Plaue selbst überrascht: „Wir waren vergangene Saison mit der gleichen Mannschaft und dem gleichen Trainer unten drin.“ Verschlechtert aber habe er sich durch den Wechsel auf gar keinen Fall. Plaue kann jetzt sechs- statt bisher viermal pro Woche trainieren, und dank der räumlichen Nähe zur Geschäftsstelle gehe es beim HSV viel familiärer zu als in Altenholz.

Die Wurfgewohnheiten der Gegenspieler braucht er diesmal etwas weniger sorgfältig zu studieren als sonst. Aber am liebsten verlässt sich Plaue ohnehin auf sein Gespür. Seit drei Jahren lässt er sich zudem von einem Mentaltrainer beraten. „Wir telefonieren oft, auch vor Spielen. Das hilft mir.“ Angefangen hat es mit einer Augenverletzung: Bei einem Unfall in der Schule hatte Plaue eine Plastikscheibe die Hornhaut aufgeritzt. Danach habe er die ungute Angewohnheit entwickelt, bei Würfen die Augen zuzukneifen und den Kopf wegzudrehen. Mithilfe des Coachs konnte er sich die Schutzbewegungen wieder abtrainieren.

Seither will Dominik Plaue nicht mehr auf diese Unterstützung verzichten. Für ihn gehört das dazu, wenn man Pokale irgendwann nicht nur angucken, sondern auch anfassen will.