Hamburg. Handballer halten ihre Heimserie – auch dank eines Zwischenfalls

Genau 15 Minuten waren gespielt, da hielt Per Oke Kohnagel plötzlich inne. Unmittelbar neben dem Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt II war ein Schauer niedergegangen. Als hätte jemand versehentlich eine Konfettikanone gezündet, mitten über dem Handballfeld der Sporthalle Hamburg. Nur dass es kein Konfetti war. Es waren Glassplitter, Überbleibsel eines geborstenen Scheinwerfers an der Hallendecke.

Bis zu diesem Zwischenfall hatte sich der HSV Hamburg schwergetan mit seiner Favoritenrolle. 5:6 stand es, und es wurde auch nicht viel besser, nachdem zuerst die Reinigungskräfte und dann auch der Elektriker die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme des Spiels geschaffen hatten. Allein vier Siebenmeter ließen die Hamburger in der ersten Halbzeit ungenutzt und sorgten so immerhin dafür, dass beim Stand von 12:10 unter den 2737 Zuschauern keine Langeweile aufkommen konnte.

Aber die technischen Aussetzer der Spieler waren ein Klacks gegen die der Halle. In der zweiten Halbzeit stellte zunächst die Anzeigetafel ihren Dienst ein. Und nach nur zwei Minuten, die Flensburger hatten gerade auf 12:11 verkürzt, regnete es erneut Scherben vom Himmel. „Das war supergefährlich“, sagte HSV-Rückraummann Jan Torben Ehlers. Nicht auszudenken, sie hätten einen Spieler beim Konter erwischt.

Diesmal dauerte die Pause rund eine Viertelstunde. Und als es (bei aus Sicherheitsgründen gedimmtem Licht) endlich weiterging, spielte nur noch der HSV. Ein 9:0-Lauf, und das Derby war beim Stand von 21:11 entschieden (45. Minute). Am Ende hieß es 27:18 für den Aufsteiger, auch das fünfte Heimspiel der Saison war gewonnen.

„Wir haben uns von dem Zwischenfall nicht irritieren lassen“, sagte Ehlers, dem gegen die alten SG-Kollegen als bestem Hamburger Schützen sieben Tore gelangen, „wir haben auch gar nicht mehr aufs Ergebnis geschaut.“ Was ja ohnehin schwierig war, da die Videowand nur blau schimmerte. Das HSV-Spiel sah nach dem Zwischenfall ganz leicht aus, weil die Abwehr nun das Flensburger Spiel durchschaut hatte und dahinter die Torhüter Dominik Plaue (13 Paraden) und Justin Rundt (vier) das Ihre taten, um die Gäste zu entnerven.

„Wir konnten in der zweiten Halbzeit viele einfache Tore machen und unsere Schnelligkeit beim Gegenstoß ausspielen“, sagte HSV-Trainer Jens Häusler. Er hatte kurzfristig seine Kaderplanung überarbeiten müssen, nachdem sich Lasse Kohnagel, der Bruder von Flensburgs Spielmacher, im Abschlusstraining am Freitag am Sprunggelenk verletzt hatte und sich Rückraumkollege Finn Wullenweber einen Infekt eingefangen hatte.

Am kommenden Freitag im Spitzenspiel beim Tabellenzweiten TSV Altenholz (20 Uhr) sollte zumindest Wullenweber wieder zur Verfügung stehen. Den Spitzenplatz behauptete die HSG Norderstedt Henstedt-Ulzburg durch einen 26:21-Erfolg in Oranienburg.