New York.

Magnus Carlsen kommt viel herum. Sogar an Orte, die es gar nicht gibt. Nach Entenhausen etwa, wo der Schachweltmeister dieser Tage zum zweiten Mal als Figur in einem Donald-Duck-Comic auftaucht. Oder ins fiktive Springfield der Zeichentrickserie „Die Simpsons“, wo er ebenfalls eine Gastrolle einnimmt. Carlsen ist inzwischen ein Schach-Popstar, nebenbei Model, neuerdings Unternehmer. Im Hamburger Abaton-Kino läuft Sonnabend, Sonntag und Mittwoch der Dokumentarfilm „Magnus – Der Mozart des Schachs“. Der Anlass: Vom heutigen Freitag an verteidigt Carlsen (25) seinen Titel in New York gegen den Russen Sergej Karjakin (26), den Neunten der Weltrangliste. Das Match ist auf zwölf Partien angesetzt.

Als sich der Norweger 2013 erstmals zum Weltmeister kürte, war die Schachwelt in heller Aufregung. Jung, gut aussehend, intelligent – einen besseren Botschafter hätte man sich kaum ausdenken können. Carlsen sollte die Königsfigur bei dem Bestreben sein, eine breitere Masse für das Spiel der Könige zu begeistern. Drei Jahre später ist er in die angedachte Rolle endgültig hineingewachsen. Wirkte er früher schüchtern und verschlossen, ist Carlsen offener und vor allem präsenter in der Öffentlichkeit. „Ich hoffe, dass ich mehr Leute motivieren kann, Schach zu ihrem Hobby zu machen, besonders Kinder“, sagt Carlsen. Sein Ziel sei es, „Schach als Werkzeug einzusetzen, um die Welt zu einem klügeren Ort zu machen“.

Die Sponsoren reißen sich um ihn, unter anderem engagierte eine Jeans-Modelinie den Wuschelkopf mit dem markanten Kinn als Model. Beinahe nebenbei ist Carlsen weiter der mit Abstand beste Schachspieler der Welt. Seit Juli 2011 ist er durchgängig Weltranglistenerster. Auch bei seiner zweiten Titelverteidigung gegen Karjakin ist er der klare Favorit. Während andere Spieler den Feinheiten der Eröffnungszüge Priorität einräumen, verlässt sich Carlsen auf seine Improvisationskünste in den Partiestadien Mittel- und Endspiel. Nach oft stundenlanger Anspannung und Konzentration kann er hier gegen die oft älteren Kontrahenten zudem seine konditionellen Vorteile ausspielen und damit Fehler provozieren.

Gegen Karjakin wird die körperliche Fitness keine Rolle spielen, der Russe ist ebenso ausdauernd. Die bisherige schachliche Bilanz spricht aber gegen ihn. Carlsen gewann von 21 Partien vier, verlor nur eine, 16 endeten remis. (HA)