Hamburg. Hamburgs Schwimmverbandschef Dietmar Schott will DSV-Präsident werden

„Derjenige, der angreift, ohne nach Ruhm zu schielen, und sich zurückzieht, ohne Ungnade zu fürchten, dessen einziger Gedanke der Schutz des Volkes und der Dienst für seinen Herrn ist, dieser General ist das Juwel des Königreichs.“ Der chinesische General und Philosoph Sunzi hat dies vor 2500 Jahren gesagt, und diese Weisheit gewinnt aktuell an Bedeutung, weil sie das Credo Dietmar Schotts ist. Der Hamburger kandidiert am heutigen Sonnabend in Leipzig bei der nicht öffentlichen Versammlung des Deutschen Schwimmverbandes (DSV; rund 600.000 Mitglieder) um das Amt des Präsidenten.

Schott (63), Rechtsanwalt, Diplomkaufmann, ehemaliger Spitzenmanager der deutschen Versicherungsbranche, finanziell unabhängig, seit 2012 Vorsitzender des Hamburger Verbandes, ist einer von drei Anwärtern auf die Nachfolge der nach 16 Jahren abtretenden Wiesbadener Rechtsanwältin Christa Thiel (62) – und nach eigener Einschätzung „wohl chancenlos“. Als Favoritin gilt die bisherige Schwimmwartin Gabi Dörries (55), Geschäftsführerin eines Softwareunternehmens aus Horst bei Elmshorn, deren Kampagne von den ehemaligen Spitzenschwimmern Britta Steffen und Paul Biedermann unterstützt wird. Zudem bewirbt sich DSV-Vizepräsident Recht Vico Kohlat (57). Bleiben die vier größten Landesverbände bei ihrer angekündigten Festlegung auf Dörries, wäre die Wahl gelaufen.

Auch Schott ging lange von diesem Szenarium aus, bis sich vor zwei Wochen die Anrufe anderer Landesvorsitzender häuften, die ihm eine Kandidatur nahelegten, weil Dörries und ihr Team bisher nur Schlagworte, aber kein Konzept geliefert hätten. Der ehemalige Schwimmer (HSV) und Erstliga-Wasserballer (SV Poseidon), der nach eigener Bekenntnis „schlecht Nein sagen kann“, entwarf mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung in den Vorständen diverser Unternehmen binnen vier Tagen seine Vorstellungen von moderner Verbandsführung und stellte eine hochkarätige Mannschaft mit Wirtschaftsexperten zusammen. Sein Angebot: Nach einem Jahr, wenn die beabsichtigte Neuausrichtung abgeschlossen sein soll und der mittel- und langfristige Finanzbedarf ermittelt ist, will sich Schott bei einem außerordentlichen Verbandstag an seinen Taten messen lassen und sich dann zur Disposition stellen.

Ein Neuanfang ist beim DSV unumgänglich. Den Verband plagen nach den erneut medaillenlosen Olympischen Spielen in Rio nicht nur sportliche Pro­bleme, auch finanzielle Engpässe. Die Rüge des Bundesrechnungshofs und interne Streitigkeiten belasten das Klima. Schott will mit seinem „Bündnis für Kompetenz, Qualität und Gemeinsamkeit“ alles auf den Prüfstand stellen, in den ersten 100 Tagen eine Online-Befragung ausgewählter Vereine und Landesverbände nach ihren Zielen, Wünschen und Ideen durchführen, das Image des Verbandes analysieren und die Zufriedenheit der Sponsoren abfragen.

Dass er bei einer Wahlniederlage als Verlierer dastehen könnte, fürchtet Schott nicht: „Gegenkandidaten gehören zur demokratischen Kultur, und vielleicht stoßen meine Überlegungen im Verband ja auf Interesse.“