Hamburg. Wie sich Hockey-Nationalstürmer Florian Fuchs im Land des Erzrivalen behauptet

Was ihm fehlt zu seinem persönlichen Glück, darauf hat Florian Fuchs eine schnelle Antwort parat. „Gutes Brot“, sagt der Hockey-Nationalstürmer. Wer einen solch banalen Wunsch äußert, der muss wirklich zufrieden sein mit seinem Leben, und Fuchs bestätigt das. „Bei mir läuft es sehr gut, menschlich und sportlich. Ich bin sehr glücklich darüber, diesen Schritt gemacht zu haben“, sagt der Angreifer, der nach den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro von seinem Heimatverein Uhlenhorster HC zum HC Bloemendaal in die niederländische Topliga gewechselt war.

Ein Blick auf die Statistik der Hoofdklasse, die gemeinsam mit der Bundesliga als beste Hockeyliga der Welt gilt (siehe Infokasten), liefert die Erklärung für die Hochgefühle des gebürtigen Hamburgers, der in der kommenden Woche 25 Jahre alt wird. Fuchs steht mit seinem neuen Verein nach acht Siegen aus acht Saisonspielen mit sechs Punkten Vorsprung auf H&BC Amsterdam, das man am vergangenen Sonntag 2:1 besiegte, an der Tabellenspitze. Zudem konnte er bereits sieben Tore beitragen. Kein Wunder also, dass der einzige Deutsche im Nachbarland als Topstar gefeiert wird. „Sein Tempo und seine Ballführung sind atemberaubend. Oft wirkt es so, als habe er Klebstoff am Schläger“, sagt Michel van den Heuvel.

Bloemendaals Cheftrainer kam im Sommer ebenfalls neu in den Amsterdamer Vorort, nachdem er zuvor erfolgreich bei Oranje Zwaart Eindhoven tätig gewesen war. Der Coach stellt Fuchs regelmäßig als hängende Spitze auf, damit dieser hinter der gegnerischen Mittelfeldreihe die Bälle abholen und mit seiner Schnelligkeit sich bietende Räume nutzen und Druck auf den Kreis ausüben kann. „Mir gefällt diese Position sehr, weil ich meine Stärken gut zur Geltung bringen kann“, sagt der Student, der in Amsterdam seinen Master in Business Administration mit Schwerpunkt Strategie und Organisation absolviert.

Die Entscheidung, seinen UHC zu verlassen und für zunächst zwei Jahre in Bloemendaal zu unterschreiben, hatte sich Fuchs, den alle „Flocke“ nennen, sehr schwer gemacht. Umso glücklicher ist er, dass sich schon nach wenigen Wochen das Gefühl eingestellt hat, angekommen zu sein in der neuen Heimat. Geholfen habe ihm dabei die Erfahrung aus dem Winter dieses Jahres, als er im Januar und Februar für Dabang Mumbai in der indischen Profiliga spielte. „Da habe ich die Erfahrung gesammelt, wie es ist, in einem völlig neuen Team Fuß fassen zu müssen. Deshalb konnte ich in Bloemendaal mit mehr Ruhe an die Aufgabe herangehen“, sagt er.

Natürlich ist Fuchs als Deutscher im Land des Erzrivalen bisweilen dem Spott der Einheimischen ausgesetzt, die sich vor allem über die angebliche Härte der deutschen Sprache lustig machen. „Aber alle Sprüche bleiben im Rahmen des üblichen Frotzelns, eine negative Rivalität gibt es nicht“, sagt er. Mit seinen australischen Teamkollegen Daniel Beale und Blake Govers sowie dem Belgier Emmanuel Stockbroekx teilt sich Fuchs eine vom Verein angemietete Wohnung in Amsterdam, fünf Fahrradminuten vom Szeneviertel De Pijp entfernt. „Das ist perfekt, um die Freizeit zu genießen“, sagt er.

Und Freizeit, die hat er öfter als in Deutschland, weil es in der Hoofdklasse die in der Bundesliga üblichen Doppelwochenenden nicht gibt. Dafür wird bis Ende November auf dem Feld gespielt; eine Hallensaison wie in Deutschland, die Fuchs wegen seines erneuten Indien-Einsatzes sowieso nicht spielen würde, gibt es nicht. Zudem sind die Auswärtsreisen aufgrund der Größe des Landes wesentlich kürzer. „Wir haben jeden Sonnabend frei, dazu auch mittwochs“, sagt Fuchs, der die Intensität des Trainings allerdings durchaus auf dem Level ansiedelt, das er vom UHC kannte. Vor allem der Dienstag, an dem von 13.45 bis 16 Uhr sowie von 18 bis 20 Uhr trainiert wird und zusätzlich von 17 bis 18 Uhr Videostudium ansteht, habe es in sich.

Welche Liga denn nun wirklich die stärkste der Welt ist, möchte Fuchs noch nicht abschließend beurteilen, weil beide zu unterschiedlich seien. „Während in Deutschland die Defensive die Basis für den Erfolg ist, wird in Holland viel mehr Wert auf die Offensive gelegt“, hat er nach den ersten zwei Monaten festgestellt.

Die Entwicklung seines UHC verfolgt er intensiv über den neuen Live­stream des Clubs im Internet, er freut sich sehr darüber, dass das junge Team sogar seinen Abgang kompensieren konnte. Dass er zurückkehrt zu seinem Herzensverein, ist beschlossene Sache. Wann, ist aber noch offen. Zunächst will er mit Bloemendaal schaffen, was ihm mit dem UHC nie gelang: nationaler Feldmeister zu werden. Gutes Brot dürfen bis dahin andere essen.