Hamburg. Das neue Nationalteam gewinnt sein erstes Länderspiel überraschend gegen England. Timo Heinze schreibt Geschichte.

Timo Heinze riss die Arme hoch, rannte jubelnd auf seine Teamkollegen zu und ließ sich vor ihnen auf den Boden sinken. „In dem Moment habe ich nicht viel gedacht. Mein Körper hat nur noch Glückshormone ausgeschüttet“, sagte Heinze nach dem 5:3 (2:2)-Sieg der deutschen Futsal-Nationalmannschaft gegen England.

Ausgerechnet Heinze war es, der am Sonntagnachmittag in der Inselparkhalle in Wilhelmsburg beim ersten offiziellen Länderspiel der Deutschen das 1:0 erzielte – und damit Geschichte schrieb. „Viel wichtiger ist, dass wir gewonnen haben“, entgegnete der gebürtige Rosenheimer den Medienvertretern, die fast so stark vertreten waren wie bei einem Bundesligaspiel des HSV.

Der 30-Jährige ist mit seiner Geschichte der unvollendeten Fußballkarriere berühmt geworden. 2012 schrieb Heinze einen gleichnamigen Bestseller, für den Nationalspieler Thomas Müller das Vorwort verfasst hat. In seiner Jugend durchlief er nahezu alle Juniorenmannschaften des FC Bayern München, rückte in die Nationalkader der U 16, U 17 und U 19 und spielte für die Bayern-Amateure in der Dritten Liga, wurde dort zum Kapitän ernannt. Er war so nah dran, den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Dann wurde Heinze aussortiert. Warum, weiß er bis heute nicht.

Futsal: Ein Leckerbissen für Technikliebhaber

In der 2015 gegründeten Futsal-Nationalmannschaft trägt der Psychologiestudent ebenfalls die Kapitänsbinde. Vor 2092 Zuschauern, unter denen sich auch Ex-U-21-Nationaltrainer Horst Hrubesch und DFB-Präsident Reinhard Grindel befanden, boten Heinze und sein Team einen Leckerbissen für Technikliebhaber. Futsal ist eine kontaktarme Variante des Hallenfußballs, bei der die technische Qualität im Vordergrund steht. Von einem Klassenunterschied, den Bundestrainer Paul Schomann vor der Partie immer wieder herbeiredete, war nichts zu sehen. Im Gegenteil: In der zweiten Halbzeit war das DFB-Team, 54. der europäischen Rangliste, der Nummer 30 deutlich überlegen.

Nach einem 2:2 zur Pause erhöhte der Futsal-Neuling acht Minuten vor Schluss auf 5:2. Jeder Treffer wurde frenetisch gefeiert. „Eine Fankultur fehlt trotzdem noch“, bemängelte Hrubesch und stellte klar, dass das Projekt hierzulande noch Zeit benötigen würde. Euphorischer war der DFB-Chef: „Das war tolle Werbung für Futsal. Ich kann der Mannschaft nur gratulieren“, sagte Grindel. Am Dienstag (18 Uhr/Sport1) treffen beide Teams an gleicher Stelle ein zweites Mal aufeinander. Auch Heinze ist heiß auf eine zweite Karriere.