Oststeinbek. Anne Domroese spielt künftig für die Stralsund Wildcats. Den Brustkrebs hat sie erfolgreich bekämpft.

Es klingt wie ein Bekenntnis zur eigenen Stärke, wenn Anne Domroese sagt: „Sobald ich eine Entscheidung getroffen habe, stehe ich mit Leib und Seele dahinter. Selbst wenn sie spontan aus dem Bauch heraus getroffenen wurde, wie vor Kurzem der Wechsel zum VC Stralsund.“

Hinter der sportlichen Zukunft der 32 Jahre alten ehemaligen Volleyballspielerin des Oststeinbeker SV stand bis vor vier Wochen ein Fragezeichen. „Ich war mir selbst nicht im Klaren, für welchen Verein ich spielen werde. Sogar der Abschied vom Volleyballsport war eine Option“, sagt Domroese.

Trainer traut Domroese Führungsrolle zu

In ihrer Geburtsstadt Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) fiel am
1. Oktober die Entscheidung. Von der Tribüne der Diesterweg-Sporthalle verfolgte Domroese den Zweitligaauftakt der Wildcats gegen den SCU Emlichheim. „Ich spürte, wie der Drang in der zweithöchsten Spielklasse mitzumischen, minütlich anstieg“, sagt sie.

André Thiel – Coach der Wildcats und guter Freund der ehemaligen Oststeinbekerin – einigte sich mit der 32-Jährigen nach der Partie per Handschlag. „Anne ist eine Spielerin, der ich nach kurzer Eingewöhnungszeit ohne Wenn und Aber eine Führungsrolle zutraue“, sagt der Trainer. „Auf jeden Fall ist sie sportlich und menschlich ein großer Gewinn für die Mannschaft.“

Anne Domroese trainiert weiterhin in Oststeinbek

In Stralsund trifft Domroese auf ihre Beachvolleyball-Partnerin Swantje Basan. Beide zählen zu den besten 20 Teams in Deutschland. Das Training bestreitet Domroese weiterhin in Oststeinbek, für Heim- oder Auswärtsspiele der Wildcats nimmt sie längere Anfahrtswege in Kauf. Der Sprung aus der Regionalliga in die Zweite Bundesliga ist auch eine enorme sportliche Herausforderung für die gelernte Pädagogin.

Das wurde Domroese am vergangenen Wochenende beim 3:2-Erfolg gegen die Skurios Volleys Borken bewusst. „Die Ballwechsel sind schneller und enorm druckvoll, es ist ein anderes Spiel“, sagt die Angreiferin. „Ich will schnellstmöglich an meinem alten Leistungsniveau anknüpfen.“ Domroese spielt auf das Jahr 2012 an, als zunächst alles nach Plan zu laufen schien. Mit der zweiten Mannschaft des VT Aurubis Hamburg holte sie den Meistertitel in der Zweiten Bundesliga. Das Pädagogik-studium schloss sie erfolgreich ab und verlobte sich mit Björn Domroese.

Der Kampf gegen den Brustkrebs

Die Diagnose Brustkrebs schlug ein wie ein Hammer im Leben der damals 28-Jährigen. „Ich hatte nur ein Ziel vor Augen – ich wollte leben“, sagt Domroese. „Und ich war bereit, den Kampf aufzunehmen.“ Der enge Familien- und Freundeskreis gab ihr neue Hoffnung. „Zu spüren, dass all diese Menschen mit dir durch dick und dünn gehen, hat mir viel Kraft für den Kampf gegen die tückische Krankheit verliehen“, sagt sie.

Ein Jahr Chemotherapie und Bestrahlung hinterließen sowohl körperliche als auch seelische Spuren. Dennoch bemühte sich Domroese, ihr Leben so normal wie möglich zu gestalten. Mitten in der Therapie heiratete sie Björn Domroese. Die Drittliga-Volleyballmänner des Oststeinbeker SV unterstützte sie weiterhin als Co-Trainerin. „Björn und ich hatten uns vorgenommen, die Sache gemeinsam durchzustehen“, sagt Domroese. „Ohne ihn hätte ich die schwere Zeit sicher nicht überstanden.“

Ärzte prophezeiten Ende der Volleyballkarriere

Zu allem Übel hatten die Ärzte ihr auch das Ende der Volleyballkarriere prophezeit. „Die Fehleinschätzung versetzte mir noch einen weiteren Schock“, sagt sie, „denn Volleyball ist ein wichtiger Teil meines Lebens.“

Den Kampf gegen den Krebs hat Domroese gewonnen, den Weg zurück zum Sport längst wieder eingeschlagen. Mit einer makelosen Bilanz von 20 Siegen in 20 Spielen führte sie die „Ostbek Cowgirls“ in der Spielzeit 2013/14 aus der Verbands- in die Regionalliga.

Nur wenigen fiel auf, dass Domroese als Rechtshänderin die Angaben und Angriffsschläge am Netz anfangs nur mit dem linken Arm ausführen konnte. „Aufgrund der Erkrankung konnte ich nicht den rechten Arm anheben“, sagt sie und lacht. „Zum Glück habe ich aber den letzten Kampf auch gewonnen.“