Hamburg. Beim FC St. Pauli löst der wieder belebte Kampfgeist verhaltene Zuversicht aus

Die Einordnung der 0:2-Niederlage in der zweiten DFB-Pokalhauptrunde gegen Hertha BSC und vor allem der dabei an den Tag gelegten kämpferischen Vorstellung fiel beim FC St. Pauli recht einhellig aus. „Das war ein ganz kleiner Schritt für uns, aber das Spiel sollte uns Selbstvertrauen geben“, sagte etwa der erneut als Innenverteidiger aufgebotene Christopher Avevor. „Das war ein ordentlicher Auftritt“, wertete auch Sportchef Thomas Meggle.

Für Begeisterung oder gar Euphorie war kein Platz, was nur zum Teil daran lag, dass der Bundesligadritte aus Berlin trotz aller erfreulicher Gegenwehr der St. Paulianer nach 90 Minuten als verdienter und ungefährdeter Sieger vom Rasen des Millerntor-Stadions gegangen war. Vielmehr konnte das Pokalspiel nicht die Gedanken an die weiterhin prekäre Situation des Zweitliga-Schlusslichtes – nur fünf Punkte aus den ersten zehn Spielen – verdrängen. Mithin stellt sich die Frage, ob die am Dienstagabend gegen Hertha BSC gezeigte Leistung ausreichen kann, um am kommenden Montag (20.15 Uhr) im Punktspiel gegen den jüngst wieder erstarkten 1. FC Nürnberg zum ersehnten zweiten Saisonsieg zu kommen.

Schließlich waren die spielerischen Defizite ebenso unverkennbar wie die Anfälligkeit der Defensive nach einem Ballverlust. „Ich denke, die Mannschaft hat begriffen, dass es so nicht weiterging“, sagte Trainer Ewald Lienen nach dem Spiel und dachte dabei an die ziemlich blutleeren Auftritte bei den vier Punktspielniederlagen zuvor.

Eine gewisse Erleichterung war Lienen durchaus anzumerken, schließlich hatte er am Tag vor dem Pokalmatch gegen Hertha BSC mit seiner Wutrede und den darin enthaltenen verbalen Attacken gegen seine Spieler ein Mittel gewählt, das man getrost als Ultima Ratio betrachten konnte. „Klar weiß man nie, wie die Mannschaft so eine Rede aufnimmt. Aber wenn wir nach den letzten Spielen nicht so einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht hätten – unabhängig davon, ob ich jetzt so geredet hätte oder nicht –, dann hätte man das Buch auch zuklappen können“, sagte Lienen. Er ließ dabei offen, ob er mit diesem Satz einen möglichen Rücktritt andeuten wollte. „Wenn eine Mannschaft in so einer Situation es nicht begreift, was gefordert ist und was sie zu tun hat, dann weiß ich auch nicht. Vielleicht wäre das jetzt aber auch ohne meine emotionale Rede passiert“, sagte er weiter.

Um die bedrohliche Situation in der Liga zu entschärfen, wird es nicht nur nötig sein, den wieder belebten Kampfgeist wieder regelmäßig an den Tag zu legen, sondern auch die Fehlerquote zu senken und offensiv gefährlicher zu werden. Hoffnung macht dabei, dass die beiden besten Innenverteidiger, Lasse Sobiech und Philipp Ziereis, bis Montagabend wieder fit sein dürften und dass die flinken Offensivkräfte Ryo Miyaichi und Fabrice-Jean „Fafa“ Picault dank ihrer in Sandhausen und gegen Hertha erhaltenen Spielpraxis auf dem Weg zur Topform einen Schritt weitergekommen sind – immerhin.