Halle/Hamburg. Beim Pokalsieg des HSV in Halle überzeugte das Sturmduo Lasogga/Wood. Jetzt sollen die Angreifer auch die Torflaute in der Liga beenden

Die Worte seines Trainers nahm sich Pierre-Michel Lasogga am Mittwochmittag zu Herzen. „Es geht immer darum, dass wir frische Spieler auf dem Platz haben“, hatte HSV-Coach Markus Gisdol nach dem Pokalsieg beim Halleschen FC am Abend zuvor gesagt. Und so ließ sich der Stürmer nach der Rückkehr in Hamburg so richtig frisch massieren, während seine Kollegen im Volkspark einen Waldlauf absolvierten. Lasogga hatte in Halle sein zweites Spiel über 90 Minuten innerhalb von vier Tagen bestritten.

Sein Sturmkollege Bobby Wood war dagegen frisch genug für den Regenerationslauf. Die Frische war es auch, die den US-Amerikaner in die Pokalelf des HSV gebracht hatte. Wood, zuvor in der Liga zweimal nur eingewechselt, durfte zum zweiten Mal in einem Pflichtspiel an der Seite von Lasogga stürmen. Der 23-Jährige war von Beginn an hellwach und brachte den HSV mit seinem Doppelpack auf die Siegerstraße. „Es wird immer besser“, sagte der Matchwinner.

Damit meinte Wood allerdings nicht seine Leistung, sondern das Zusammenspiel mit Lasogga. 82 Minuten lang ließ Gisdol die Kraftpakete gemeinsam stürmen. Und dabei zeigten die beiden, dass sie entgegen dem ersten Eindruck beim 0:2 in Berlin vor vier Wochen auch zusammen harmonieren können. „Es ist wichtig, dass wir uns immer besser verstehen“, sagte Lasogga. Vor allem beim ersten Tor demonstrierten die Mittelstürmer, wie das Zusammenspiel funktionieren kann. Lasogga behauptete den Ball im Mittelfeld, während Wood in die Tiefe startete. Über Filip Kostic kam der Ball zu Wood, der im vollen Lauf cool vollendete.

Trainer Gisdol hatte eine extrem defensive Grundausrichtung gewählt, mit den beiden Angreifern aber auch die entsprechende Offensivpower auf den Platz gebracht. „Wir haben mit vielen langen Bällen gespielt, da kam es gelegen, dass wir mit zwei Stürmern gespielt haben“, sagte Lasogga, der sich an der Seite von Wood sehr wohlfühlte. „Natürlich tut es uns auch gut, dass wir beide getroffen haben. Hoffentlich können wir das am Sonntag fortsetzen.“

Der Gegner am Sonntag ist allerdings nicht der Tabellenneunte der Dritten Liga, sondern der Tabellenfünfte der Bundesliga. Und beim 1. FC Köln spielt mit Anthony Modeste der Topstürmer der Liga. Der Franzose führt die Torjägerliste mit acht Toren an. Zum Vergleich: Der HSV hat in dieser Saison insgesamt erst acht Großchancen herausgespielt und davon nur zwei genutzt. Beide Male war es Wood, der die bislang einzigen Hamburger Bundesligatore der laufenden Saison erzielte.

Am Dienstagabend machte Wood im Pokal da weiter, wo er nach seinem tollen Einstand am zweiten Spieltag in der Bundesliga aufgehört hatte. Ein wenig Frust hatte sich offenbar aufgestaut bei dem 3,5 Millionen Euro teuren Sommerzugang. „Natürlich will ich immer spielen, das ist wichtig, damit ich weiterhin für die Nationalmannschaft nominiert werde“, sagte Wood. „Aber für Egos haben wir beim HSV keinen Platz. Es geht um den Erfolg der Mannschaft.“

Und für diesen Erfolg, das verdeutlichte das Pokalspiel, ist Wood wichtig. Nicht nur wegen seiner Tore, auch wegen seiner Arbeit, die er im Angriff verrichtet. Während Wood weite Wege geht, hält sich Lasogga lieber im Zentrum auf. So kommen sich die beiden ehemaligen Berliner auf dem Platz nicht in die Quere. „Pierre macht das sehr gut, er kämpft für die Mannschaft“, sagt Wood über seinen Partner.

Dass die beiden zusammen den HSV-Sturm bilden würden, war zu Saisonbeginn noch schwer vorstellbar. Ex-Trainer Bruno Labbadia bevorzugte ein System mit einem echten Mittelstürmer. Gisdol lässt wie schon in Hoffenheim am liebsten mit zwei zentralen Spitzen spielen. Entscheidend für das Erarbeiten von Torchancen seien für den neuen HSV-Trainer aber nicht die Anzahl von Stürmern, sondern die richtigen Umschaltbewegungen aus einer gesicherten Defensive heraus. So, wie es der HSV in Halle machte. „Wir haben in der taktischen Ausrichtung sehr viel Wert auf Stabilität gelegt“, sagte Gisdol. Dafür ließ er auf dem Feld insgesamt sieben gelernte Defensivspieler ran.

Die Geschlossenheit, unter Labbadia der Schwerpunkt, soll jetzt wieder der Schlüssel sein. „Jeder muss für den Verein kämpfen. Diese Mentalität brauchen wir“, sagt Wood. Auch Lasogga lobte die Einstellung, die den Spielern zuletzt von der Clubführung abgesprochen worden war. „Natürlich kriegt man es mit, wenn alle auf die Mannschaft draufhauen. Wir haben die richtige Reaktion gezeigt“, sagte der 24-Jährige.

Halilovic ist der Verlierer, Waldschmidt ein Gewinner

Größter Verlierer des neuen Teamgedankens ist Alen Halilovic. Dem Kroaten wurde intern bereits egoistisches Verhalten vorgeworfen. Er dürfte unter Gisdol so schnell keine entscheidende Rolle mehr spielen, wie seine Nichtnominierung für den Kader in Halle zeigte.

Ein weiterer Gewinner ist dagegen Luca Waldschmidt. Der 20-Jährige erzielte in Halle nur 19 Sekunden nach seiner Einwechslung das 4:0 – sein erstes Pflichtspieltor für den HSV. „Ich will weiter auf mich aufmerksam machen. Alles andere liegt nicht in meiner Hand“, sagte der Stürmer, der sich als Alternative für die Doppelspitze anbietet. Ob es einen Grund gebe, das Duo Lasogga/Wood in Köln nicht wieder spielen zu lassen, wurde Gisdol gefragt. Seine Antwort: „Das weiß ich nicht.“ Klar ist nur eins: Es werden zwei Stürmer mit der nötigen Frische spielen.