Hamburg. Anthony Canty glänzte beim 99:86-Sieg der Hamburg Towers in der 2. Basketball-Bundesliga gegen Essen

Anthony Canty hat diese Marotte, dass er sich nach fast jedem erfolgreichen Wurf mit den Händen die Schuhsohlen sauber streichelt. Am Sonntag streichelte der Spielmacher der Hamburg Towers besonders oft. Mit 27 Punkten war er beim 99:86 (50:41)-Heimsieg gegen ETB Wohnbau Essen mal wieder der beste Mann auf dem Parkett der Inselparkhalle. Nach seiner Bis-dato-Rekordausbeute für die „Türme“ in der 2. Basketball-Bundesliga ProA klärte der 25-Jährige auf, was es mit seinem Schuhtick auf sich hat.

„Das ist ein Adidas-Auslaufmodell, das es nicht mehr gibt. Ich trage es schon ein Jahr, es fehlt schon ein bisschen die Haftung, deswegen wische ich die Sohlen immer ab“, sagte der Berliner Jung, musste selbst über sich kichern und guckte runter auf die ausgelatschten gelben Basketballstiefel. „Ich fühle mich in denen so wohl. Ich muss noch mal das Internet durchforsten.“

Viel wichtiger als das Schuh-Thema, mit dem er schon internen Spott auf sich gezogen hat, war ihm die Rückkehr seines Point-Guard-Kollegen Mario Blessing (24). Als Alleinunterhalter hatte Canty in den vorigen zwei Partien im Schnitt 35 Minuten gespielt und schon auf den Namen „Maschine“ gehört, diesmal musste er nur knapp 27 Minuten ran, Blessing (16 Minuten) entlastete ihn enorm und bekam für sein „super Spiel in der Defensive“ ein individuelles Lob von Trainer Hamed Attarbashi. Blessing habe den Essener Star Christopher Alexander, den Topscorer der Liga, „richtig müde gemacht“. Sonst hätte der US-Routinier noch mehr als 27 Punkte gemacht.

Blessing hatte den Towers zunächst wegen seiner Hüftprellung gefehlt und danach hatte ihn der Magen-Darm-Kabinenvirus flachgelegt, der quasi das ganze Team samt Trainer Attarbashi heimgesucht hatte und für die Absage des Gastspiels in Heidelberg am Vorwochenende gesorgt hatte. Das Arenaheft „Towerful“ zitierte die Anordnung der medizinischen Abteilung: „Viel Ruhe, ganz viel Ruhe und möglichst im Bett liegen bleiben.“ Tatsächlich waren dann alle Akteure bis auf den langzeitverletzten Stefan Schmidt (Kreuzbandriss) einsatzbereit. Zwölf Spieler auf dem Spielbogen sind geradezu sensationell für die Towers. Und sie verdeutlichten die neue Tiefe im Kader der „Türme“. „Die Bank war nahezu bei 40 Punkten zusammen – das ist perfekt, da muss man Respekt zollen“, sagte Essens Trainer Igor Krizanovic anerkennend.

Bezeichnend war auch, dass abgesehen von Dauerbrenner Canty sich diesmal wieder neue Kollegen ins Rampenlicht der Inselparkhalle spielten. Den Namen Lars Kamp, der 13 Punkte einnetzte, muss man sich auf jeden Fall merken. Der 20 Jahre alte Shooting Guard ist ein Killer mit Babyface. „Natürlich freut man sich, wenn man als junger deutscher Spieler 23 Minuten spielen darf in der ProA“, sagte er zunächst ganz bescheiden. Um dann über seinen Basketballstil verschmitzt zu sagen: „Von der Mentalität her bin ich ein Scorer. Und ich mache gern Dinge, die die Emotionen hochkochen lassen.“ Das bewies er zum Beispiel mit einem „Floater“, einem hübschen Hakenwurf, zum 81:69. Ob es ihm beim Basketball helfe, dass er hobbymäßig Klavier spielt? „Klar, beim Dribbeln sind auch die Finger im Spiel. Und Rhythmus brauche ich ja auch ein bisschen“, meinte er kess.

Insgesamt sahen die 2738 Zuschauer ein Offensiv-Spektakel, in dem beide Teams defensiv so ihre Mühe und Not hatten. „86 Punkte darfst du zu Hause nicht kassieren, das ist viel zu viel, mäkelte Canty. Das war natürlich auch dem Perfektionisten Attarbashi nicht entgangen. Aber er lobte seine Jungs auch für die 99-Punkte-Offensivleistung und das immer besser werdende Zusammenspiel, das sich auch in der Top-Dreierquote (11 von 23) widerspiegelte: „Wir haben noch nie in der Geschichte dieses Vereins 99 Punkte geworfen, die 100 heben wir uns noch auf“, meinte der 40-Jährige lächelnd.

Für die Towers, die nun drei Siege und zwei Niederlagen auf dem Konto haben, steht eine harte Woche mit Reisestrapazen an. Am Donnerstag geht´s zum Nachholspiel nach Heidelberg, am Sonnabend folgt das Gastspiel im fränkischen Baunach. Also heißt es vor allem: gesund bleiben.