München. Bayerns Vorstandschef prangert vor dem Spiel gegen Gladbach die Nachwuchspolitik des FC Chelsea an

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vom deutschen Rekordmeister Bayern München hat die Clubs der englischen Premier League für ihre Transferpolitik scharf kritisiert. „Wir wollen keine Zehn- oder Elfjährigen nach München holen wie die Engländer, bei denen man teilweise schon von Kidnapping sprechen kann. Da hätte ich moralische Bedenken“, schrieb Rummenigge in einem Beitrag für das vereinseigene Magazin vor dem Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sa., 18.30 Uhr, Sky).

Rummenigge (61) gab dort einen Überblick über den Stand beim Neubau des Nachwuchsleistungszentrums im Münchner Norden und betonte, dass der deutsche Branchenführer bei der Jugendarbeit „sowohl national als auch international etwas den Anschluss verloren“ habe. Bei der Neuausrichtung dieses Bereichs sei England kein Vorbild, meinte er, und nannte den FC Chelsea mit derzeit 41 europaweit verliehenen Kickern als negatives Beispiel.

Coach Carlo Ancelotti sieht es nicht ganz so pauschal wie sein Vorgesetzter, betonte aber: „Manchmal müssen Spieler in ihrem Land wachsen. Das Wichtigste ist, dass sie in ihrer Familie leben in diesem Alter.“

Bayern-Boss Rummenigge will junge Spieler erst ab einem Alter von 14 Jahren nach München locken, und zwar am liebsten aus der näheren Umgebung, wie er versicherte: „Unsere Schwerpunkte werden ganz klar Deutschland und der bayerische Raum sein. Unsere künftigen Talente werden also sicherlich eher aus Rosenheim kommen und nicht aus Rio.“

Die Bayern sind vier Partien gegen Gladbach sieglos

Auch die Bayern-Profis nahm er sich zur Brust. Mit dem Auftreten der Mannschaft in der Liga „konnten wir zuletzt nicht zufrieden sein“, schrieb er. Deshalb gelte es gegen Mönchengladbach, „auf die Siegerstraße zurückzukehren.“ Dass Rummenigge noch einmal mahnend den Zeigefinger hob, kam nicht von ungefähr. Statistisch gesehen sei Mönchengladbach für den FC Bayern zuletzt der „schwierigste Gegner in der Bundesliga“ gewesen, sagte der Vorstandschef der Münchner. Stimmt genau. Die jüngsten vier Duelle gegen die Fohlen haben die Bayern nicht gewonnen, zweimal gar verloren. Setzt sich diese Statistik fort, stellen die Bayern eine unrühmliche Serie ein: Drei Ligaspiele ohne Sieg – das gab es zuletzt 2010 unter Louis van Gaal.

„Wir müssen eine sehr gute Leistung abrufen und mit sehr hoher Intensität spielen“, forderte Ancelotti. Schludrigkeiten wie bei den Remis gegen Köln und Frankfurt werden sich die Bayern nicht erlauben dürfen. Gladbach spiele starke Konter, sagte Ancelotti – und verfügt damit über eine Waffe, die den im Umschaltspiel verwundbaren Münchnern schon häufiger wehgetan hat. „Die Lösung ist Balance, nur Balance“, sagte der Italiener. Anders als beim 4:1 in der Champions League gegen Eindhoven müsse das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive über 90 Minuten stimmen.

Während die Bayern nur auf Franck Ribéry verzichten müssen, plagen Gladbach größere Personalsorgen: Fabian Johnson meldete sich zwar fit, Thorgan Hazard und Raffael fallen jedoch aus. Der schwachen Auswärtsbilanz (nur ein Sieg in den jüngsten 14 Ligaspielen) stehen das frische Selbstvertrauen vom 2:0 bei Celtic Glasgow gegenüber und die Erinnerung an ein 1:1 in München im April.

Allein auf der erfolgreichen Vergangenheit basiert für Keeper Yann Sommer die Chance in der Festung Allianz Arena nicht. „Unsere Bilanz gegen Bayern ist gut, aber das bringt uns nichts“, sagte der Schlussmann. „Wenn es uns gelingt so zu verteidigen wie gegen Celtic, haben wir eine Chance.“

Der Schweizer Sommer kassierte einst mit dem FC Basel eine 0:7-Schlappe in München, ärgerlich sind aber auch die Erinnerungen von Manuel Neuer an die Borussia. Im Trikot des FC Schalke 04 und des FC Bayern unterliefen dem Welttorhüter schon viermal Patzer gegen die Fohlen-Elf. Zuletzt ließ er beim 0:2 im März 2013 einen Ball des aktuell verletzten Raffael durch die Hände rutschen.