Shanghai/Hongkong. Problemtag für die Weltranglisten-Ersten: Während Hamburgs Zverev Djokovic am Rande der Niederlage hatte, ging Kerber böse unter.

Der Hamburger Tennisprofi Mischa Zverev hat beim Masters-Turnier in Shanghai eine Riesenüberraschung gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic nur knapp verpasst. Im Viertelfinale hatte der 29-Jährige den serbischen Topfavoriten am Rande einer Niederlage, ehe er sich 6:3, 6:7 (4:7), 3:6 geschlagen geben musste. Der Außenseiter lag im zweiten Satz schon 2:0 vorn und forderte den Schützling von Boris Becker am Freitag 2:20 Stunden.

Es war so knapp: Mischa Zverev muss sich über eine verpasste Riesenchance ärgern
Es war so knapp: Mischa Zverev muss sich über eine verpasste Riesenchance ärgern © Getty Images | Lintao Zhang

Der in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Zverev, Nummer 110 im ATP-Ranking, war beim Stand von 6:5 und 30:30 im zweiten Satz nur noch zwei Punkte von seinem bislang größten Erfolg entfernt.

Am Ende landete eine Vorhand des wacker kämpfenden Außenseiters im Aus und lässt Djokovic damit weiter von seinem vierten Shanghai-Titel träumen. Mischa Zverev zeigte gegen den schwächelnden Djokovic eine formidable Vorstellung und suchte immer wieder erfolgreich den Weg ans Netz. Im ersten Durchgang unterliefen dem Linkshänder nur vier unerzwungene Fehler, Djokovic kam auf 18 sogenannte "Unforced Errors".

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Djokovic gegen Zverev-Bezwinger-Bezwinger

Tief durchatmen: Djokovic stand gegen Zverev am Rand einer Niederlage
Tief durchatmen: Djokovic stand gegen Zverev am Rand einer Niederlage © Getty Images | Lintao Zhang

In Durchgang zwei gelang Melbourne- und Paris-Sieger Djokovic, der eine weitere Zusammenarbeit mit seinem Coach Becker über das Saisonende hinaus zuletzt offen gelassen hatte, ein Break zur 4:3-Führung. Doch Zverev nahm der Nummer eins postwendend das Service ab. Djokovic bewies danach kühlen Kopf, als er sich in den Tiebreak rettete, den er klar dominierte.

Im dritten Satz ließ der haushohe Favorit dann nichts mehr anbrennen und legte mit einem schnellen 3:0 den Grundstein zum Halbfinale, in dem er am Sonnabend auf den Spanier Roberto Bautista Agut (Nr. 15) trifft. Der Spanier gewann 6:3, 6:4. gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga, der zuvor Mischa Zverevs jüngeren Bruder Alexander ausgeschaltet hatte.

Zverev bester Qualifikant des Jahres

Mischa Zverev hatte bislang einmal im Viertelfinale eines Masters gestanden: 2009 in Rom. Über die Runde der letzten Acht in der zweithöchsten Turnier-Kategorie nach den vier Grand-Slam-Events war der Hobby-Pilot bislang noch nie hinausgekommen.

Der ältere Bruder des Toptalents Alexander Zverev (Platz 21 der Weltrangliste) präsentierte sich bei dem mit 7,666 Millionen US-Dollar dotierten Hartplatzturnier in Shanghai schon zuvor überraschend stark. Der ehemalige Davis-Cup-Profi war der erste Spieler in diesem Jahr, der als Qualifikant bei einem Masters-Turnier in der Runde der besten Acht stand.

Müde Kerber geht in Hongkong unter

Derweil kämpft die zweifache Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber vor dem letzten Tennis-Höhepunkt des Jahres mit den Problemen einer langen Saison. Für die Weltranglisten-Erste war in Hongkong nach einem überraschend deutlichen 3:6, 1:6 gegen die Australierin Daria Gavrilova am Freitag in der Runde der besten Acht Schluss.

Die Australian-Open- und US-Open-Gewinnerin klagte am Freitag auch über Probleme an der Schulter. Bis zum Sonntag in der kommenden Woche muss die Nummer eins ihre Kräfte bündeln, um ihr bislang erfolgreichstes Jahr krönen zu können. „Ich brauche ein paar freie Tage“, sagte die Linkshänderin. „Ich bin müde und brauche eine Menge Behandlungen, um für das nächste Turnier bereit zu sein.“ Vom 23. Oktober an messen sich die acht besten Tennis-Damen des Jahres.

Kerber sucht nicht nach Entschuldigung

Gegen Gavrilova unterliefen Kerber sechs Doppelfehler. Nach 74 Minuten war die Chance auf den Halbfinaleinzug vertan. „Die Saison ist schon lang. Ich habe die Schulter gespürt, aber das ist keine Entschuldigung“, sagte Kerber. „Ich weiß, ich kann besser spielen.“ Im sechsten Vergleich mit Gavrilova zog die Schleswig-Holsteinerin zum ersten Mal den Kürzeren.

Schon in Wuhan und Peking hatte Kerber ein frühes Turnier-Aus hinnehmen müssen und war jeweils im Achtelfinale gescheitert. Vor einer Woche hatte sie eingeräumt, körperlich nicht bei 100 Prozent zu sein und wegen Oberschenkelproblemen ihre Teilnahme in Hongkong zunächst offengelassen.